Schülersprecherin Franziska Hellwig (von links), Kunstlehrerin Patricia Birkhold sowie die Schülersprecherinnen Pia Weihing und Kate-Lynn Lohner zeigen die Vielfalt, in der Kinder und Jugendliche die Karten gestaltet haben. Fotos: Zawalski Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekt: Klassen der Freie Waldorfschule gestalten Nachrichten individuell / Die Antworten kommen von überall her

Mit einem Postkartenprojekt senden Waldorfschulen einen millionenfachen Gruß rund um den Globus. Dieser wird anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Waldorfschulen verschickt.

Balingen-Frommern. Mit 1200 Postkarten nimmt auch die Freie Waldorfschule Frommern an diesem internationalen "Kartentausch" teil.

Am 7. September 1919 wurde die erste Waldorfschule in Stuttgart gegründet. Heute, fast 100 Jahre später, gibt es rund 1100 solcher Schulen und 1700 Kindergärten weltweit. Mit dem Projekt "Kartentausch und Selfies" soll bis 2019 über nationale Grenzen hinaus ein globales Netzwerk geschaffen werden. Die Idee für diese Aktion entstand bei einer Tagung der Internationalen Konferenz der waldorfpädagogischen Bewegung in Israel.

Wenn jede Waldorfschule jeder anderen eine Postkarte schickt, so die Idee, erhalte jede Schule 1100 Karten aus aller Welt. Und das mit individuellen Motiven aus unterschiedlichen Kulturen.

Mit Unterstützung der Schülersprecherinnen Franziska Hellwig, Pia Weihing und Kate-Lynn Lohner wurde dieses Projekt auch in Frommern verwirklicht. Dafür erhielt die Schule ein Paket mit 1200 Karten, die an Adressen weltweit verschickt werden.

Jede Klasse hat rund 100 Karten mit selbst gemalten Motiven gestaltet. Von sehr farbenfrohen Bildern über verschiedene Drucktechniken und Kollagen bis hin zu Kupferbildern ist alles dabei.

Manche wurden noch mit persönlichen Nachrichten versehen. Oft ist Gemeinschaft ein Thema, aber auch politische Aufrufe und Sprüche sollen mit den anderen Schülern geteilt werden.

Wie die Kunstlehrerin Patrizia Birkhold berichtet, haben die Schüler mit viel Freude an dem Projekt teilgenommen. Auch die Kinder der Klassenstufen 1 bis 5 wurden von den Lehrern mit Weltkarten an das Projekt herangeführt. Sie malten gemeinsam ihre Postkarten. Die Älteren gestalteten die Karten im Kunstunterricht.

Gerade weil das Postkartenschreiben eine alte Kommunikationsweise sei, solle es in der heutigen Zeit der Digitalisierung einen besonders persönlichen Akt darstellen, der auch die realen Distanzen zeige, erklärt SMV-Lehrer Holger Grebe. Dank des Projekts entstehe ein globaler Austausch zwischen den Schülern, in dem die gegenseitige Wahrnehmung und Vernetzung gestärkt werde.

Denn die Waldorfbewegung wachse jährlich. In den vergangenen Jahren seien in China etwa 60 neue Waldorfschulen entstanden, berichtet Grebe. Gleichzeitig solle die Aktion zeigen, wie die Waldorfpädagogik kulturelle, weltanschauliche, ökonomische und soziale Grenzen überwinde, und das in einer Zeit, in der sich viele Länder lieber weiter abschotteten, als über die Grenzen hinweg zu kommunizieren.

In diesen Tagen erreichen die Waldorfschule Frommern täglich Postkarten. Viele deutsche Schulen schreiben, aber auch Karten aus China, Brasilien oder Indien trudeln langsam ein.

Am Ende der Aktion sollen die Postkarten im Schulhaus ausgestellt werden. Die Schülersprecher und die Lehrer überlegen, eine große Welt-Post-Karte anzufertigen, die alle Karten vereinen soll.

Darüber hinaus sollen anlässlich des Jubiläums weitere Projekte stattfinden. Dazu gehört "Metamorphosen", bei dem Musikstücke komponiert werden sollen, "Bees & Trees", bei dem auf das Bienensterben aufmerksam gemacht wird, und "Wo ist der Mensch?", ein Theaterstück, welches die Frage nach dem Wesen des Menschen behandelt.

Doch bis dahin wartet die Waldorfschule Frommern gespannt auf weitere Antworten aus der gesamten Welt.