Keine Angst vor großen Tieren: Schüler der Lauwasenschule freuen sich über den Reitunterricht. Foto: Müller

Neues Projekt der Lauwasenschule mit der Selbsthilfegruppe. Förderverein hilft.

Balingen - Aufregung und Spannung herrscht unter den sechs Schülern der Eingangsklasse der Lauwasenschule. Auf dem Rosenhof warten "Mikado" und "Corwino", mit denen sie nun zu tun haben werden. Vielleicht ist das der Anfang einer großen Pferdeliebe, entstanden aus pädagogischen Motiven.

Seit dem vergangenen Schuljahr besteht eine Kooperation zwischen der Schule und der Selbsthilfegruppe "Reiten mit Handicap". Den Kontakt stellte die Gruppenleiterin Gisela Swoboda her. Denn sie ist überzeugt davon, dass das Konzept der Gruppe nicht nur stimmig für Menschen mit Multiple Sklerose oder nach einem Schlaganfall ist, sondern auch genau in die Konzeption der Lauwasenschule passt. Dort nimmt das Thema "Natur" einen großen Stellenwert ein. So kommt nicht nur die Erlebnispädagogik mit dem Schulgarten oder dem Waldtag zur Anwendung. Auch die tiergestützte Pädagogik und Therapie findet mit Schulhunden und Zwergkaninchen Anwendung.

Nun also noch das Reiten. Als von Seiten der Eltern grünes Licht gegeben worden war, wurden der Förderverein und die Reiterliche Vereinigung aktiv und sponserten sechs Reithelme. Der Förderverein übernimmt auch die Kosten von Reitlehrer Peter Swoboda.

Seit 2009 Trainer für Behindertenreitsport

Endlich geht es los; schnurstracks eilen Vanella, Angelina, Lucia, Alina, Sando und Tamara mit den Reithelmen unter den Armen zum schuleigenen Bus, der von Pädagogin Silke Andrä zum Rosenhof gesteuert wird. Erwartet werden sie von Gisela Swoboda und ihrem Sohn Peter. Er ist seit 2009 Trainer für Behindertenreitsport. Sie begrüßen die Kinder. Dann sind die Kinder an der Reihe, mit einem Streicheln auch den Pferden "Hallo" zu sagen.

Natürlich gibt es Regeln. Eine davon, so Reitlehrer Swoboda, ist, die Pferde so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden will. Um die Kinder von Grund auf mit den Pferden vertraut zu machen, werden diese von den Kindern von der Koppel oder aus dem Stall geholt, um sie zu striegeln und zu putzen. Das soll eine Basis zwischen Mensch und Tier zu schaffen.

Gisela Swoboda geht mit den Kindern, die schon Erfahrungen mit dem Tieren haben, auf die Koppel. Sie steigen auf den Pferderücken und genießen die Bewegungen oder machen Übungen aus der Reittherapie. Im Schritt geht es los. Swoboda führt das Pferd, korrigiert den Sitz und hat ein Auge auf die Muskelspannung; denn das Reiten soll auch Fehlhaltungen und Verspannungen lockern.

Aber nicht nur das: Von den Kindern ist sehr viel Mut und Respekt erforderlich, um das Pferd zu führen. Ob auf oder neben dem Pferd, die Schüler sollen ihren eigenen Körper besser wahrnehmen, Motorik schulen und mit dem Tier kommunizieren, also dessen "Körper-Sprache" verstehen.

Die anderen Kinder machen währenddessen in der Halle die verschiedensten Übungen: auf einem Hindernis zu balancieren oder darüber zu springen. Nun hat sich ein anfänglich ängstliches Mädchen ein Herz gefasst und möchte "auf dem stehenden Pferd sitzen". Diese Mutprobe ist dann auch genug für den Anfang, doch sie hat die Schülerin in ihrem Selbstvertrauen wachsen lassen – um neue Herausforderungen anzugehen.