Einsatz am Balinger Klinikum: Wenn der Alarm losgeht, herrscht höchste Dringlichkeit. Foto: Maier

Lüftungsanlage im Zollernalb-Klinikum wird geprüft und nachgebessert - zwei Jahre nach Einweihung.

Balingen - Gerade einmal zwei Jahre ist die Einweihung des Balinger Krankenhauses her. Jetzt müssen schon Probleme mit dem Brandschutz behoben werden.

Rund um die Uhr sind seit kurzem zu jeder Zeit zwei Feuerwehrleute im Klinikum unterwegs. Der Grund für deren "Brandsicherheitswache" in drei Schichten: Seit vergangener Woche ist eine Fachfirma aus Albstadt vor Ort tätig. Sie soll an rund 700 Stellen den Brandschutz überprüfen und gegebenenfalls nachbessern. Denn anders als in der Abnahme des ersten Neubau-Abschnitts durch die Prüfgesellschaft DEKRA im Jahr 2012 angegeben, ist dabei nicht alles in Ordnung.

Bereits bei Routinekontrollen im Oktober 2014 sind Mängel festgestellt worden. Zwar funktionieren die Lüftungsanlage und die Brandschutzklappen darin. Weil aber, wie sich herausgestellt hat, in gut der Hälfte aller Fälle die Durchbrüche für die Lüftungsrohre durch Mauern nur mit Isoliermaterial abgedichtet sind, nicht aber ordentlich verputzt wurden, könnte im Brandfall an diesen Stellen Rauch in benachbarte Räume dringen. Eine solche Schlamperei hätte nicht passieren dürfen, sagt Landrat Günther-Martin Pauli.

Die einzelnen Stationen der Klinik sind durch separate Brandschutzabschnitte getrennt. Falls es in einem Abschnitt raucht, werden Patienten in andere Bereiche gebracht. Die Trennung der Abschnitte ist wegen der unvollständigen Abdichtung jedoch nicht gewährleistet. Deshalb wurde mit dem Roten Kreuz ein Plan für den Fall einer größeren Evakuierung aufgestellt – und mit der Behebung der Mängel begonnen.

Um während der momentan laufenden Arbeiten die Sicherheit zu erhöhen, werden jetzt Feuerwehrleute der Balinger Wehren und aus umliegenden Gemeinden im Klinikum eingesetzt. Sie sollen durchgängig vor Ort sein, bis der bauliche Brandschutz geprüft und nachgebessert ist. Diese vom Landratsamt als "Revisionsarbeiten an den Lüftungsanlagen" deklarierte Maßnahme kann noch bis zum Frühjahr dauern.

"Das ist eine unschöne Geschichte, aber kein Grund zur Panik", findet Pauli: "Wir sind da übervorsichtig. Die Sicherheit von Patienten, Personal und Besuchern hat oberste Priorität." Und auf die Frage, ob der weitere Betrieb des Krankenhauses zu rechtfertigen sei, ergänzt Kreisbrandmeister Stefan Hermann: "Wir können die Verantwortung übernehmen. Sonst wären andere Maßnahmen notwendig."

Man wolle nichts riskieren, sind sich Landratsamt und Klinikleitung einig. Man müsse etwas machen, aber es bestehe keine Gefährdung.

Doch warum werden die Mängel erst jetzt behoben, da doch das Problem bereits seit gut drei Jahren bekannt ist? Es geht um viel Geld: Mit Kosten in sechsstelliger Höhe für Überprüfung und Reparaturen rechnet Heinz Pflumm, Leiter der Kreiskämmerei. Darüber, wer die Reparaturen bezahlt, konnte keine Einigung gefunden werden – weswegen der Zollernalbkreis bereits seit anderthalb Jahren vor dem Landgericht Hechingen gegen General- und Fachplaner, Trocken- und Lüftungsbauer sowie die DEKRA prozessiert.

Ende Oktober war ein Sachverständiger im Auftrag des Gerichts vor Ort. Dieser hat laut Landrat "Kompensationsmaßnahmen" angeregt, also eine zügige Untersuchung und Behebung der Mängel.

Nach Absprache mit der Baurechtsbehörde, der Stadt Balingen, geschieht das jetzt – unter Aufsicht eines neuen Sachverständigenbüros sowie des Kreisbrandmeisters durch weitgehend neue Unternehmen. Alle Maßnahmen werden mit Blick auf die laufende Klage genau dokumentiert.