Kristiina Matthes (von links), Bernd Romer, Nicole Hoffmeister-Kraut und Martina Jenter-Zimmermann haben sich über Probleme in der baden-württembergischen Bildungspolitik ausgetauscht. Foto: GEW Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Viele Lehrkräfte sind nur befristet angestellt

Zollernalbkreis. Die Kreisvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Martina Jenter-Zimmermann und Bernd Romer, haben sich mit der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und CDU-Landtagsabgeordneten Nicole Hoffmeister-Kraut zu einem jährlich stattfindenden Gespräch über Probleme in der baden-württembergischen Bildungspolitik getroffen. Kristiina Matthes, als befristet beschäftigte Lehrerin an der Burgschule in Meßstetten angestellt, berichtete dabei von ihren Erfahrungen.

Wegen des im ländlichen Raum besonders eklatanten Lehrkräftemangels, hauptsächlich im Grundschulbereich und an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ, früher Sonderschulen), hat sich nach Angaben der GEW die Zahl der befristet Beschäftigten in den vergangenen beiden Jahren nahezu verdoppelt. Laut Jenter-Zimmermann und Romer sind allein im Schulamtsbezirk Albstadt im laufenden Schuljahr etwa 200 befristet beschäftigte Lehrkräfte im Einsatz.

"Der Schulbetrieb wird in dieser Mangelsituation am Laufen gehalten von einem Heer von Pensionierten und weiteren Vertragslehrkräften mit ganz unterschiedlicher Vorbildung. Diese Lehrkräfte werden jedes Jahr aufs Neue zum Ende des Schuljahres entlassen, obwohl sicher absehbar ist, dass sie im neuen Schuljahr wieder dringend benötigt werden", beschrieben die Kreisvorsitzenden den aus ihrer Sicht skandalösen Umgang des Landes mit den befristet beschäftigten Kollegen an den Schulen. "Das bedeutet, während der Zeit der Sommerferien beziehen sie kein Einkommen und sind auf Arbeitslosengeld angewiesen."

Matthes berichtete: "Ich habe in Finnland mein Studium zur Grundschullehrerin absolviert, dem Vorzeigeland, wenn es um die Qualität von Schule und Unterricht geht. Ich habe in meinem Heimatland viele Jahre als Lehrerin und Konrektorin gearbeitet. Mein Studienabschluss wird in Deutschland jedoch ohne Zusatzstudium nicht anerkannt."

Um Aussicht auf eine unbefristete Stelle zu haben, müsste sie in einem langwierigen Verfahren ihren finnischen Studienabschluss anerkennen lassen, ihre Qualifikation im Fach Deutsch nachweisen und möglicherweise ein Fach nachstudieren. Genaue Auskünfte darüber, wie dies zu realisieren wäre, habe sie bislang weder vom Regierungspräsidium Tübingen noch von der Studienberatung bekommen.

"Dies steht auch in krassem Gegensatz dazu, dass Frau Matthes offensichtlich qualifiziert genug ist, um als Klassenlehrerin einer fünften Klasse eingesetzt zu werden", bemerkte Jenter-Zimmermann. Deshalb werde Matthes dem Schulamt verständlicherweise im kommenden Schuljahr nicht weiter zur Verfügung stehen wollen.

Die Landtagsabgeordnete zeigte großes Interesse an den angesprochenen Themen. Sie möchte sich persönlich nicht nur für die Belange von Kristiina Matthes, sondern auch für eine bessere Lehrkräfteversorgung einsetzen.