Ein Mann, ein Signal: Bernd Majer ist Spitzenkandidat der Jusos bei den Kommunalwahlen 2014. Möglichst weit vorne auf der SPD-Liste will er platziert sein. Der 26-Jährige sieht sich als Kandidat der jungen Balinger. Foto: Maier

Kommunalwahl: Balinger Jusos machen eine Ansage und nominieren Bernd Majer. Drei Etablierte scheiden nächstes Jahr aus.  

Balingen - Endlich einen Vertreter für die jungen Balinger im Gemeinderat: Das ist das Ziel der Jusos. Für die Kommunalwahlen 2014 hat der SPD-Nachwuchs einen eigenen Spitzenkandidaten nominiert, es ist zugleich ein Zeichen für den sich vollziehenden Generationswechsel innerhalb des Balinger Ortsvereins.

Die Balinger Jusos wollen mit der Nominierung des 26-jährigen Bernd Majer möglichst weit vorne auf der Liste der SPD ein Signal aussenden. "Der Balinger Gemeinderat braucht dringend einen Vertreter der jungen Generation", sagt der Balinger Juso-Vorsitzende Sanel Dacic im Gespräch mit unserer Zeitung. Und: "Mit Bernd Majer haben wir einen kompetenten, engagierten und erfahrenen Mann gefunden."

Tatsächlich sind bisher im Balinger Gemeinderat vorwiegend reife Semester vertreten, das gilt auch und vor allem für die SPD-Fraktion. Keiner der acht Gewählten – Helga Zimmermann-Fütterer, Kurt Haigis, Angela Godawa, Georg Seeg, Rainer Heinz, Ulrich Teufel, Volker Kolbus und Karlhein Raisch – ist unter 55. "Wer jünger ist als 55, gilt im Gremium generell als jung", sagt Juso-Mann Bernd Majer.

Die jüngste derzeitige Stadträtin überhaupt ist Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) mit 41 Jahren; gewählt wurde sie 2009 im Alter von 36. Majer sieht sie als Ausnahme, die die Regel bestätigt: Für Kandidaten unter 40 sei es fast unmöglich, genügend Stimmen zu erhalten, um in den Gemeinderat zu kommen. Die Folge: Die große Gruppe der 16- bis 35-Jährigen sei nicht repräsentiert. Diesen Umstand will die Balinger SPD-Nachwuchsorganisation ändern. Mit Bernd Majer.

Der heute 26-jährige Frommerner, der nach dem Studium nun bei Bizerba arbeitet und im sogenannten vorpolitischen Raum in Vereinen aktiv ist, war schon bei den Kommunalwahlen 2009 für die SPD angetreten. Damals auf Platz 21, er holte 1198 Stimmen. Das war respektabel, reichte aber nicht für ein Mandat. Mittlerweile hat sich Majer in der SPD etabliert. Seit nunmehr zehn Jahren ist er für die Jusos aktiv, 2005 gehörte er zu den Gründern der Balinger Gruppe. Aktuell ist er Kreischef der Jusos, seit 2012 stellvertretender Vorsitzender der Kreis-SPD und Mitglied im Vorstand des Balinger Ortsvereins.

Dieser innere Machtzirkel des Balinger Parteiablegers hat sich in den vergangenen Jahren sehr verjüngt: Auf die langjährige Chefin Helga Zimmermann-Fütterer (Jahrgang 1938) folgte im Jahr 2010 Alexander Maute (Jahrgang 1975). Aktuell gehören mit Joke Herth sowie den Jusos Sanel Dacic, Bernd Majer und Nils Horst vier weitere "Junge" dem Vorstand an. Gegenüber der älteren Garde um den stellvertretenden Vorsitzenden Georg Seeg, Kassenchefin Christel Prinzen und Beisitzerin Angela Godawa sind sie sogar in der Mehrheit. So gesehen ist es nur logisch, dass diese "Jungen" nun auch nach vorne drängen.

Ein vorderer Listenplatz, wie ihn die Jusos für Majer anstreben, ist indes noch lange kein Garant dafür, auch gewählt zu werden, anders als etwa bei Landtags- und Bundestagswahlen. Kommunalwahlen sind noch stärker Personenwahlen, auch ein Kandidat, der auf dem letzten Listenplatz notiert ist, kann gewählt werden, wenn er nur genügend Stimmen holt.

Gleichwohl erhöht ein vorderer Platz die Chancen, mehr Stimmen zu erhalten, weil Wähler oft denken, dass diejenigen, die vorne und damit prominent platziert sind, "es" schon drauf haben – und sich zudem oft nicht die Mühe machen, die langen Kommunalwahllisten bis zum Ende genau durchzusehen. Deshalb setzen die Parteien ihre Spitzenleute üblicherweise nach vorn. Die Forderung nach einem vorderen Platz für den Juso-Kandidaten ist deshalb auch als eine klare Ansage an die bisher etablierten und gesetzten Kandiaten und an die derzeitigen Vertreter im Gemeinderat zu verstehen: Wir wollen da rein.

Drei aus der derzeitigen Fraktion werden nach Angaben des Balinger SPD-Chefs Alexander Maute beim Urnengang 2014 ohnehin nicht mehr antreten: Helga Zimmermann-Fütterer (seit 1979 im Gemeinderat), Rainer Heinz (Stadtrat seit 1999) und Karlheinz Raisch (Stadtrat von 1989 bis 1999 und erneut seit 2009). Erneut antreten wollen laut Maute Kurt Haigis, Angela Godawa, Georg Seeg, Ulrich Teufel, und Volker Kolbus. Für die SPD werde es, sagt Maute, wie für die anderen Parteien aber schwer, ihre derzeitige Mandatszahl zu halten, weil die Sitzzahl im Gremium von 40 auf 32 verringert wird.

Doch auch wenn es schwer wird: "Unsere acht Mandate wollen wir verteidigen", sagt Maute. Dafür muss die SPD Stimmen zugewinnen. Wie soll das klappen? Die SPD wolle, sagt Maute, in Balingen erstmals ein detailliertes Wahlprogramm vorlegen. Statt ausschließlich auf bekannte Köpfe zu setzen wolle man Wähler im nächsten Jahr noch mehr als bisher mit Inhalten überzeugen. Und, klar: Bernd Majer soll als Kandidat für junge Balinger positioniert werden. Diese Gruppe werde bei der nächsten Wahl eine deutlich größere Bedeutung haben als bisher: Erstmals dürfen 2014 auch schon 16-Jährige über die Zusammensetzung der lokalen Parlamente mitentscheiden.

Bernd Majer geht die Kandidatur optimistisch und ernsthaft an. Er ist regelmäßig in Kontakt mit Jugendlichen, er spüre, sagt er, dass sich auch junge Leute für Politik interessieren – "wenn sie merken, dass sie ernst genommen werden". Und schon heute besucht der 26-Jährige regelmäßig Sitzungen des Gemeinderats, um sich vorzubereiten. Abschreckend sei das nicht, sagt er mit einem Lachen, ganz im Gegenteil: "Lokalpolitik ist spannend, weil man unmittelbar vor Ort etwas bewegen kann."