Zum Ortstermin hatte Bahnhofseigentümer Peter Seifert in die Wartehalle eingeladen. Foto: Seifert

Hausherr Peter Seifert führt Interessierte durch Balinger Bahnhof. Über Vorkauf entscheidet der Gemeinderat.

Balingen - Blitzeis hin oder her: So viel los dürfte an einem Sonntagvormittag im Balinger Bahnhof sonst nicht sein. Peter Seifert, Käufer des Immobilie, stellte dort gestern vor, was er für das Gebäude plant.Eine Sorge nahm er Betroffenen sogleich: Der Fahrkartenschalter der RAB bleibt, da das Gebäude funktional weiter ein Bahnhof bleiben soll. Er könnte den bestehenden Vertrag ohnehin nicht kündigen, und er sieht den Nutzen der Beratung am Schalter.

"Konzepte", wie großgedruckt auf einer der Stellwände mit Planskizzen stand, hat Seifert mehrere: "Ich bin nicht nur der Philantroph", unterstrich er, "aber ich will doch etwas Sinnvolles aus dem Objekt machen." Eine Disko wird es in der Wartehalle wohl nicht geben – die muss er nämlich ab 5.30 Uhr der Deutschen Bahn zur Verfügung stellen. "Da was zu investieren ist nicht die höchste Priorität", da gebe es im Haus Dringlicheres.

Beispielsweise eine Renovierung der Wohnungen im ersten und zweiten Stock sowie den Ausbau des hallengroßen Dachbodens. Außerdem wäre der Einbau eines Aufzugs möglich, um die oberen Stockwerke barrierefrei zu erschließen. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei das sinnvoll – "Mehrgenerationenhaus", murmelten da mehrere der Zuhörer.

Denkbar ist für Seifert auch, nach einer energetischen Sanierung eine Art Hostel einzurichten, eine Übernachtungsmöglichkeit, preislich und hinsichtlich des Komforts zwischen Jugendherberge und Hotels gelegen. Das lässt sich allerdings nur realisieren, wenn die derzeitigen Wohnungsmieter eines Tages ausziehen – kündigen kann Seifert diesen nicht einfach.

Da die Gruppe der Interessierten nicht ganz so groß war wie erhofft – allein fünf Interessierte hatten Seifert telefonisch bedauernd mitgeteilt, dass sie wegen der Eisglätte nicht kommen könnten –, nutzte der Bahnhofseigentümer die Gelegenheit zu einem Rundgang durch das Gebäude. So war ein Blick in den Schaltraum der Bahn möglich, des wichtigsten Mieters im Haus, wo Fahrdienstleiter Siegfried Köhler gerade den 11.52-Uhr-Zug nach Bisingen überwachte.

In einem leerstehenden Raum hinter dem DB-Bereich ist nach Seiferts Überzeugung nicht nur ein Café denkbar, sondern auch ein Verleih für E-Bikes – eine gute Ergänzung, falls es auf dem heiß diskutierten Vorplatz Stellplätze für Elektroautos gäbe: "Wir müssen hieraus was machen."

Wenn in dem denkmalgeschützten Bauwerk alles fertig sei, könne man ja noch ein Türmchen wie früher daraufsetzen. Aber die ihm von Waldemar Rehfuß angetragene Glocke sei dafür auf jeden Fall zu groß, sagte Seifert augenzwinkernd. Doch mit all diesen Überlegungen hängt der Bahnhofskäufer derzeit in der Luft, wie Seifert zu verdeutlichen nicht müde wurde: Die Stadt habe sich verzockt, bekräftigte er seinen Vorwurf.

"Man wollte das alles für einen Appel und ein Ei haben", insbesondere den Vorplatz. Das habe nicht geklappt, und nun werfe ihm die Verwaltung Knüppel zwischen die Beine; beispielsweise bei der Frage, ob die Stadt ihr Vorkaufsrecht in Anspruch nehme: Das klärt sich frühestens nach der Februarsitzung des Gemeinderats, womöglich aber erst im Sommer.

Seifert grollt zudem wegen der Ansage, das Stadtsanierungsgebiet werde nicht auf den Bahnhof ausgedehnt. Ein städtebauliches Konzept für die Bahnhofsstraße, aber ohne den Vorplatz, sei nicht zuletzt mit Blick auf die "kleine Gartenschau" nicht sinnvoll.

Klar ist aber auch: Ohne Aufnahme ins Stadtsanierungsprogramm bekommt der Käufer keine Zuschüsse für die Bahnhofsrenovierung. In Seiferts eigenen Worten: "Das ist ein Pokerspiel."