Ernst Hermann Maier, der Rinderflüsterer. Foto: Ungureanu

Streit um Ohrmarken geht in nächste Runde: Grün-Rot streicht Zuschüsse in Höhe von 25.000 Euro.

Balingen-Ostdorf - Monatelang hat Landwirt Ernst Hermann Maier, inzwischen bundesweit bekannt als der Rinderflüsterer vom Fuße der Schwäbischen Alb, dagegen gekämpft, dass er seine 280 Rinder in Balingen-Ostdorf mit Ohrmarken kennzeichnen muss.

Trotz einer Ausnahmegenehmigung durch das Landratsamt Zollernalbkreis und Landrat Günther-Martin Pauli (CDU) blieb die Landesregierung hart, bestand auf die Kennzeichnung der Tiere und drohte mit Sanktionen. Nun hat das Haus von Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) ernst gemacht und dem Vorzeigebetrieb die Subventionen gekürzt. "Man hat uns rund 25.000 Euro pro Jahr gestrichen", sagte Juniorchefin Annette Maier gestern.

Immer wieder waren die Maiers und das Land in den vergangenen Monaten in der Frage der Kennzeichnung der Tiere aneinander geraten. Zuletzt trafen sie sich bei der Regionalkonferenz der Landtagsgrünen in Oberndorf (Kreis Rottweil) vor wenigen Tagen. Während der Landwirt und seine Tochter darauf verwiesen, dass das Stanzen der Ohrmarken den Tieren große Schmerzen zufüge und die Rinder sich an Büschen oder Zäunen das Kennzeichnungsmerkmal leicht ausreißen könnten, man deshalb auf die einmalige Einpflanzung eines fälschungssicheren Mikrochips setze, hatte Bondes Ministerium auf die Ohrmarken bestanden. Der Grünen-Minister berief sich dabei nicht zuletzt auf EU-Recht und warnte vor Kürzungen von EU-Fördermitteln für alle Viehhalter in Baden-Württemberg, wenn der Fall Maier Schule mache.

Nach Auskunft von Annette Maier gibt es solche Pläne in Brüssel derzeit gar nicht, zudem lasse die geltende Viehverkehrsordnung alternative Kennzeichnungsmethoden durchaus zu.

Seniorchef Maier hat sich deshalb mit einem Schreiben erneut an Minister Bonde gewandt. "Dass die Innovationen in diesem Projekt unter der grün geführten Landesregierung nicht gefördert und honoriert werden, sondern der Betrieb sogar sanktioniert wird, ist ein Skandal allerersten Ranges", heißt es in dem Schreiben. Maier appelliert deshalb an Bonde, "die rechtskräftige Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes zur Befreiung des Betriebs von der Ohrmarkenpflicht anzuerkennen", die Sanktionen "aufzuheben" und die "Mittel unverzüglich zur Auszahlung anzuweisen".

Das könnte erst mal Wunschdenken bleiben: Seit Monaten ist vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen ein Verfahren um die Anerkennung der Ausnahmegenehmigung anhängig. Der Haken: Das Verfahren ruht, weil man nach einer politischen Lösung des Problems sucht. Allein, nach Auskunft von Annette Maier verweigert das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart einen Gesprächstermin. Begründung: Es gebe ein anhängiges Verfahren. Kleiner Trost für den Landwirt und seine Tochter: Immer mehr der 19.000 Viehhalter im Land – aber auch im sonstigen Bundesgebiet – würden sich bei ihnen melden und sie in ihren Bemühungen um den Wegfall der Ohrmarkenpflicht unterstützen.