In Balingen mangelt es an Plätzen in den Kindergärten und Kinderkrippen. (Symbolfoto) Foto: RioPatuca Images - stock.adobe.com

Wie die Stadt auf den Mangel reagieren will. Geburtenrate auf höchstem Stand seit Jahren.

Balingen - Trotz des erst vor Kurzem beschlossenen Ausbaus der Kindergarten- und Krippenplätze in Balingen reichen die Kapazitäten in den nächsten Jahren nicht aus. Die Stadtverwaltung stellt nun Überlegungen vor, wo und wie sie zusätzliche Betreuungsangebote schaffen will.

Harry Jenter, Leiter des Amts für Familie, Bildung und Vereine, stellt dem Balinger Gemeinderat am Dienstag nächster Woche (17 Uhr, Turn- und Festhalle Frommern), den Bericht über die Kindertagesbetreuung samt Bedarfsplanung für die Jahre 2020 und 2021 vor. Darin enthalten ist umfangreiches Zahlenmaterial, das deutlich macht, wie sehr Balingen in Sachen Kindern derzeit boomt – und welche Konsequenzen dieser erfreuliche Zuwachs für die Krippen- und Kindergartenlandschaft mit sich bringt.

Geburtenrate auf höchstem Stand

So habe die Geburtenrate zwar 2019 erstmals seit 2013 minimal abgenommen – zwei weniger –, allerdings verharre sie auf dem höchsten Stand seit Jahren. Auffallend dabei sei die deutliche Zunahme neuer Erdenbürger in Dürrwangen gewesen sowie der weiter hohe Geburtenstand in Weilstetten. Dies sei wohl auf die dortigen Baugebiete zurückzuführen.

Dazu komme, so Jenter, die Verlegung des Einschulungsstichtags, sodass zahlreiche Kinder erst einmal nicht eingeschult werden – allein dieser Umstand führe dazu, dass rechnerisch eine zusätzliche Kindergartengruppe benötigt werde. Wenn von einer 100-prozentigen Nachfrage – also für jedes Kind über drei Jahren (Ü3) ein Platz in einer Einrichtung – ausgegangen werde, so reichten die Plätze dafür derzeit nicht aus. Sehr eng geht es zudem im Bereich der Plätze für Krippenkinder im Alter von unter drei Jahren (U3) zu.

In Zahlen: In allen Balinger Einrichungen standen zum Stichtag 1. März rechnerisch 1396 Betreuungsplätze zur Verfügung. Davon waren von 1246 Kindern tatsächlich – weil U3-Kinder in altersgemischten Gruppen doppelt zählen – 1327 Plätze belegt. Insgesamt hat sich die Zahl der betreuten Kinder gegenüber dem Vorjahr um 91, die Zahl der belegten Plätze um 105 erhöht. Laut Jenter gibt es den klaren Trend, dass immer mehr Eltern ihre U3-Kinder in eine Einrichtung geben – aber nicht nur die: Die Zahl der freien Betreuungsplätze sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Aktuell seien es 69 – und dies, obwohl in Roßwangen und Weilstetten, in der Balinger Kindervilla sowie in der Kita Stadtmitte zusätzliche Kapazitäten geschaffen worden seien.

Benötigt wird auch mehr Personal

Das ist beim Blick auf die Zahlen aber nicht ausreichend gewesen: So sind im Ü3-Bereich rechnerisch 1266 Plätze vorhanden, wenn kein altersgemischter Platz in Anspruch genommen würde. Tatsächlich aber wird fürs Kindergartenjahr von 1309 Kindern ausgegangen – 135 mehr als im Vorjahr –, die wohl auch alle von ihren Eltern in den Kindergarten geschickt werden. Somit fehlen – die reale Platzreduzierung aufgrund der altersgemischten Gruppen nicht eingerechnet – in diesem Bereich 83 Plätze.

Ähnlich sieht es im U3-Bereich aus: Die Betreuungsquote für Kleinkinder unter drei Jahren liegt in Balingen bei 31 Prozent. 976 Kinder in diesem Alter leben in Balingen – ergibt nach Adam Riese einen Bedarf von 303 Plätzen (wovon wiederum einige durch die altersgemischten Gruppen aufgefangen werden können). Tatsächlich zur Verfügung stehen samt Betreuungsmöglichkeiten bei Tagesmüttern derzeit aber nur 234 – womit also 69 Plätze fehlen.

Als Reaktion auf dieses sich abzeichnende Szenario hat der Balinger Gemeinderat im Juni grünes Licht dafür gegeben, an der Lauwasenschule, der Kita Pestalozziweg in Frommern, der Kita in Endingen sowie in Roßwangen zusätzliche Kapazitäten für U- und Ü3-Kinder zu schaffen (wir berichteten).

In dem Bericht an den Gemeinderat legt Harry Jenter nun auch Ideen für den weiteren Ausbau der Betreuungsangebote vor: So könnte die Kita Pestalozziweg einen Anbau erhalten, die Planungen dafür laufen schon. Neue Räume für die Kinderbetreuung könnten zudem an der Balinger Sichelschule entstehen: Dort würden neue Klassenzimmer gebraucht. Im Zuge des Ausbaus könnte man auch Kleinkinder auf dem Schulcampus unterbringen. Geprüft wird zudem ein An- oder gar der Neubau des Kindergartens in Endingen; das jetzige Gebäude weist viele Mängel auf. An der Kita Neige in Balingen wäre neben dem Kinderhaus noch Platz für einen An- oder einen Neubau; dafür ist eine Abstimmung mit der Behindertenförderung Zollernalb als Träger notwendig. Außerdem soll es Gespräche mit der katholischen Gemeinde wegen einer Erweiterung der dortigen Einrichtung geben.

Derweil sind Plätze das eine – benötigt wird aber auch mehr Personal: Allein durch den bereits beschlossenen Ausbau müssen elf zusätzliche Erzieherinnen eingestellt werden. Um diese zu bekommen, will die Stadt Anerkennungspraktikantinnen im Anschluss an die Ausbildung nun grundsätzlich eine sechsmonatige Beschäftigung anbieten. Zudem soll die im vergangenen Jahr angebotene sogenannte PiA-Ausbildung fortgesetzt werden.