Ist Balingen die "Crackhölle" im Kreis? Oberbürgermeister wünscht sich mehr Rechtsmittel.
Balingen - Balingen, die Kunst-, Kultur- und Einkaufsstadt – dieser Anspruch ist nach Ansicht von Alexander Maute (SPD) derzeit passé. Stattdessen werde die Stadt eher mit Drogen- und Flüchtlingsproblemen in Verbindung gebracht, nachdem ein Leserbrief über die Zustände am Bahnhof weit über die Stadtgrenzen hinaus hohe Wellen geschlagen habe.
"Dieses Thema muss uns alle beschäftigen"
Im Verwaltungsausschuss am Dienstag hielt er fest, dass das, was Peter Seifert, der Besitzer des Balinger Bahnhofs, erlebt habe, zunächst einmal dessen Problem sei. Maute stört sich aber daran, dass die Vorkommnisse am Bahnhof auf die ganze Stadt übertragen würden und der Eindruck entstanden sei, dass diese ein Drogenproblem habe. "Dieses Thema muss uns alle beschäftigen", forderte er ebenso wie Klarstellungen, zum Beispiel von der Stadtverwaltung.
Der "Aufschrei" nach dem Leserbrief ist für Oberbürgermeister Helmut Reitemann nicht nachvollziehbar, zumal ihm der neue Balinger Revierleiter Michael Schlüssler in einem Gespräch versichert habe, dass Balingen und der Bahnhof im "unterdurchschnittlichen Bereich" lägen, was die Kriminalität anbelange. Es gebe weder am Bahnhof noch in der Stadt ein "Riesenproblem", wobei man sich dennoch immer wieder fragen müsse, "ob die rechtliche Handhabe reiche, um reagieren zu können". In diesem Zusammenhang bedauerte er, dass das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen wieder aufgehoben worden sei.
Seifert sei mit seinen Problemen nicht bei der Stadt vorstellig geworden, führte Reitemann weiter aus und verwies auch darauf, dass die Bundespolizei für den Bahnhof zuständig sei. Wolfgang Hallabrin von den Freien Wählern und selbst Polizist, betonte: "Balingen ist eine sichere Stadt. Jeder kann sich frei bewegen, auch abends." Die Stadt habe keine Brennpunkte und kein Drogenproblem.