Ein Lächeln vor Balinger Kulisse: Norbert Lins geht bei der Europawahl für die CDU Württemberg-Hohenzollern ins Rennen. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Europawahl: Der 42-jährige Christdemokrat Norbert Lins bewirbt sich im Mai erneut um ein Mandat im EU-Parlament

"Es ist ein Privileg, am Riesenprojekt Europa mitzubauen", sagt Norbert Lins. Nach einer ersten Amtsperiode im EU-Parlament zieht der 42-jährige Christdemokrat Bilanz und steckt die Ziele für die kommenden Jahre ab.

Balingen. Als Abgeordneter der CDU Württemberg-Hohenzollern vertritt Norbert Lins im EU-Parlament die Interessen von 1,8 Millionen Menschen aus dem Regierungsbezirk Tübingen. Für Breitbandausbau macht er sich stark, für Umweltschutz, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Bei der Europawahl am 26. Mai bewirbt sich der Vater von vier Kindern, der seinen Magister in Europäischem Verwaltungsmanagement gemacht hat, wieder um ein Mandat. "Es ist wichtig, dass die Pro-Europäer die Mehrheit erhalten", sagt er.

Norbert Lins weiß, worauf es im ländlichen Raum ankommt. Er selbst ist als Sohn eines Landwirts in einem 120-Seelen-Ort im Kreis Ravensburg aufgewachsen. "Die bäuerlichen Familienbetriebe stehen unter Druck", sagt er.

Einerseits führt er das auf die Lebensmittelpreise bei den Discountern zurück, andererseits auf die fehlende Infrastruktur für Kinder, also Schulen, Verkehrsanbindung, Freizeitangebote. Attraktive Arbeitsstellen gebe es.

Das Exportvolumen habe im vergangenen Jahr im Zollernalbkreis die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze gesprengt. "Aber was wären die Betriebe ohne den EU-Binnenmarkt?" Die Frage ist rhetorisch gemeint.

An der Mentalität müsse noch gearbeitet werden: "72 Prozent der Deutschen haben bei einer Befragung angegeben, dass sie bereit seien, für qualitativ bessere Lebensmittel einen höheren Preis zu bezahlen. Aber nur 16 Prozent kaufen tatsächlich zum höheren Preis ein."

Sein Ziel sei, dass die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe mehr Fördermittel bekommen, betont Lins. Mindestens zehn Prozent mehr sollten, so sein Wunsch, in der "ersten Säule" nach unten umverteilt werden, "sonst laufen wir Gefahr, dass der ländliche Raum der Verlierer ist". "Nach unten" – das betrifft landwirtschaftliche Betriebe mit einer Fläche bis zu 250 Hektar. Zum Vergleich: Die Durchschnittsgröße liegt in Deutschland bei 62, in Baden-Württemberg bei 30 Hektar.

Die nächste Agrarreform für die Zeitspanne 2021 bis 2027 stehe bevor. "Nach der Wahl wird die Debatte weitergehen", sagt Lins. Glyphosat? Für ein Verbot, sagt Lins, benötige man eine wissenschaftliche Basis. Ein Verbot aufgrund von Vermutungen sei für ihn undenkbar. Da bestehe im EU-Parlament breiter Konsens, auch mit den Grünen.

In der Klimaschutz-Debatte habe sich Deutschland ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: 38 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030. Ein wichtiges Werkzeug sei da der "Emissionshandel", also der Verkauf von "Verschmutzungszertifikaten". Auch Land- und Forstwirtschaft müssten mit einbezogen werden, denn in Sachen Kohlenstoffbindung sei man "gut unterwegs". Allein im vergangenen Jahr seien in Baden-Württemberg 14,2 Prozent des CO2-Ausstoßes durch Wälder und Feuchtwiesen gebunden worden: "Darauf gilt es weiter aufzubauen."

Wichtig sei es, dass beim Klimaschutzabkommen alle EU-Mitgliedsländer ihren Beitrag leisteten. Zwingend nötig sei es, dass für alle EU-Mitgliedsländer die gleichen Kriterien gelten – genau wie beim Tierschutz und Tierwohl auch bei den Abgaswerten. In Deutschland habe man es mit den Messverfahren übertrieben, meint der Christdemokrat. Wenn man in Stuttgart Diesel-Fahrverbote verhänge, wie es sie weder in London oder Paris noch in Wien gebe, wo die Luft deutlich schlechter sei, dann sei das "Wasser auf die Mühlen der Populisten und Nationalisten".

Die Themen für die kommenden Jahre? Vorneweg nennt er den Breitbandausbau, die Flüchtlingskrise, den Schutz der europäischen Außengrenzen. "Wir sind noch nicht da, wo wir hinkommen wollten." 10 000 Grenzschützer und ein "europäisches FBI" für die Terrorbekämpfung sind seiner Ansicht nach nötig. Der Brexit? Damit, dass der Termin jetzt auf Ende Oktober verschoben worden ist, kann sich Norbert Lins nicht anfreunden. Allein schon darum, weil es jetzt gelte, "73 britische Abgeordnete zu wählen, die das Parlament im Oktober wieder verlassen".

Die EU-Politik ist sein Ding. Eine Riesenherausforderung sei es, den Beruf mit der Familie zu vereinbaren, räumt er ein. Schließlich sei er 160 Tage im Jahr in Brüssel oder Straßburg. Es gebe zwar bessere und schlechtere Tage. Aber die Entscheidung, in die Politik zu gehen, habe er kein einziges Mal bereut. Vielleicht, meint er schmunzelnd, sei er ja erblich vorbelastet: "Mein Urgroßvater war Landtagsabgeordneter."