Barbara Nerz will sich und anderen Betroffenen helfen. Sie hat eine Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe gegründet. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe startet am 4. Oktober in Balingen / Regelmäßige Treffen

Schmerzen. Überall. Manchmal helfen nur noch Opiate. Dazu Ängste und Depressionen: Fibromyalgie ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern – und vielen Betroffenen. Zwei von ihnen, Barbara Nerz und Carolina von Ginsheim, haben eine Selbsthilfegruppe gegründet.

Balingen. Wer Barbara Nerz trifft, sieht eine lebensfrohe Frau. Was niemand sieht: Sie hat Schmerzen, ständig und seit vielen Jahren. Und sie hat einen langen, sehr langen Weg hinter sich bis zur Diagnose. Die heute 62-jährige stand mitten im Beruf. Irgendwann bekam sie Rückenschmerzen. Diese wanderten in Schultern, Arme und Beine. Sie pilgerte von Arzt zu Arzt. Niemand fand die Ursache. Bis ihr neuer Hausarzt sie statt zum Orthopäden zu einem Rheumatologen überwies. "Auf dem Röntgenbild sieht man nämlich nichts", erklärt die ehemalige kaufmännische Angestellte, die mit den Jahren Spezialistin in eigener Sache geworden ist.

Nerz war in Reha. In verschiedenen Kliniken. Bekam einen Burnout, Ängste. Auch das Teil der Krankheit, die neben Schmerzen sehr oft mit Erschöpfung, ständiger Müdigkeit oder psychischen Problemen einhergeht und bei der die Betroffenen manchmal nicht einmal sagen können, wo genau es ihnen wehtut. "Manche", wie Barbara Nerz zu berichten weiß, "halten nicht mal die Bettdecke auf dem Körper aus".

Sie weiß zudem, dass viele Erkrankte sich zu Hause verschanzen und in die Einsamkeit abdriften. Sie wollte und will das nicht. Ihr Credo: aktiv bleiben. Sie möchte fibromyalgiekranken Menschen helfen, sie unterstützen. Barbara Nerz erfuhr vom Fibromyalgie-Selbsthilfeverband, nahm Kontakt auf und lernte die aus Dormettingen stammende Carolina von Ginsheim kennen.

Lebensfreude erhalten

Den beiden Frauen war klar, dass sie in der Kreisstadt eine Selbsthilfegruppe gründen wollen – als Anlaufstelle für Betroffene, als "Informations-Tankstelle", als Ort, an dem man Gleichgesinnte trifft. Mit der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen (KIGS) bei der AOK und Isabella Manos hatten sie gleich Partner gefunden. Und die Stadt Balingen stellt der Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe einen Raum zur Verfügung.

Barbara Nerz und Carolina von Ginsheim haben ein Ziel: Beide wollen sich die Lebensfreude nicht nehmen lassen. Ihre Pläne für die neue Gruppe: Ärzte sollen eingeladen werden, es soll Vorträge geben, "und wir gehen auch mal gemeinsam mit den anderen Mitgliedern spazieren oder ein Eis essen". Denn beiden ist es besonders wichtig: nicht den Anschluss an das Leben zu verlieren.

Barbara Nerz will so viele Menschen mitnehmen, wie sie kann. In ihrem Mann Günter Nerz hat sie einen Mitstreiter gefunden, der sich als Klangpraktiker mit den speziellen Bedürfnissen der Fibromyalgiepatienten auseinander gesetzt hat.

Fibromyalgie ist eine Erkrankung an den Muskeln, früher im Volksmund "Weichteilrheuma" genannt. Diagnostiziert werden kann diese nur, wenn ein erfahrener Arzt die so genannten Triggerpunkte kennt und auslösen kann. Mit Rheuma hat die chronische Erkrankung nichts zu tun.

Die Selbsthilfegruppe trifft sich zum ersten Mal am Donnerstag, 4. Oktober, um 17.30 Uhr in Balingen im ehemaligen Landratsamt beim Zollernschloss, Friedrichstraße 67. Die Treffen finden monatlich statt und dauern bis 19 Uhr.

Weitere Auskünfte geben Barbara Nerz aus Geislingen, Telefon 01575/8 47 24 42, und Carolina von Ginsheim, Telefon 0172/7 18 62 00. Die E-Mail-Adresse lautet fibro myalgie_balingen@web.de