Johannes Hruby, evangelischer Pfarrer der Gemeinde Ostdorf-GeislingenFoto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Ostdorfer Pfarrer Johannes Hruby meint, dass kein Virus Zuversicht auslöschen kann

Balingen. Seit Wochen befinden wir uns in einer Krise, in der Corona-Krise. Gibt es eine Hoffnung in dieser Krise?

Um mit einer Krise umzugehen, kann es helfen, sich daran zu orientieren, wie andere Menschen mit schweren Situationen umgegangen sind. Der Reformator Martin Luther hat 1516/17 die Pest selbst erlebt. Ungefähr 100 Jahre später gab es wieder eine Pest. Zu dieser Zeit lebte der Liederdichter Paul Gerhardt. Einen seiner Brüder hat er durch die Seuche verloren – und an andere Krankheiten seine Frau und vier von fünf Kindern.

Luther und Gerhardt sind bedeutende Dichter von Kirchenliedern. Ihre Texte zeugen von einer großen Glaubensfreude und von einem geradezu trotzigem Gottvertrauen in schweren Zeiten. "Ein feste Burg ist unser Gott", dichtete Luther.

Gerhardt schrieb Zeilen wie diese: "Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich." Und auch dieses Lied stammt von Paul Gerhardt: "Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann."

Dieses Lied nahm Johann Sebastian Bach in seine Matthäuspassion auf. Und mitten in der Coronakrise beweist der Choral, wie zeitlos tröstend und ermutigend diese Worte sind: Die Bachgesellschaft Malaysia hat innerhalb von zwei Tagen ein Video produziert, auf dem Musiker rund um die Welt dieses Lied singen und spielen – jeder für sich, aber im Video zu einem vielstimmigen Chor vereint. Das Lied zeigt: Es gibt eine Hoffnung, dass ein Größerer, Stärkerer die Welt in seinen Händen hat. Dieser starke Gott weiß Wege und lenkt die Bahnen. Kein Virus kann diese Hoffnung auslöschen.