Noch ist es in Folie verpackt: das Balinger Kameralamt. Am Samstag können die Balinger erstmals wieder einen Blick auf das "Untendrunter" werfen. Foto: Ungureanu

Am Samstag sollen Hüllen fallen. Stadtarchivar erzählt Geschichte eines der ältesten Gebäude in Balingen.

Balingen - Fast ein Jahr lang war das Kameralamt in der Ölbergstraße verhüllt. Am Samstag wird die komplett sanierte Fassade der Öffentlichkeit präsentiert: Der Bauträger, die Firma BTC aus Burladingen, lädt die Balinger um 13 Uhr zum Enthüllungsfest ein.

Wie Projektleiter Eckart Schäufele berichtet, geht die Sanierung eines der ältesten – und sicher auch markantesten – Gebäude in Balingen dem Ende entgegen. 14 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit seien bereits verkauft, bei der zweiten Gewerbeeinheit im Erdgeschoss sei man noch in Gesprächen.

Hört man von einer Gebäudeenthüllung, erinnert man sich unwillkürlich an das aufsehenerregende Projekt des Künstlerpaars Christo und Jeanne-Claude, das 1995 den Reichstag in Berlin in Folie "verpackt" hatte.

Die Verhüllung des Balinger Kameralamts war mit einem weit größeren Aufwand verbunden, denn unter der Hülle wurde das geschichtsträchtige und denkmalgeschützte Haus von der Firma Weisenburger Bau aufwendig saniert und mit moderner Gebäudetechnik versehen. Die gesamte Planung und Sanierung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde.

Der dreiteilige Baukörper, der nach und nach um das Ursprungsgebäude, die Ölbergkapelle von 1508, errichtet wurde, war Fruchtkasten und Wohnung des Verwalters und seiner Knechte, Stall, Brennhausmagazin und Finanzbehörde. Zuletzt waren dort das Landwirtschafts- und das Veterinäramt des Zollernalbkreises untergebracht.

Das Gebäude habe für die Stadt Balingen eine "enorme Bedeutung", sagt Stadtarchivar Hans Schimpf-Reinhardt. Anlässlich der Enthüllung wird er in einem Referat in die wechselvolle Geschichte des Gebäudes einführen. Denkmalpflegerin Iris Fromm-Kaupp, die die Bauarbeiten begleitet hat, gibt Einblick in die Herausforderungen bei einem so komplexen Vorhaben und informiert über die Bedeutung der Denkmalpflege für das heutige Erscheinungsbild der Städte.

Wer möchte, kann das Gebäude im Rahmen einer Führung auch von innen besichtigen. Denn nicht allein die Fassade ist weitgehend fertig: In einigen Bereichen ist bereits der Estrich eingebaut. Im Erdgeschoss befinden sich eine 69 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung und zwei Gewerbeeinheiten, im ersten und zweiten Obergeschoss gibt es jeweils vier Wohnungen zwischen 82 und 130 Quadratmeter Fläche, im ersten und zweiten Dachgeschoss Maisonettewohnungen zwischen 74 und 155 Quadratmeter Wohnfläche.

Es bestehe auch die Möglichkeit, entspannt beisammenzusitzen und sich von der Genussrösterei bewirten zu lassen, teilen Bauherr Hans-Peter Muuhs und Projektleiter Eckart Schäufele mit.