Vor dem Balinger Amtsgericht wurde ein 28-Jähriger zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Er hatte unter anderem rechtsradikale Parolen geschrien. Foto: Archiv

27-Jähriger bedroht und beleidigt Besucher. "Ich bin weder Neonazi noch rechtsextrem."

Balingen - Beim Balinger Volksfest im vergangenen Jahr hat ein damals 27-Jähriger aus Bitz mit erhobenem rechten Arm "Sieg Heil" und "Heil Hitler" geschrien sowie andere Besucher mit einem Messer bedroht. Dafür hat ihn das Balinger Amtsgericht am Donnerstag zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

Schon nachmittags um eins hatte der gelernte Maurer mit seinen Arbeitskollegen begonnen, Bier und Schnaps zu trinken. Keine gute Idee, denn der Mann begann zunehmend aggressiver zu werden. Schließlich eskalierte die Situation.

27-Jähriger schreit Nazi-Parolen 

Während andere Volksfestbesucher mit dem "Gladiator" fuhren oder am "Robin Hood" ihre Schießkünste zeigten, zog der 27-Jährige durch die Menge, zeigte den Hitlergruß und rief "Sieg Heil", "Heil Hitler" und "Frei, sozial, national". Eine vierköpfige Gruppe beleidigte er als "deutsche Hurensöhne" und drohte, ihnen den Kopf abzuschneiden. Mit einem gezückten Messer ging er dann auf die Gruppe zu. Die herbeigerufenen Polizisten beleidigte er derb. Einen südländisch aussehenden Beamten bezeichnete er als "Kanake".

Vor dem Balinger Amtsgericht zeigte sich der Maurer reumütig. Er könne sich zwar aufgrund seines Rausches nicht mehr genau an die Geschehnisse erinnern - "da sind bloß Fetzen" -, die Vorwürfe räumte er jedoch allesamt ein. Ein Alkoholtest hatte damals 1,36 Promille ergeben. Seit dem betreffenden Tag habe er keinen Tropfen Alkohol mehr zu sich genommen. "Ich bin froh, dass es bei mir den Schalter umgelegt hat. Ich fühle mich wohl", sagte er.

Die Richterin kam auch auf das Kapuzenshirt zu sprechen, das er bei der Tat getragen hat. Auf der Vorderseite war das Bild eines Soldaten mit Stahlhelm zu sehen, auf der Rückseite der Schriftzug "88 Crew". In der Symbolsprache der Neonazi-Szene steht die 88 für zwei Mal den achten Buchstaben des Alphabets, das H, und dient als Abkürzung für "Heil Hitler".

"Ich bin weder Neonazi noch rechtsextrem"

Er habe sich das Shirt nur deswegen gekauft, weil es ein hochwertiges Produkt von deutscher Qualität sei, gab sich der Angeklagte, der im Nacken eine germanische Rune tätowiert hat, arglos: "Ich bin weder Neonazi noch rechtsextrem", versicherte er.

In ihrem Urteil berücksichtigte die Richterin das Geständnis des Mannes, seine geordneten Familienverhältnisse als verheirateter, dreifacher Vater und dass er seinem erlernten Beruf nachgeht. Zwar befand sie, dass das Auftreten des Mannes "komplett daneben" gewesen sei, gleichwohl beschied sie: "Es ist noch mal was anderes, ob man im Rausch 'rumschreit oder so etwas im Internet verbreitet."

Sie verurteilte den bereits wegen Körperverletzung vorbestraften 28-Jährigen - er hatte einen anderen mit einem Teleskopschlagstock am Kopf eine blutende Wunde zugefügt - zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung. "So etwas wird nie wieder vorkommen", sagte der Mann in seinem Schlusswort.