Foto: Zeichnungen: Geis

Balinger Gemeinderat streicht Herzenswunsch der Jugendlichen. Grund sind zu hohe Kosten.

Balingen - Satz mit "x": Das wird nix. Der Balinger Gemeinderat hat am Dienstagabend weitere Ingenieurleistungen für den Bau des neuen Jugendhauses vergeben. Gestrichen hat das Gremium den Herzenswunsch der Jugendlichen, die Dachterrasse.

Die Enscheidung, das Großvorhaben ohne die Dachterrasse zu bauen, fiel bei vier Gegenstimmen und drei Enthaltungen mit großer Mehrheit. Und mit vermeintlicher Zustimmung der Jugendlichen, die sich wegen der hohen Kosten in einer Umfrage mit dem Verzicht auf die Dachterrasse einverstanden erklärt hatten.

Klaus Hahn (CDU), Werner Jessen (Freie Wähler) und Ulrich Teufel (SPD nannten das Ergebnis der Umfrage ein "respektables Urteil". Die Jugendlichen hätten, so Jessen, sich offensichtlich intensiv mit Kosten und Nutzen auseinandergesetzt und seien bereit, auf "utopische Wünsche" zu verzichten. Hahn verwies darauf, dass es künftig im Umfeld des neuen Jugendhauses in den Eyach-Auen mit dem Aktivpark genügend Freiraum und Möglichkeiten gebe.

Alexander Maute (SPD) sagte, er sei sicher, dass nach dem erfolgreichen Beteiligungs- und Planungsprozess mit Beteiligun der Balinger Jugend trotz des Verzichts auf die Dachterrasse ein "tolles Jugendhaus" entstehen werde. Schade wäre es, so Maute weiter, wenn die Streichung dieses einen Wunsches das Gesamtprojekt nun mit einem "Gschmäckle" behaften würde. Immerhin würden mehr als zwei Millionen Euro in das Vorhaben investiert.

Kein Verständnis dafür, die Dachterrasse zu beerdigen, äußerten Uwe Jetter und Ute Hettel (Grüne). Hettel wertete das als Zeichen dafür, dass Jugendliche in Balingen "keine Lobby" hätten. Jetter zweifelte an, ob Rückmeldungen von 40 Jugendlichen ein repräsentatives Stimmungsbild seien. Peter Harich sagte, die geringe Beteiligung zur Frage, ob die Dachterrasse gestrichen werden solle, könne man auch als "Zeichen der Frustration" sehen.

Am Planungsprozess beteiligt waren vias WhatsApp-Chats und bei Diskussionsrunden in Schulen hunderte Jugendliche. Die Dachterrasse war einer der Wünsche, die immer wieder genannt wurden – und die deswegen Eingang in die Planung fanden.

Die über dem Budget von 2,25 Millionen Euro liegenden Kosten waren erst nach der Vergabe an das Stuttgarter Büro berger röcker gork im September bekannt geworden: Die Planer hatten den für die Dachterrasse zwingend vorgeschriebenen zweiten Fluchtweg schlicht nicht einkalkuliert, ebensowenig die aus Brandschutzgründen ebenso notwendige Verstärkung der Decke unterhalb der Terrasse.