Die vermutlich heißeste Vernissage in der Balinger Geschichte fand bei 35 Grad am Sonntag auf dem Rasen vor der Arbeitsagentur statt. Dort steht nun für anderthalb Jahre eine von Geflüchteten und Einheimischen in Korb gestaltete Skulptur. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Skulptur macht vor der Agentur für Arbeit Station

Balingen. Eine tonnenschwere Skulptur steht seit dem Wochenende auf dem Rasen vor der Agentur für Arbeit in Balingen. Der Porenbeton wurde als vielköpfige Plastik gestaltet – von Geflüchteten und Einheimischen im Rahmen eines Projekts der Korber Asylkreises.

Aus der Kunstnummer kommt Helmut Reitemann in diesen Tagen nicht raus. Nach der Ausstellung "Revolte" in der Frommerner Schwelhalle und der World-Press-Photo-Ausstellung in der Zehntscheuer stand für den Balinger Oberbürgermeister am Sonntagvormittag die Begrüßung einer Delegation aus Korb auf dem Programmzettel. Der dortige Freundeskreis Asyl hat 2017 die mächtige weiße Skulptur geschaffen. Mit dem klaren Ziel, das Werk auf Reisen zu schicken.

Nach dem Standplatz am Skulpturenrundweg "Köpfe am Korber Kopf" und Station in Abtsgmünd sind die riesigen Köpfe nun in der Kreisstadt Balingen angekommen und sollen für etwa anderthalb Jahre die Spaziergänger zum Nachdenken anregen. Für Reitemann, tapfer im schwarzen Anzug angetreten, spannt das schneeweiße Kunstwerk den Bogen von den Pressefotos in der Zehntscheuer, die die politische Dimension der Migration zeigen, zum Ankommen in der neuen Heimat.

Geschaffen wurde das Werk von zwölf Menschen im Alter zwischen 14 und 73 Jahren, von Geflüchteten und Einheimischen, wie Rose Schaf aus Korb erklärte. Bildhauer Jo Nagel half dem Projektteam dabei. Zunächst versuchten sich die Hobbykünstler an kleinen Porenbetonteilen, ehe sie sich ans Große-Ganze wagten. Die Arbeiten dauerten von Januar bis Mai 2017. Die Botschaft: Frieden, Gemeinschaft, das Miteinander.

So sind die Begriffe auch im Beton zu lesen, auf Deutsch und in arabischer Schrift. Die immensen Köpfe strotzen nur so vor Symbolen. Ohren als Zeichen, dass man Hinhören soll. Friedensblumen stellen die Augen dar, der Mund besteht aus einem auf dem Kopf stehenden syrischen Instrument. Auf einem Gesicht ist der Umriss von Syrien zu sehen, samt Bergen und Seen. Ein Handy soll das Symbol sein für die Verbindung der Flüchtlinge mit den Lieben in der Heimat.

"Seit 1990 gab es 188 Flüchtlinge, die Opfer von rechter Gewalt wurden", so Ruth Messer, Frau des Bildhauers Guido Messer, dessen Skulpturen seit Längerem die Balinger Innenstadt zieren. Für sie ist diese Kunstaktion auch ein Zeichen "gegen eine gewisse Partei in Deutschland". Ohne Willkommenskultur, meint sie, könne es in diesem Land nunmal nicht funktionieren.