Stefan Kröger ist der neue Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Erzingen-Schömberg. Foto: Sikeler

Disziplinarverfahren wegen eines außerehelichen Verhältnisses beendet. Stefan Kröger nach Boll jetzt in Erzingen.

Balingen-Erzingen/Schömberg - Vor zehn Monaten war er als Pfarrer in Oberndorf-Boll wegen eines außerehelichen Verhältnisses vom Dienst suspendiert worden – jetzt wird Stefan Kröger neuer Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Erzingen-Schömberg.

Der 48-jährige Seelsorger ist nach der mehrmonatigen Vakanz vom Evangelischen Oberkirchenrat im Benennungsverfahren für die Pfarrstelle in Erzingen benannt und durch das Besetzungsgremium gewählt worden. Der genaue Zeitpunkt des Dienstbeginns steht laut Kröger noch nicht fest. Fest stehe aber, dass sein Nachfolger in Munderkingen seinen Dienst am 1. September beginne.

Stefan Kröger ist in Schleswig-Holstein geboren und hat zur Zeit einen Vertretungsdienstauftrag im Kirchenbezirk Münsingen inne. 1992 wurde er zum Prediger und Seelsorger ordiniert. Über verschiedene Stationen in Baden-Württemberg, als Prediger, Prädikant und Diakon kam er 2006 in die berufsbegleitende Ausbildung im Pfarrdienst, die er 2008 mit der zweiten theologischen Dienstprüfung und der Ordination abschloss.

Kröger liegt nach eigener Aussage vor allem eine "lebensnahe und authentische Verkündigung" sowie die "Stärkung und Begleitung der Mitarbeiter" am Herzen. An seiner neuen Wirkungsstätte ist er zuständig für die rund 2050 evangelischen Christen in Erzingen sowie in den Diasporagemeinden Dotternhausen, Dormettingen, Schömberg, Schörzingen, Ratshausen und Weilen unter den Rinnen.

In der Kirchengemeinde Erzingen-Schömberg stellte sich der dreifache Familienvater am vergangenen Freitag im Rahmen eines Mitarbeiterabends im Gemeindezentrum Schömberg vor mehr als 30 Mitarbeitern vor. "Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Pfarrer Kröger und dass die Zeit ohne Pfarrer für unsere Gemeinde nach den Sommerferien zu Ende gehen wird", teilt die Gemeinde über ihre Homepage mit.

Vergangenheit des Pfarrers war in der Gemeinde bekannt

Kein Wort aber steht dort davon, wie die zeitweise Suspendierung Krögers in der Kirchengemeinde aufgenommen wurde. Stefan Kröger war als Pfarrer von Oberndorf-Boll im August 2012 suspendiert worden, nachdem bekannt geworden war, dass er eine außereheliche Affäre mit einer ebenfalls verheirateten Mitarbeiterin der dortigen Kirchengemeinde hatte. Zudem war ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Aufgrund dieser Situation, so die Landeskirche damals, könne Kröger seinen seelsorgerischen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, denn ein Pfarrer müsse Vorbild in Glauben und Lebensführung sein. Kröger war zum 1. September 2006 als Pfarrer zur Anstellung nach Boll gekommen; Investitur feierte er im November 2009. Die dortige Kirchengemeinde erlebte ihn als sehr engagiert. "Er ist ein guter Pfarrer", hieß es.

Eine Teilnehmerin des Mitarbeiterabends in Schömberg sagte unserer Zeitung, dass die Suspendierung "natürlich ein Thema" gewesen sei. Kröger habe es selbst angesprochen. Die Stimmung sei "sehr offen" gewesen, man habe offen geredet: "Es herrschte keine dicke Luft." Und natürlich hätten einige Mitarbeiter der Kirchengemeinde auch von der Vergangenheit des Pfarrers gewusst. So handle die Kirchengemeinde gemäß der Antwort von Jesus, der nach dem Johannes-Evangelium angesichts einer beim Ehebruch ertappten Frau gefragt worden sei, ob sie gesteinigt werden solle: "Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie."

"Das Disziplinarverfahren gegen mich ist mit einem Verweis eingestellt worden", sagte Stefan Kröger gestern gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Zu seiner derzeitigen privaten Situation wollte er nicht viel sagen. Seine Familie, zu der er Kontakt halten wolle, lebe noch in Oberndorf. Er selbst habe sich um die Stelle in Erzingen-Schömberg beworben, nachdem er nach dem Verfahren und dem Wartestand vom Oberkirchenrat das Signal erhalten habe, sich wieder um eine Pfarrstelle bewerben zu können.