Wolfgang Ehni musiziert am "Geburtstagskind". Foto: Groh

Spätbarocker Prospekt trotz Umbauten erhalten geblieben. Gottesdienst in der Balinger Stadtkirche zelebriert das Ereignis.

Balingen (wgh) - Vor 250 Jahren, am ersten Advent 1767, wurde in der Stadtkirche die Haußdörfferorgel eingeweiht

Der spätbarocke Orgelprospekt ist trotz aller Umbauten erhalten geblieben und gibt dem Instrument einen würdevollen, strahlenden und majestätischen Anblick. Das Jubiläum wurde am vergangenen Sonntag gebührend gefeiert.

Beim Gottesdienst sorgten der Posaunenchor Balingen-Heselwangen unter Leitung von Dieter Klaiber und Bezirkskantor Wolfgang Ehni an der Orgel mit doppelchörigen Werken für den feierlichen Rahmen. Am Abend gab Ehni dann ein Jubiläumskonzert auf der Stadtkirchenorgel, die mit 54 Registern auf vier Manualen und Pedal eine gewaltige und dennoch sensible Klangpracht entfaltet.

In den Programm erklangen Werke von der Barockzeit bis zur Moderne. Dabei wurden die klangliche Vielfalt des Instruments, aber auch das spielerische und gestalterische Talent des Musikers eindrucksvoll manifest.

Den verheißungsvollen Auftakt bildete das "Präludium in Es-Dur" von Johann Sebastian Bach, eine glänzend strahlende Festmusik, deren Dreiteilung als Sinnbild der Dreieinigkeit durch differenzierte Spiel- und Registrierweise fein herausgestellt wurde. Reizvoll waren nicht nur die verschiedenen Zungenstimmen beim "Noël" von Louis Claude Daquin in den kunstvollen Variationen über ein französisches Weihnachtslied eingesetzt, sondern auch die verschiedenen Werke der Orgel.

Die beiden Ecksätze der "Fantasia g-Moll" von Georg Philipp Telemann waren virtuos mit raschen Wechseln von forte und piano, der Mittelsatz singend schöne Melodie mit zarter Begleitung.

Mit Justin Heinrich Knechts "Cantabile mit einem angenehmen Orgelregister" ertönte eine flötige und elegante Melodie mit sanfter Begleitung. "Handstück im galanten Stil" war die rechte Bezeichnung für dieses Stück der leisen Register.

Klassisch kraftvoll mit vollen Akkorden und schnellem Laufwerk war die "Toccata". Die fulminante Choralphantasie und Fuge über "Halleluja! Gott zu loben, bleibe meine Seelenfreud" von Max Reger war die Krönung des Abends.

Wolfgang Ehni wurde beim spielerischen und dynamischen Gestalten Enormes abverlangt: In der aus Introduktion und sieben Choralstrophenvertonung mit abschließender Fuge bestehenden Phantasie wechselten virtuose Läufe mit lyrischen Passagen, wuchtige Akkorde mit zarten Harmoniefolgen, um in einer Fuge zu enden. Mit den vom Jazz beeinflussten Choralbearbeitungen von Matthias Nagel wurde es weihnachtlich.

Beschlossen wurde das Konzert mit "Sortie" des Organisten Alfred Lefébure-Wely, einem heiteren Stück mit tänzerischem Schwung und volkstümlicher Eleganz.

Die zahlreichen Zuhörer applaudierten heftig und gaben ihrer Begeisterung Ausdruck. Als Dank für so viel Anerkennung ertönte aus Bachs Orgelbüchlein "Nun komm der Heiden Heiland".