Erste Bewerbung, erster Redner: Amtsinhaber Thomas Miller (links) eröffnet den Reigen der Redner bei der Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten für Rosenfeld. Ihm folgten Michael von Allwörden und Samuel Speitelsbach (rechts). Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Wie sich die Kandidaten für den Chefposten im Rosenfelder Rathaus präsentieren

Von Steffen Maier

Die Bürgermeisterwahl in Rosenfeld bewegt die Rosenfelder – das hat die Kandidatenvorstellung am Freitagabend in der Festhalle deutlich gemacht. Mehr als 200 Interessierte kamen, um sich ein Bild von den Kandidaten zu machen und sich anzuhören, welche Vorstellungen die drei Bewerber haben.

Rosenfeld. Spätestens bei der Vorstellungsrunde wurde klar, dass es nur zwei ernst zu nehmende Kandidaten für den Chefsessel im Rosenfelder Rathaus gibt: Amtsinhaber Thomas Miller sowie Michael von Allwörden.

Miller ("Ich bin ihr Bürgermeister") nutzte seinen Amtsbonus und verwies darauf, dass er in den vergangenen 16 Jahren mit großem Engagement und Tatkraft zugunsten Rosenfelds gearbeitet habe. Es mache ihm Spaß, Dinge zu bewegen, und er wolle weiter dazu beitragen, seine Heimatstadt nach vorne zu bringen.

Der Kleine Heuberg sei eine "wunderbare Region", so Miller, Rosenfeld ein attraktiver Wirtschaftsstandort, die Stadt ein starker Dienstleister. Miller verwies auf die breiten Angebote bei Bildung und Betreuung, die in seinen beiden Amtszeiten geschaffen worden seien. Dabei wolle er es aber nicht belassen, die Angebote würden stets weiterentwickelt.

Klima nicht erst seit Greta

Und der 52-Jährige Rosenfelder verwies auf die enormen Investitionen, die die Stadt etwa für den Ausbau des schnellen Internets tätige: Das sei eine "Mammutaufgabe", die aber ohne wenn und aber notwendig sei. Die Digitalisierung bezeichnete Miller als "Chance für den ländlichen Raum". Dafür – insbesondere für Zuschüsse – wolle er sich weiter stark machen, das sei auch bisher gut gelungen. Zuschüsse seien auch für die Sanierung der Täbinger Halle notwendig; diese soll nach denjenige in Leidringen und Isingen als nächste in Angriff genommen werden. Miller sprach zudem die energetische Sanierung der städtischen Liegenschaften an: In Rosenfeld seien Umwelt und Klimaschutz nicht erst sei Greta Thunberg und der Fridays-for-Future-Bewegung ein Thema.

Ein "großes Problem", das gestand Miller ein, seien die vielen leerstehenden Gebäude, insbesondere die brachliegenden Einzelhandelsflächen. Klar bekannte sich Miller dazu, das Rosenfelder Abwassernetz an die Balinger Kläranlage anzuschließen: Das reduziere auf lange Sicht die deutlich zu hohen Abwassergebühren für die Rosenfelder.

Während sich Miller als solider "Macher" präsentierte, gab sich von Allwörden vor allem in der für die Rosenfelder offenen Fragerunde fast schon kämpferisch – und es wurden Unterschiede zum Amtsinhaber erkennbar: So plädierte der 39-Jährige, der in Täbingen aufgewachsen ist, dafür, die Kläranlage in Rosenfeld zu erhalten und das Abwasser eben nicht nach Balingen zu pumpen. Das sei auf lange Sicht günstiger.

Von Allwörden warb für sich zudem damit, dass er "frischen Wind" ins Rathaus bringen werde. Seine Motivation, als Kandidat anzutreten, sei gewesen, dass er den Rosenfeldern überhaupt eine Wahl ermöglichen wolle – 2012 war Miller der einzige Bewerber gewesen. Dank seiner Tatkraft, seiner Einsatzbereitschaft sowie seinen Erfahrungen in Beruf und Ehrenamt sehe er sich dafür bestens gerüstet.

Bürger mehr anhören

Von Allwörden absolvierte eine Schreinerausbildung, war 15 Jahre als Soldat tätig und verdient heute als Bauleiter seine Brötchen. Auf Nachfrage räumte er ein, über keine Verwaltungserfahrung zu verfügen – diese könne er sich aber sehr wohl aneignen.

Von Allwörden sagte von sich, er sei ein unparteilicher, unabhängiger und gewissenhafter "Macher" – nur den Bürgern verpflichtet. Die Rosenfelder will er, sollte er gewählt werden, bei Entscheidungen und Investitionen stärker als bisher anhören. Neuer Wohnraum, neue Baugebiete sollten seiner Meinung nach geschaffen werden, die Gemeinde müsse den Umbau von Leerständen finanziell fördern. Ausbauen will von Allwörden auch die Ganztagsbetreuung in den Kindergärten, die Nachfrage nach solchen Plätzen gebe es seit Jahren. Mit Blick auf Umweltschutz und Klimawandel sieht er die geplante Gastrasse kritisch, vielmehr solle über Wind- und Sonnenenergie nachgedacht werden.

Gespannt waren die Rosenfelder außer auf Miller und von Allwörden auch auf den dritten Kandidaten, Samuel Speitelsbach. Dieser lieferte einen grotesken Auftritt. Nach zwei Minuten verließen die ersten Rosenfelder den Saal, es kam zu deutlichen Missmutsäußerungen. Bis dato hatte der 33-Jährige, der sich selbst als vom Staat bezahlter (Hartz 4) "professioneller Bürgermeister-Kandidat" bezeichnete, in munterem Singsang vor allem darüber gesprochen, dass Straftäter, die "minderwertige Gene" hätten, in Psychiatrien gefoltert würden.

Lauthalse Lacher

Als Bürgermeister würde er einen Wolfsschutzzaun um Rosenfeld bauen lassen, eine Islamsteuer einführen und sich dafür stark machen, dass sich auf dem Kleinen Heuberg wieder Forschung und Entwicklung ansiedelt – etwa im Bereich ökologische Schädlingsbekämpfung. Spätestens bei seiner Idee, Kartoffelkämpfer zu bekämpfen, indem man sie so umzüchtet, dass sie für Vögel schmackhaft sind, lachten viele der Besucher nicht mehr nur versteckt, sondern lauthals heraus. Und noch mehr, als Speitelsbach Angaben zu seinem Familienstand machte: Kinder habe er noch keine, aber "meine Tabea" habe ihm welche versprochen für den Fall, dass er sein "Recht auf die deutsche Krone" geltend mache – was er hiermit in Rosenfeld tue.

Ein oft auch mitleidendes Lächeln hatten viele Rosenfelder nach dem Speitelsbach’schen Auftritt auch noch im Gesicht, als die Kandidatenvorstellung vorbei war und sie gen Heimat strömten.