Bisher eine Vision – bald Wirklichkeit: die Wassergärten gegenüber dem Zollernschloss. Diese sind Teil der Arbeit des Büros Lohrer.Hochrein, das den Gartenschau-Wettbewerb zur Gestaltung der Balinger Innenstadt gewonnen hat. Foto: Maier

Büro Lohrer.Hochrein holt ersten Platz. Preisgericht entscheidet nach 10-Stunden-Sitzung.

Balingen - Nun ist klar, wie die Bereiche in der Balinger Innenstadt für die Gartenschau 2023 umgestaltet werden: Das Büro Lohrer.Hochrein hat den ersten Preis im Wettbewerb geholt. Das hat die Jury am Freitag nach einer langen Sitzung entschieden.

Das Preisgericht tagte am Freitag hinter verschlossenen Türen im Kleinen Saal der Stadthalle – von 9 Uhr am Morgen bis 19 Uhr am Abend. Aufgabe des Wettbewerbs, den die Stadt und das Land gemeinsam ausgelobt hatten, war es, den besten Entwurf für die sogenannte südliche Landschafts- sowie die Kulturachse der Gartenschau zu finden.

Die Fläche entlang von Steinach und Eyach vom Wolfental im Süden bis zur Schellenbergbrücke im Norden ist rund zwölf Hektar groß. Das Volumen beläuft sich auf rund 6,5 Millionen Euro. Zudem waren die Büros aufgefordert, Gestaltungsvorschläge für angrenzende Innenstadtbereiche zu liefern.

Es geht um den nächsten großen Schritt der Stadtentwicklung

Neun Büros hatten Arbeiten eingereicht, die die Fach- und Sachpreisrichter sowie Mitglieder des Gemeinderats und außerdem Sachverständige vom Regierungspräsidium und Landratsamt unter dem Vorsitze des Mainzer Landschaftsarchitekten Klaus Bierbaum begutachteten. Gehirnschmalz und Vorstellungsvermögen waren gefragt – schließlich geht es um den nächsten großen Schritt der Stadtentwicklung in Balingen.

Das Büro Lohrer.Hochrein, benannt nach den Inhaber Axel Hochrein und Ursula Hochrein, hat nach Meinung des Preisgerichts die beste Arbeit vorgelegt. Er verbindet schöne Gestaltungselemente mit neuen stadtplanerischen Ansätzen, geht aus ökologischer Sicht behutsam mit bestehendem Gelände um – und wird den Balingern ganz neue Möglichkeiten in ihrer Stadt bieten.

So sieht der Entwurf etwa die Umlegung der Tübinger Straße dergestalt vor, dass eine gemeinsame Kreuzung mit der Robert-Wahl-Straße entsteht – das schafft am Friedhof eine große grüne Parkplatzfläche. Ebenso soll in diesem Bereich die Straße Alter Markt vor der Eyach-Brücke für den Verkehr dichtgemacht und "grün" umgestaltet werden. Die Hauptzufahrt zur Innenstadt soll demnach künftig über die Paulinenstraße und den Kreisverkehr an der Sparkasse erfolgen.

Eine "grüne" Verbindung soll es künftig auch zwischen Stadthalle und der City geben: Entlang der Stingstraße wollen die Planer das "grüne Band" zur Eyach hin schaffen. Für das Strasser-Areal sehen die Münchner – ganz ähnlich dem, was daneben im Roßnägele entlang der Eyach geplant ist – Wohnbebauung samt einem grünen Platz nahe dem Wasser vor. Gegenüber von Klein-Venedig soll zudem ein Fußgänger- und Radweg entlang der Eyach entstehen, der durch sogenannte Stadtgärten führt.

Spannend wird es auch rund ums Zollernschloss: Auf der direkt gegenüberliegenden Seite wollen die Planer Wassergärten mit begehbaren Stegen anlegen, von denen man künftig einen Blick nicht nur auf das Balinger Wahrzeichen, sondern auch die Steinach hinauf hat. Ein neuer Weg soll von dort bis ins Wolfental führen. Neu angelegt soll gegenüber dem Alten Landratsamt ein Platz samt Terrasse, der sich am Gasthaus Lang vorbei über die Friedrichstraße bis hinüber auf den Viehmarktplatz erstrecken soll – für den Verkehr soll dort insgesamt künftig Schrittgeschwindigkeit gelten.

Ausstellung aller Arbeiten ab Sonntag im Rathaus zu sehen

Entlang der Steinach ist vom Zollernschloss bis zum Standort des früheren Rappenturms – dabei die Geschichte Balingens mit der dort noch sichtbaren Stadtmauer aufnehmend und neu interpretierend – ein sogenannter Mauerpark vorgesehen, samt einem modernen Rappenturm. Der parallele Fußweg soll von dort entlang der Steinach weiter am Schwefelbad (das bei Lohrer.Hochrein erhalten bleibt) und der Feuerwehr sowie dem Wasserfall führen, wo eine Art Balkon geplant ist.

In einem nächsten Schritt wird diese Planung nun verfeinert und mit den Fachbehörden abgestimmt, etwas hinsichtlich Hochwasserschutz. Laut Baudezernent Michael Wagner soll die Genehmigungsplanung 2019 fertiggestellt sein, um schon möglichst im nächsten Jahr in die Bauphase eintreten zu können.

 Info: An diesem Sonntag, 28. Oktober, wird im Balinger Rathaus um 11 Uhr die Ausstellung mit den Wettbewerbsbeiträgen eröffnet. Zu sehen ist sie am Sonntag bis 16 Uhr sowie in der nächsten Woche zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses. Zum Abschluss der Ausstellung findet am Sonntag, 4. November, 11 Uhr, eine öffentliche Führung durch die Ausstellung statt, bei der das Baudezernat die Arbeiten erläutert.