Sara StäblerFoto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Neue Pfarrerin kommt zum 1. April nach Balingen / Hab und Gut lagern noch in Thüringen

Balingen. Beim evangelischen Dekanat in Balingen gibt es in dieser Woche ein neues Gesicht: Sara Stäbler tritt ihren Dienst am 1. April (kein Scherz) an, sie ist die Nachfolgerin von Oliver Saia, der auf die freigewordene Pfarrstelle nach Haigerloch gewechsel ist.

Stäbler, 30 Jahre alt, verheiratet und Mutter eines Sohns, hat sich vor ihrem Dienstantritt in Balingen einige Gedanken gemacht, dies, wie könnte es anders sein, unter dem Eindruck der Coronakrise. Aber auch vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie. Wir dokumentieren an dieser Stelle ihren Text im Wortlaut.

"Wer in diesen Tagen einen Umzug in ein anderes Bundesland plant, muss damit rechnen, dass er nicht wirklich ankommt. Die Grenze der Bewegungsfreiheit verläuft ja gerade, je nachdem, wo man wohnt, vor der eigenen Haustür. Sie ist auf den eigenen Leib gerückt. Am eigenen Leib erfahren habe ich das nun Anfang dieser Woche.

Ich bin Sara Stäbler und ab 1. April Pfarrerin der Württembergischen Landeskirche zur Dienstaushilfe beim evangelischen Dekant Balingen. Für diese Stelle ziehe ich mit meinem Mann und unserem Sohn von Stadtroda in Thüringen nach Balingen.

Das heißt: Wir wollten umziehen. Vorerst bleibt es beim Auszug. Hab und Gut lagern einstweilen im Container in Thüringen. Übergangsweise leben wir bei den Schwiegereltern.

Sich plötzlich nicht frei bewegen zu können, ist gewöhnungsbedürftig — gerade für Menschen meiner Generation und Herkunft. Im Jahr, als die Mauer fiel, kam ich in Jena zur Welt. Die Grenze war offen, meine Eltern konnten sich wieder frei bewegen. Einer unserer ersten Ausflüge in den Westen führte ins Ländle. Dort hatten wir eine Partnergemeinde. Seither haben mich die Wege immer wieder zwischen Ost und West geführt, zuletzt während meines Theologiestudiums in Jena, Göttingen und Tübingen, wo ich meinen Mann kennenlernte, und Jerusalem.

Diese Bewegungsfreiheit ist für mich selbstverständlich: Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen, Cheerleading, Reiten und Tanz sind meine Leidenschaften.

Bewegungsfreiheit bietet mir auch mein Glaube. Er entfacht Bewegungslust, ist wie ein Kribbeln in Kopf und Beinen. Er hat mich eigene Grenzen anzunehmen gelehrt, mich aber immer auch über Grenzen geführt. Auf Wegen, die zwar nicht immer verständlich waren, aber immer zum Ziel führten.

Auch im Gesamtkirchenbezirk Balingen werde ich ab jetzt unterwegs sein: als Springerin, als Aushilfe, zu den unterschiedlichen Kirchen und in verschiedenen Gremien.

Auf den vielen Wegen in und um Balingen freue ich mich auf Wegbegleiter, auf solche, die den Weg in einem unbekannten Umfeld weisen können, und solche, die einfach einhergehen oder sich einhaken wollen.

Zunächst aber freue ich mich auf den Einzug und aufs Ankommen. Und eigentlich ist die Situation zwischen Auszug und Einzug, Exodus und Advent sogar eine treffliche christliche Beschreibung unseres ganzen Lebens."