Andreas Jetter, Jörg Brobeil und Daniel Schelkle (von links) stehen auf dem Strasser-Areal in Balingen – dort ließen sie am liebsten heute statt morgen die Bagger für ihr Projekt eines Regionalmarkts anrollen. Doch so schnell wie gewünscht wird es damit wohl nichts werden. Foto: Privat

Auf Balinger Brache sollen regionale Produkte verkauft werden. Vereinbar mit ISEK-Verfahren?

Balingen - Wie soll es auf dem Balinger Strasser-Areal weitergehen? Jörg Brobeil, Andreas Jetter und Daniel Schelkle hätten da eine Idee: Sie wollen dort eine Art Markthalle ansiedeln, in der regionale Erzeuger ihre Produkte anbieten. Für diese Idee haben sie in den vergangenen Tagen viel Zuspruch erfahren – fraglich ist derweil, ob sie sich wie geplant umsetzen lässt.

Der "Strasser-Regionalmarkt" als Marktplatz regionaler und landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Als ein Standort inmitten der Stadt, der die Nahversorgung mit Lebensmitteln sichert. und als ein "Einkaufserlebnis" mit, neben den frischen Produkten, einer Showküche, einer Bräutheke, einer Terrasse und Veranstaltungen wie Brau- und Backkursen. Dort wolle man zeigen, was die Region zu bieten hat. Als "der beste Vorschlag zur Zukunft des Strasser-Areals" hat etwa der frühere FDP-Gemeinderat Peter Harich das von Brobeil, Jetter und Schelkle skizzierte Projekt bezeichnet.

Alles Pläne für Areal bislang wieder zerschlagen

Öffentlich vorgeprescht sind der Geislinger Gärtner Brobeil, der Balinger Bierbrauer ("Adlerbräu") Jetter und der Albstädter Schelkle, der mit der Familie die Echt Schwäbische Landmetzgerei und Landbäckerei sowie das Bistro EssWerk betreibt, eigentlich zu einem passenden Zeitpunkt: Ende Oktober steht ein Workshop auf dem Programm, in dem die Balinger im Rahmen des sogenannten Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) nach der Postkartenaktion im Herbst vergangenen Jahres nun ein Leitbild und Ziele für die Zukunft ihrer Stadt formulieren sollen. Ein zentraler Bereich dabei: das Strasser-Areal, für das schon viele Pläne präsentiert wurde, die sich indes allesamt wieder zerschlugen.

Stadtnahes Wohnen? Einzelhandel? Lebensmittelmarkt? Ein Freizeitpark? Oder ein Gelände für ein Mehrgenerationen-Projekt? Was dort grundsätzlich kommen soll, dabei sollen die Balinger mitreden. Grobe Ideen und Vorstellungen sollten im ISEK-Verfahren genannt werden, über die Vergabe soll der Gemeinderat später entscheiden.

Stattdessen liefern Brobeil, Jetter und Schelkle nun ein konkretes Investitionsprojekt, das sie im Rahmen des Workshops zur Diskussion stellen – und am liebsten, so sagte es Jetter im Gespräch mit unserer Zeitung, noch vor Beginn der Gartenschau verwirklichen wollen.

Markthalle grundsätzlich denkbar

Dem stehen indes (noch) ein Beschluss des Gemeinderats sowie der Wille und die Planungen der Stadtverwaltung entgegen: Während der Gartenschau 2023 soll das Strasser-Gelände demnach als Ausstellungsfläche sowie als zentraler Verknüpfungsbereich des Gartenschau-Areals zur City hin genutzt werden. Bis dahin sollte das ISEK-Verfahren ganz bewusst ausreichend Luft zum Nachdenken für die Zeit nach der Gartenschau geben.

Grundsätzlich, so Baudezernent Michael Wagner, sei eine kleine Markthalle, kombiniert mit einer Gastronomie/Brauereigaststätte, auf dem Strasser-Gelände denkbar. Vereinbar sei dieses Projekt auch mit den Plänen des Büros Lohrer.Hochrein, das die Gartenschau-Projekte in diesem Bereich verantwortet. Allerdings, so Wagner weiter, seien neben dem Regionalmarkt zahlreiche weitere Vorschläge und Ideen eingebracht worden. Das Projekt von Brobeil, Jetter und Schelkle sei ohne Frage diskussionswürdig, es gebe aber auch noch andere.

Wagner verweist zudem auf den Prozess und die Vergabekriterien: erst die Entscheidung über die Idee, dann, wer sie realisieren soll. Er glaube nicht, dass andere Architekten und Bauträger akzeptieren würden, wenn Brobeil, Jetter und Schelkle quasi über die Hintertüre und unter Umgehung des ISEK-Verfahrens exklusiv ein derartiges Grundstück "zugeschanzt" bekämen.

Eine bauliche Entwicklung vor oder bis zur Gartenschau sei, so Baudezernent Wagner weiter, zwar grundsätzlich nicht ausgeschlossen – die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt. "Jedoch müsste diese zwingend zeitlich so fertiggestellt sein, dass die Stadt ihre Baumaßnahmen zur Gartenschau terminkonform herstellen kann. Dies wird so sicherlich nur schwerlich machbar sein", zumal, so Wagner, noch der gesamte ISEK-Meinungsfindungsprozess durchlaufen werden müsse.

Nach der Postkarten-Aktion im vergangenen Herbst steht nun am Freitag und Samstag, 25. und 26. Oktober, die zweite Phase der Bürgerdialogs im Rahmen des ISEK-Verfahrens an. Die Balinger haben dabei erneut Gelegenheit, sich aktiv in die Planung einzubringen.

Bei Stadtspaziergängen in drei verschiedenen Quartieren der Kernstadt soll am Freitag, 25. Oktober, von 17 bis 19 Uhr über die jeweiligen Stärken, Schwächen und Entwicklungsperspektiven diskutiert werden. Treffpunkt dafür ist um 17 Uhr das Rathaus.

Am Samstag, 26. Oktober, finden dann von 10 bis 13 Uhr in der Mensa Längenfeld sogenannte Werkstattgespräche statt, in denen Nutzungskonzepte für diese Teilbereiche erarbeitet werden sollen.