Dagegen macht "Rinderflüsterer" Ernst Hermann Maier mobil: die gelben Ohrmarken und die Zange, mit der sie den Tieren eingestanzt werden muss. Foto: Ungureanu

Ohrmarkenstreit: Nach erneuter Absage vom Ministerium macht Uria jetzt online mobil. Für mobile Schlachtbox gekämpft.

Balingen-Ostdorf - Der Ohrmarkenstreit zwischen "Rinderflüsterer" Ernst Hermann Maier und den Behörden ist noch lange nicht beigelegt. Jetzt sucht der Ostdorfer Landwirt und Gründer des Uria-Vereins zur Förderung einer neuen Art der Tierhaltung Unterstützer, die ein Protestschreiben an Ministerpräsident Kretschmann und Landwirtschaftsminister Bonde unterzeichnen.

Wie mehrfach berichtet, tritt Maier dagegen ein, dass Rinder mit gelben Ohrmarken gekennzeichnet werden. Seine Herde, die im freien Familienverbund lebt, hat er mit elektronischen Transponder-Chips markiert, die den Tieren gleich nach der Geburt neben der Schwanzwurzel eingesetzt werden. Das sei für die Tiere weniger schmerzhaft, sagt er, und für den Verbraucher, der unter Umständen die Herkunft des Fleisches zurückverfolgen möchte, absolut fälschungssicher.

Maier: "Ohrmarken verstoßen gegen das Tierschutzgesetz"

Aber warum das ganze Hickhack? Man erinnert sich: Nach der BSE-Krise 1998 wurde europaweit eine fälschungssichere Kennzeichnung der Rinder Pflicht. Aber Maier war überzeugt: Die gelben Ohrmarken waren dazu nicht geeignet. Mehr noch: Sie verstießen gegen das Tierschutzgesetz, das es verbietet, Tieren Schmerzen zuzufügen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit der Veterinär-Verwaltung des Landes hatte diese am 9. März 1999 angeordnet, dass sämtliche Rinder der Ostdorfer URIA-Herde anstelle der Ohrmarken mit modernen und fälschungssicheren Micro-Chips gekennzeichnet werden müssen. Diese Anordnung wurde weisungsgemäß umgesetzt.

Es bewährte sich laut Maier hervorragend, bis am 6. Februar 2012 eine anonyme Anzeige bei den Behörden einging. Dem Uria-Hof wurden sämtliche Fördermittel gestrichen, und es wurde angeordnet, den Uria-Rindern Doppel-Ohrmarken einzustanzen. Aber nicht mit Ernst Hermann Maier und dem Uria-Verein, die auch von dem Balinger Landrat und CDU-Landtagsabgeordneten Günther-Martin Pauli Unterstützung bekamen: Die Ausnahmegenehmigung wurde am 10. Juni 2013 erteilt. Die Genehmigung wurde jedoch auf Anweisung des Ministeriums vom Regierungspräsidium kassiert.

Maier und der Uria-Verein bleiben beharrlich: Auf verschiedenen politischen Kanälen streben sie eine einvernehmliche Lösung an. Zusagen und Versprechungen wurden laut Maier gemacht – bis ihm in diesem Jahr am 19. Januar telefonisch mitgeteilt wurde, dass es keine Akzeptanz für die Chip-Kennzeichnung durch das Landwirtschaftsministerium geben werde. "Die Zusagen des Abgeordneten Martin Hahn, der jetzt im Wahlkampf abgetaucht ist, waren gemeine Lügen", wettert der "Rinderflüsterer". Er ist kampferprobt: Um seine Tiere in vertrauter Umgebung auf der heimischen Weide in der von ihm entwickelten mobilen Schlachtbox töten zu dürfen, hat er 13 Jahre lang gekämpft – und gewonnen.

Auf der Homepage des Uria-Vereins und per Newsletter sucht Maier nun Unterstützung: "Wer sich über unsere Volksvertreter genau so ärgert wie wir, der kann selbst etwas tun", heißt es dort. Ein Beispiel-Protestschreiben an Ministerpräsident Kretschmann und Landwirtschaftsminister Bonde kann dort heruntergeladen werden. "Nur wenn wir viele sind, die aufbegehren, wird sich etwas ändern", schreibt Maier in seinem Aufruf.

Weitere Informationen: http://www.uria.de