Die Plettenbergschule in Engstlatt: Wie kamen die Schüler an die Prüfungsfragen? Das prüft jetzt das RP. Foto: Schnurr

Suche nach dem Leck an der Plettenbergschule geht weiter.  RP und Qualitätssicherer sprechen von "einmaligem Fall".

Balingen-Engstlatt/Tübingen - Die Ermittlungen rund um die Plettenbergschule, dem einzigen Ausbildungszentrum für Physiotherapie im Zollernalbkreis, sind beim Regierungspräsidium noch nicht abgeschlossen. Die Juristen des RP versuchen jetzt vor allem herauszufinden, wie die Schüler vorab an die Prüfungsfragen herankamen.

"Es wird nach dem Leck gesucht", bestätigte RP-Sprecher Oliver Knörr gegenüber unserer Zeitung. Dass eine Prüfung von seiner Behörde für ungültig erklärt wird, weil die Fragen eines Staatsexamens den Schülern vorher bekannt sind, ist wohl ziemlich einmalig. "Hier im Hause konnte mir niemand einen ähnlichen Fall nennen", so Knörr. Dass der Plettenbergschule wegen des Vorfalls vom Regierungspräsidium die staatliche Anerkennung entzogen werden könnte, will Knörr bislang nur als "ganz entfernte theoretische Möglichkeit" in Betracht ziehen: "Das hängt aber von den Ermittlungsergebnissen ab."

Auch Harry Belzl, Vorstandsmitglied des Interessenverbands zur Sicherung der Qualität der Ausbildung an den deutschen Schulen für Physiotherapie (ISQ) und Leiter der Physiotherapeutenschule in Tübingen, ist so ein Fall, wie er jetzt an der Plettenbergschule bekannt geworden ist, noch nicht untergekommen. Und dies, obwohl sein Interessenverband bundesweit Qualitätsstandards an Physiotherapie-Schulen kontrolliert und zertifiziert.

Normalerweise, so Belzl, werden Ausbildungszentren für Physiotherapeuten alle drei Jahre gecheckt, die Plettenbergschule, die mit dem ISQ-Zertifikat eifrig Eigenwerbung macht, zuletzt im März 2013. Eine erneute Qualitätskontrolle, genannt Audit, steht an der Einrichtung in Engstlatt regulär erst im Jahre 2015 wieder an. Ob die Prüfungen einer Schule ordnungsgemäß ablaufen, wird vom Verband eigentlich nicht kontrolliert. Da sieht Belzl das RP in der Pflicht. Sollten sich die Vorwürfe gegenüber der Schule jedoch erhärten, "würden wir schon darüber nachdenken, ein Audit vorzuziehen", so Belzl. Denn dass Schülern ihr Staatsexamen in einem medizinisch anspruchsvollen Beruf so leicht gemacht wird, ihnen die Fragen vorab zugespielt werden, das sei "natürlich gegen jede übliche Vereinbarung".

Im eigenen Hause, der PT-Akademie Tübingen, hat Schulleiter Harry Belzl den Brotkorb für Physiotherapeuten relativ hoch gehängt. Zwar ist das Schulgeld mit 275 Euro weit unter dem, was Plettenberg-Schüler berappen müssen, auch, weil der Träger die Gesetzliche Unfallversicherung ist. Dafür wird aber auch nicht jeder genommen. Jährlich sind es nur 30, die die dreijährige Ausbildung beginnen dürfen. Es gibt weit mehr Bewerber als Plätze und deshalb schon mal ein strenges Auswahlverfahren. Während der Ausbildung gibt es für den Lernenden zusammen mit den Dozenten regelmäßige Standortbestimmungen. Das hält die Durchfallquote niedrig. "Spätestens in der Wiederholung sind alle erfolgreich", sagt Belzl. Und die Zahl derjenigen die während der Ausbildung das Handtuch werfen, also die drop-out Quote, wie er es nennt, liege bei zwei Prozent.

An der Plettenbergschule waren es zuletzt 46 Schülerinnen und Schüler, die in der Jahrgangsstufe P 26 zum Staatsexamen angemeldet waren. Zum ersten Mal war eine Klasse zweizügig.