BETRIFFT: Geplante Neubauten von Netto-Märkten in Balingen und Weilstetten

In Balingen und Weilstetten soll je ein neuer Netto-Discounter entstehen. Darum, ob dies im Sinne der Einzelhandelsversorgung sinnvoll ist oder nicht, soll es hier nicht gehen. Mir geht es vielmehr um die grundsätzliche Frage, ob wir den Flächenverbrauch weiterhin hinnehmen wollen. Beim Projekt in Balingen auf dem Steinle-Gelände ist der Schritt zur Kombination aus Supermarkt und Wohnbebauung schon gemacht – wenn auch zögerlich und sicherlich ausbaufähig. Auf dem Areal Grauenstein in Weilstetten soll wieder eine eingeschossige Kiste entstehen. Um dieses Gebäude herum sind 34 Stellplätze geplant. Es gibt keinen Grund, in Weilstetten auf etwas zu verzichten, was fünf Kilometer weiter schon praktiziert wird. So drängend kann die Versorgungslücke der Weilstettener nicht sein, als dass Rat und Verwaltung gegenüber dem Investor auf einer Neuplanung bestehen und eine Überbauung des Markts und der Parkplätze mit Wohnungen durchsetzen. Es handelt sich laut Flächennutzungsplan um eine Mischbebauung, die Umgebung lässt eine dreigeschossige Bebauung zu. Wann, wenn nicht jetzt, müssen wir überall gegen den Flächenfraß vorgehen? Eine Kombination aus Einzelhandel und Wohnbebauung funktioniert in anderen Städten, warum nicht auch in Balingen? Der Baugrund würde so nicht nur für Einkaufen und Parken versiegelt, sondern kostensparend auch für Wohnraum verwendet.

Der Investor, die Volksbank Hohenzollern-Balingen, könnte an dieser Doppelrendite doch Gefallen finden. Auch wenn die Verwaltung wegen des Bauvorhabens der Volksbank an der Schwanenstraße (parallel zur Steinach), das zur Gartenschau fertig sein sollte, ungeduldig werden sollte – ich finde, Gemeinderat und Stadtplanungsamt sollten den ungebremsten Verbrauch nicht vermehrbarer (Grün-)Flächen beenden.

Es geht auch noch um einen anderen Aspekt: Für wen ist die Landschaft, die potenziell bebaubaren Flächen da? Die kommunalen Planer und Entscheidungsträger müssen meiner Meinung nach durch intelligente Politik und politischen Willen dafür sorgen, dass der Baugrund nicht nur den Wenigen zu Gute kommt, die einen Discounter bauen oder die sich ein freistehendes Einfamilienhaus leisten können.

Oliver Otte | Balingen