Die Balinger Stadtkirche leuchtet im abendlichen Scheinwerferlicht. Als Zentralkirche steht das Gotteshaus als einziges der vielen Gebäude der evangelischen Gesamtkirchengemeinde nicht infrage. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Immobilienkonzept: Evangelische Gesamtgemeinde Balingen prüft weiter intensiv den Gebäudebestand

Welche Gebäude bleiben, welche werden aufgegeben? Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Balingen tüftelt derzeit intensiv an ihrem Immobilienkonzept. Erste Fixpunkte stehen fest, vieles ist allerdings noch nicht abschließend entschieden – vor allem, was die Gebäude der Stadtkirchengemeinde anbelangt.

Balingen. Angestoßen wurde die Debatte um die Zukunft der insgesamt 21 Immobilien der Gesamtkirchengemeinde im November vergangenen Jahres bei einem öffentlichen Forum im Gemeindehaus Stadtmitte (wir berichteten). Deutlich wurde dabei, dass nicht alle Immobilien gehalten werden können. Die Zahl der Gemeindeglieder geht in Balingen wie anderswo auch zurück: 1997 waren es 8532, 2017 nur noch 6632, in 15 Jahren werden es voraussichtlich weniger als 5000 sein. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Zuweisungen aus der Kirchensteuer, die Balinger haben also weniger Geld in der Kasse.

Fixpunkte für jede der Teilgemeinden

Bei den Pfarrstellen wurde der mitunter schmerzhafte Prozess der Stellenkürzungen längst eingeleitet, nun sind die Gebäude an der Reihe. "Die fetten Jahre gehen vorüber", sagte Dekan Beatus Widmann im November, nun gehe es darum, im Bereich der Immobilien ein Konzept für die kommenden Jahrzehnte zu erarbeiten. Ziel müsse dabei immer sein, so viele davon zu halten, wie für das kirchliche Leben in der Stadtkirchengemeinde sowie in den Gemeinden Engstlatt-Schmiden und Heselwangen-Balingen-Ost notwendig seien. Aber wie viele sind das genau?

In den Gremien wurde über diese Frage gründlich nachgedacht. Die Steuerungsgruppe, in der jede der drei Teilgemeinden vertreten ist, traf sich zuletzt Mitte Mai, einen wichtigen Wunsch des November-Forums haben sich die Mitglieder nach Angaben von Pfarrer Christof Seisser dabei zu Herzen genommen: Jede der drei Teilkirchengemeinden soll eine Kirche, ein Gemeindehaus und ein Pfarrhaus behalten. In Heselwangen-Balingen sei die Sachlage einfach, so Seisser: Dort gebe es ein Gottes-, ein Gemeinde- und ein Pfarrhaus; alle seien in einem guten bis sehr guten Zustand. Darüber hinaus seien die Rücklagen und die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder so gut, dass laufende Unterhaltungen und kleinere Reparaturen leicht getätigt werden könnten.

Ganz ähnlich verhalte es sich in Engstlatt, allerdings sei durch die Fusion mit der Gemeinde Auf Schmiden und deren Gemeindezentrum das Problem aufgetreten, dass das Gemeindezentrum früher oder später saniert werden müsse – geschätzte Kosten: eine Million Euro.

Laut Seisser wird das größte Problem in der Stadtkirchengemeinde zu lösen sein, zu der unlängst Teile der früher eigenständigen Gemeinde Balingen-Ost dazukamen: Auf deren Gebiet stehen zwei Kirchen. Zum einen die Stadtkirche. Diese stehe als Heimat der Stadtkirchengemeinde und Zentralkirche der Gesamtgemeinde nicht zur Disposition. Zum anderen die Friedhofskirche: Dieses Gotteshaus, das älteste in Balingen, denkmalgeschützt, werde derzeit ausgebessert. Allerdings sei eine grundlegende Sanierung unausweichlich. Diese sei mit rund einer Million Euro veranschlagt. Von den Evangelischen wird die Friedhofskirche fast nur zu Beerdigungen genutzt, dazu aber auch von den Katholiken und anderen christlichen Gemeinschaften. "Über den Bestand dieser Kirche in unserer Trägerschaft wird gesprochen", so Seisser. Die Frage wird sein, ob eine andere Kirche oder vielleicht auch die Stadt bereit sein wird, sich diesen teuren Klotz ans Bein zu binden.

Neben den beiden Kirchen gibt es im Gebiet der Stadtkirchengemeinde auch zwei Gemeindehäuser. Mit beiden sind viele Fragen und Probleme verbunden. So ist das Gemeindehaus Stadtmitte – anders als das Johann-Tobias-Beck-Haus – schön zentral gelegen, und räumlich bietet es ausreichend Platz für die verschiedensten Aktivitäten und Gruppen, etwa die Kantorei. Allerdings ist das Gebäude ebenfalls stark sanierungsbedürftig – die Kosten für die umfassende Ertüchtigung werden auf satte 2,8 Millionen Euro geschätzt.

In der Steuerungsgruppe wurde derweil in der jüngsten Sitzung auch über eine "kleine Lösung" diskutiert, ebenso über einen Neubau. Der Oberkirchenrat in Stuttgart genehmigt laut Seisser Bauvorhaben in dieser Größenordnung erst, wenn zur Planung 50 Prozent und bis Baubeginn zwei Drittel aus Eigenmitteln bereitstehen. "Davon sind wir jedoch noch weit entfernt", so Seisser. Im Juli sei ein Sondierungsgespräch beim Oberkirchenrat vorgesehen, um eine mögliche Zeitschiene für die Finanzierung aufzuzeigen.

Kauft Stadt das Johann-Tobias-Beck-Haus?

Im Falle des Johann-Tobias-Beck-Hauses, des früheren Zentrums der Gemeinde Balingen-Ost, steht zudem die Möglichkeit im Raum, dass die Stadt das Gebäude kaufen wird. Diese Option werde derzeit geprüft, sagte Oberbürgermeister Helmut Reitemann unlängst im Gemeinderat. In den Fokus der Stadtverwaltung ist die Immobilie gerückt, weil sie nach Möglichkeiten sucht, wo zusätzliche Kita-Gruppen untergebracht werden könnten (wir berichteten). Die Entscheidung des Gemeinderats – provisorische Unterbringung oder Kauf – diesbezüglich müsse man abwarten, so Seisser; diese sei mit entscheidend für die weiteren Überlegungen. Und könnte, je nachdem, die Entscheidung der Gesamtkirchengemeinde erleichtern: Wenn die Stadt kauft, dann ist die Frage, welches Gemeindehaus gehalten werden soll, gleich mit beantwortet.

  Ein weiteres Forum zum Immobilienkonzept soll im September stattfinden; bis dahin soll ein Fahrplan feststehen. Der endgültige Beschluss, wie es mit den Immobilien weitergeht, soll noch mit den aktuellen Gremien vor der Kirchengemeinderatswahl im Dezember gefasst werden.