Eine Garantie, dass es Real im Gewerbegebiet Auf Gehrn weiterhin geben wird, besteht nicht. Das Unternehmen will aber alles tun, dass es so bleibt. Foto: Maier

Gespräche mit Immobilien-Eigentümer und Stadtverwaltung. Mitarbeiter in großer Sorge.

Balingen - Unklare Zukunft, klares Bekenntnis: Real will alles versuchen, um den Standort im Balinger Gewerbegebiet Gehrn zu erhalten. Das sagten Vertreter des Handelsunternehmens am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung.

Auf der Deutschlandkarte sei die Balinger Niederlassung zwar nur ein Punkt, einer von mehr als 280 Standorten – aber einer, für dessen Zukunft man kämpfen werde, sagen Ralf Grießer, Geschäftsbereichsleiter Strategie & Immobilien, sowie Martin Laue, General Manager für das Verkaufsgebiet Süd. Diesbezüglich hoffe man nun auf eine positive und möglichst zügige Entscheidung des Regierungspräsidiums Tübingen. Man stehe weiter in engem Kontakt mit den Eigentümern der Immobilien um Joachim Feyrer und der Stadtverwaltung.

Wie berichtet, will Real seine bisher getrennten Märkte und damit das Lebensmittel- und das Non-Food-Sortiment im Gewerbegebiet Gehrn unter ein gemeinsames Dach zusammenführen. Dafür, so ist der Plan, soll der jetzige Non-Food-Markt kernsaniert und laut Grießer für einen Millionenbetrag modernisiert werden. Real strebe einen langfristigen Mietvertrag an. Notwendig wird der Real-Umzug, weil Konkurrent Edeka das Gebäude des Real-Lebensmittelmarkts auf Gehrn gekauft hat; Real muss es Ende Juni 2018 räumen.

Dem Vorhaben stehen indes rechtliche, raumordnerische Belange entgegen: Am Standort des Non-Food-Markts ist der Verkauf von Lebensmitteln nicht zulässig. Genau deswegen sagt das RP bisher nein, während der Balinger Gemeinderat Ende Januar die Einleitung eines entsprechenden Bebauungsplanverfahrens mit großer Mehrheit befürwortet hat. Diese Unterstützung seitens des Rathauses und des Gemeinderats schätze man sehr, sagt Ralf Grieser.

Rechtsbeistand geholt

Der Real-Vertreter verweist darauf, dass der Erhalt des Lebensmittelsortiments nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für viele Kunden von großem Interesse sei – und zudem aus raumordnerischer Sicht auch für die Stadt Balingen, die rein rechnerisch eine Unterversorgung im Bereich Lebensmittel aufweise. Und Grießer macht deutlich, dass Real mit der Umsiedlung des Lebensmittelsortiments unter das Dach des Non-Food-Markts die Verkaufsflächen der dortigen sogenannten innenstadtrelevanten Non-Food-Sortimente reduzieren werde. In der Angelegenheit habe man sich einen Rechtsbeistand geholt, der, so die Hoffnung, die Bedenken, die das RP hat, mit einem Gutachten entkräften kann.

Insbesondere die Reduzierung der innenstadtrelevanten Sortimente ist auch das Hauptargument, das nach Meinung von Baudezernent Michael Wagner für das Vorhaben spricht. Dieses entspreche formal zwar nicht geltendem Recht, sei aber sachlich und fachlich sehr gut mit der Balinger Einzelhandelskonzeption vereinbar, deren oberstes Ziel der Schutz des City-Handels und damit der Weiterentwicklung der Innenstadt sei.

Weil sich das Verfahren hinzieht, steht Real unter Zeitdruck – falls die Baugenehmigung versagt wird, steht die Zukunft der Balinger Niederlassung infrage. Dementsprechend verunsichert seien die etwas mehr als 100 Real-Mitarbeiter in Balingen, sagt Martin Laue. Das Unternehmen könne ihnen derzeit keine Garantie dafür geben, dass sie auch in Zukunft noch in Balingen für Real tätig sein werden. Wenn die Baugenehmigung erteilt wird, würden die Mitarbeiter während der Bauzeit weiterbeschäftigt.

Laue verweist darauf, dass viele der Balinger Beschäftigten seit Jahren für Real tätig seien, dementsprechend hoch sei die Identifikation mit dem Unternehmen. Ein Zeichen dafür sei die Unterschriftenaktion, die die Belegschaft – ohne Kenntnis der Zentrale in Mönchengladbach – gestartet habe; mehr als 8000 Unterschriften von Kunden für den Erhalt des Marktes wurden Ende Mai dem Regierungspräsidium übergeben.