Helmut Reitemann erklärt, dass er 2015 erneut für das Amt des OB in Balingen antreten will. Mit Kommentar.
Balingen - Rückblick, Ausblick – das stand in den vergangenen Jahren stets im Mittelpunkt der Balinger Bürgertreffs. Am Samstag war es anders. Oberbürgermeister Helmut Reitemann sorgte für den Paukenschlag: Er strebt eine zweite Amtszeit an.Mit dieser Erklärung vor der voll besetzten Stadthalle wolle er die Spekulationen beenden, die immer wieder im Zusammenhang mit der Landratswahl Sigmaringen aufgekommen seien, sagte der Balinger OB. Reitemanns Name fiel zuletzt oft, wenn das Gespräch auf den möglichen Nachfolger von Landrat Dirk Gaerte kam. Im Nachbarkreis wird Anfang April der Landrat gewählt.
Diesen "Gerüchten", so Reitemann, wolle er mit der Erklärung in eigener Sache ein für allemal ein Ende bereiten. Er wolle für den OB-Posten in Balingen erneut kandidieren, "und dabei bitte ich um Ihr Vertrauen". Von den zahlreichen Bürgertreff-Besuchern erhielt Reitemann spontanen Applaus.
Als wichtigsten Grund dafür, erneut antreten zu wollen, nannte Reitemann, dass in den zurückliegenden Jahren einiges geschaffen worden sei. Immer wieder habe er in zahlreichen Gesprächen gehört, "dass wir in Balingen gut gearbeitet haben" – wobei er in das "wir" die gesamte Stadtverwaltung und den Gemeinderat mit einbezog. Diese erfolgreiche Arbeit wolle er gerne fortsetzen.
Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Reitemann, dass er seine Ambitionen rechtzeitig habe bekannt machen wollen. Der Bürgertreff sei dafür ein ideales Forum. Die Arbeit in Balingen bereiteb ihm Freude, der Zuspruch vieler Balinger habe ihn in seinem Entschluss bestärkt: "Ich will hier weitermachen."
Stattfinden wird die Oberbürgermeisterwahl in Balingen im Frühjahr 2015. Der Termin steht noch nicht fest. Reitemanns Amtszeit endet am 13. Mai 2015. Ausgeschrieben wird die Stelle voraussichtlich im Herbst.
Dass der OB in den kommenden Monaten sich nicht über fehlende Arbeit beklagen kann, und genug Möglichkeiten hat, den guten Ruf Balingens weiter zu verfestigen, zeigt die Liste der anstehenden Aufgaben: So wird in diesem Jahr das Jubiläum "40 Jahre Balingen – Große Kreisstadt" gefeiert, die Kommunalwahl steht vor der Tür, der Bahnübergang Hurdnagelstraße soll kommen, und im Falle der Eyach-Arkaden sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Und Reitemann hofft, dass die Bauarbeiten an der B 463 nahe Weilstetten endlich beendet werden.
Seite 2: Reaktion der Fraktionschefs
Keine große Überraschung war für die Vorsitzenden der Fraktionen im Balinger Gemeinderat die Ankündigung von Oberbürgermeister Helmut Reitemann, im nächsten Jahr erneut für das Amt zu kandidieren. In der Mehrzahl haben sie diese Entscheidung im Gespräch mit unserer Zeitung begrüßt.Für Klaus Hahn (CDU) war klar, dass Helmut Reitemann eine zweite Amtszeit anstrebt. Er habe ihn im Vorfeld auch bestärkt, dass er sich frühzeitig zu diesem Thema äußern solle, so Hahn. Für Hahn war es nie ein Thema, dass der OB Balingen verlässt. Er sehe auch nicht die Gefahr, dass dies in absehbarer Zeit geschieht: "Helmut Reitemann setzt sich mit Herzblut für Balingen ein. Er leistet hervorragende Arbeit."
Dieser Meinung ist auch Werner Jessen (Freie Wähler). Auch er bescheinigt dem OB, sich stark für die Kreisstadt zu engagieren. Jessen bedauert aber, dass Familie Reitemann noch immer nicht in Balingen wohnt und hofft, dass sich das im Fall einer Wiederwahl ändert. Denn dann bekomme Reitemann die Gegebenheiten vor Ort unmittelbar, aus eigener und aus den täglichen Erfahrungen seiner Frau und seiner Kinder und "nicht nur nach Aktenlage" mit.
Für Dietmar Foth (FDP) ist die Ankündigung eine "klare Ansage". Inwieweit sie einen Einfluss hat, erneut gegen Reitemann zu kandidieren wie 2007, ließ er offen. Er habe gerade eine "hochinteressante Tätigkeit" als Präsident des Landgerichts Rottweil begonnen, der er sich voll widmen werde. Zudem wolle er sich erst einmal mit den anstehenden Kommunalwahlen im Mai beschäftigen.
Conny Richter (Grüne) und Sabine Klaiber (Frauenliste) sehen die Erklärung Reitemanns als "logischen Schritt". Richter begrüßte zudem die frühe Klarstellung mehr als ein Jahr vor den OB-Wahlen: "Jetzt wissen wir, was Sache ist." Helga Zimmermann-Fütterer meinte, dass sie die Gerüchte um eine Bewerbung als Landrat in Sigmaringen nie ernst genommen habe. "Eine erneute Kandidatur Reitemanns um den OB-Posten in Balingen? Ich habe nichts anderes erwartet."
Kommentar: Gut so
Von Steffen MaierDie Erklärung von Helmut Reitemann, als Oberbürgermeister in Balingen weitermachen zu wollen, kommt taktisch klug. Reitemann wählte den richtigen Ort – den Bürgertreff und damit die große Balinger Bühne mit hunderten Besuchern. Die Erklärung kommt auch zur richtigen Zeit. Nicht nur, weil Reitemann damit die Gerüchteküche kaltstellt, wonach er gerne Landrat in Sigmaringen werden würde. Es ist mehr als das: Die Oberbürgermeisterwahl ist in rund einem Jahr, die Balinger wissen schon jetzt, sehr früh, woran sie sind. Das ist gut so. Für Leute, die möglicherweise mit einer Kandidatur liebäugeln, ist es eine klare Ansage: Der Amtsinhaber bewirbt sich wieder, das macht es Herausfordereren erfahrungsgemäß sehr schwer – vor allem dann, wenn die Stadt, um deren Chefposten es geht, gut dasteht wie Balingen. Die Erklärung ist zugleich ein Startschuss: Der Wahlkampf um den OB-Posten ist eröffnet.