Landwirt Ernst Hermann Maier streichelt ein Kalb seiner Uria-Rinder. Gegen den Entzug der Ausnahmegenehmigung zum Chippen seiner Tiere will er notfalls gerichtlich vorgehen. Foto: Ungureanu

Land entzieht Ostdorfer Rinderflüsterer die Ausnahmegenehmigung. Ernst Hermann Maier setzt sich zur Wehr.

Balingen-Ostdorf - Neue Runde im Balinger Rinderstreit: Die Behörden machen Ernst. Das Tübinger Regierungspräsidium hat dem Ostdorfer Rinderflüsterer Ernst Hermann Maier die Ausnahmegenehmigung entzogen. Maier setzt sich zur Wehr."Schwachsinn bleibt Schwachsinn", sagte er gestern gegenüber unserer Zeitung. "Wir wehren uns mit allen Mitteln gegen eine Kennzeichnung unserer Rinder mit Ohrmarken", betont Maier. "Wir haben schon immer gesagt, das werden wir auf keinen Fall hinnehmen. Daran hat sich nichts geändert."

Maier bestätigte gestern, dass er das Schreiben des Regierungspräsidiums erhalten habe. Neue Argumente würden nicht ins Feld geführt. "Man will uns platt machen, den Betrieb zerstören", sagt Maier und zitiert aus dem Schreiben, wonach "der rechtskonforme Zustand wieder hergestellt werden muss". Denn dass die Ausnahmegenehmigung rechtswidrig sei, heißt es seit langem von Bund, Land und EU.

Das Ganze ist nach Ansicht des Ostdorfer Landwirts "Augenwischerei". Die Verbraucher würden hinters Licht geführt. Denn die Kennzeichnung seiner 270 Uria-Rinder mit Ohrmarken, gegen die sich Maier seit vielen Jahren wehrt, sei ohne Sinn, weil dadurch der Zweck der Viehverkehrsordnung nicht erreicht werde.

Zudem, so Maier, sei die Ausnahmegenehmigung, die er vom Balinger Landratsamt erhalten hat, immer noch rechtskräftig. "Diese ist zu Recht erfolgt", betont er, während die "Paragrafenreiter" im Regierungspräsidium und im Ministerium einfach durchmarschieren und seinen Betrieb erledigen wollten. Ernst Hermann Maier: "Wenn unseren Rindern mit Gewalt die Ohrmarken eingestanzt werden, ist die Uria-Herde zerstört." Dann sei das Verhältnis zwischen Tier und Mensch nachhaltig gestört.

Seine Auffassung hat Maier erst vor wenigen Tagen dem baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) bei dessen Besuch in Balingen noch einmal nachdrücklich dargelegt (wir berichteten). Allerdings habe er, Maier, nach dem Bonde-Besuch keine Hoffnungen gehabt, dass sich an der Situation etwas ändern werde. "Bonde hat das heruntergebetet, was man ihm eingeflüstert hat. Der hat keine eigene Meinung", sagt der Rinderflüsterer. "So sollen wir als sture Böcke hingestellt werden", die schuld daran seien, dass das Land Zuschüsse zurückzahlen müsse, weil man gegen EU-Recht verstoße. Maier: "Das ist absoluter Unsinn." Denn die EU werde niemals gegen eine Ausnahmeregelung in einem Mitgliedsstaat vorgehen. Im Übrigen betont er, habe er eine Anordnung der Veterinärverwaltung aus dem Jahr 1999, dass er seine Rinder mit einem Chip kennzeichnen solle: "Dann haben die seit 14 Jahren rechtswidrig gehandelt."

Landrat Günther-Martin Pauli, dessen Behörde die Ausnahmeregelung erteilt hat, steht fest zum Rinderflüsterer, wie er kürzlich gegenüber dem Schwarzwälder Boten dargelegt hat. Er bezieht sich auf Ausnahmegenehmigungen, die die EU-Vorgabe einräume, die bisher aber zu eng ausgelegt worden seien.

Das Regierungspräsidium Tübingen ist dagegen der Meinung, die Genehmigung sei rechtswidrig, sagt dessen Pressesprecher Markus Breymaier: "Der Ausnahmetatbestand ist nicht einschlägig." Er geht indessen nicht davon aus, dass der Staat die Kennzeichnung von Maiers Rindern mit Ohrmarken in absehbarer Zeit durchsetzen wird: "Gegen den Bescheid kann geklagt werden."