Es ist ein stattliches Gebäude, das Stockenhausener Schul- und Rathaus. In der Garage links ist das Feuerwehrfahrzeug untergestellt. Foto: Maier

Stockenhausener Schule soll 2016 saniert werden. Früher war ein Lehrer für sieben Klassen verantwortlich.

Balingen-Stockenhausen - "Das Gebäude müssen wir unbedingt erhalten!" Das sagte Frommerns Ortsvorsteher Hans Uhl nach dem Ortsumgang mit der Stadtverwaltung, bei dem auch das Schul- und Rathaus in Stockenhausen besichtigt wurde. Ihm ist aber klar, dass dies umfangreiche Sanierungen erforderlich macht.

Denn vor allem das Fachwerk weist große Schäden auf. "Es ist von Insekten befallen", erläutert der Leiter des Balinger Hochbauamts, Frieder Theurer. Außerdem sei es feucht, und es schimmelt. Auch das Dach sei schadhaft. Das Hochbauamt werde daher Pläne für die Sanierung erstellen, damit die Maßnahme in den Haushalt 2016 aufgenommen werden kann.

Ob auch gleich ein Anbau realisiert wird, steht laut Theurer nicht fest. Dieser wird benötigt, wenn Stockenhausen voraussichtlich 2018 ein neues Feuerwehrfahrzeug erhält. Dieses wird größer sein als das bisherige und nicht mehr im Rathaus-Gebäude Platz finden. "Beim Anbau hat aber auch das Denkmalamt ein Wörtchen mitzureden", gibt Theurer zu bedenken.

Das Stockenhausener Schul- und Rathaus wurde 1923 gebaut. Dafür musste das alte Schulhaus weichen. Der Neubau war der "Stolz der Gemeinde", wie in den Archiven zu lesen ist, "weil es das schönste in der Gegend war". Im ersten Stock waren viele Jahre lang die Amtsräume untergebracht sowie zwei Schulräume, in denen sieben Klassen unterrichtet wurden – von einem Lehrer, der im Geschoss darüber seine Wohnung hatte. Nach der Auflösung der Schule wurde diese privat vermietet.

Mit der Eingemeindung Stockenhausens nach Frommern verlor auch das Rathaus seine Funktion. Einige Jahre lang bot die Ortschaftsverwaltung dort nur noch an einem halben Tag Sprechstunden an, und auch das Bezirks-Notariat war dort zeitweise untergebracht.

Das repräsentative Gebäude wurde während der Amtszeit des Schultheißens Jakob Herre gebaut. Dieser hatte das Amt 52 Jahre lang inne und galt, wie der Frommerner Heimatforscher Hans Kratt aus Aktenstudien weiß, als sehr energisch. Das zeigte sich vor allem am Kirchen- und Schulhausstreit zwischen Stockenhausen und Dürrwangen, die früher eine Pfarrgemeinde bildeten. 1911 hatte ein schweres Erdbeben die Kirche in Dürrwangen so stark beschädigt, dass die Gemeinde nicht umhin kam, eine neue zu bauen. Herre regte an, deren Standort an die Ortsgrenze zu verlegen, um den Stockenhausenern den Kirchgang zu verkürzen. Das kam aber für die Dürrwanger nicht in Frage, so dass die neue Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft der alten gebaut und 1914 eingeweiht wurde.

Das vergaß ihnen Jakob Herre nicht. Denn als die Dürrwanger aufgrund von Raumproblemen in der Schule bei den Stockenhausenern mit dem Vorschlag vorstellig wurden, eine gemeinsame Schule an der Ortsgrenze zu bauen, war die Antwort Herres eindeutig: Er wies das Ansinnen Dürrwangens entschieden zurück und hielt fest: "Wir bauen keine gemeinsame Schule."