In der Diskussionsrunde: (von links) Oliver Otte (Vorsitzender des Grünen-Ortsverbands Balingen), Holger Meischner (Mietshäusersyndikat Hechingen), Chris Kühn (wohnungsbaupolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion), Markus Seeh (stellvertretender Bürgermeister von Neuhausen ob Eck) und Lena-Christin Schwelling (Metzinger Bürgerstiftung Communia). Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Parteien: Informative Diskussionsrunde des Grünen-Ortsverbands Balingen mit namhaften Gästen

Balingen. "Einfach weiter auf der grünen Wiese bauen? Dicke Bretter bohren für eine grüne Alternative", so hat das Motto einer Veranstaltung des Ortsverbands Balingen von Bündnis 90/Die Grünen gelautet. Der Vorsitzender des Ortsverbands, Oliver Otte, begrüßte mit dem wohnungsbaupolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion, Chris Kühn, der Ulmer Stadträtin Lena-Christin Schwelling, dem stellvertretenden Bürgermeister von Neuhausen ob Eck, Markus Seeh, Martien Elderhorst von der Metzinger Bürgerstiftung Communia sowie Holger Meischner vom Mietshäusersyndikat in Hechingen illustre Gäste. Sie beantworteten im Anschluss an ihre Impulsvorträge Fragen der Zuhörer.

"Es gibt auch schnelle Ansätze, doch ungezügeltes Bauen führt nicht zu mehr billigerem Wohnraum. Ich plädiere für nachhaltiges Bauen", meinte Otte.

"Im Gegensatz zu früher sind Mieten und Bauplatzkosten nicht mehr an das Lohnniveau gekoppelt. Sie steigen wesentlich mehr", wusste Kühn. In ländlichen Teilen Deutschlands gebe es ein moderates Mietniveau, aber in Metropolregionen explodieren die Kosten: "Zudem kam es zum Niedergang des sozialen Wohnungsbaus. Es bedarf einer stärkeren Kontrolle des Wohnungsmarkts durch die Städte."

Als Beispiele für funktionierende Konzepte nannte der Bundestagsabgeordnete das Französische Viertel in Tübingen und Wien. Die österreichische Stadt habe den Wohnungsmarkt größtenteils in der eigenen Hand hat.

Schwelling stellte das "Ulmer Modell" vor. Bei diesem stehen nachhaltige Bodenpolitik, bezahlbarer Wohnraum und innovative Projekte im Fokus: "Das Schaffen von Wohnraum ist in Ulm eine kommunale Kernaufgabe." Rund ein Viertel der Mietwohnungen befinde sich in städtischer Hand. Jedes Jahr würden im Verbund mit den Genossenschaften 700 neue Wohnungen gebaut.

Seeh erörterte das kommunale Förderprogramm der knapp 4000 Einwohner zählenden Stadt Neuhausen ob Eck: "Wir fördern unter anderem Altbau- und Wohnungsbaugutachten und bieten eine Kinderzulage von 2500 Euro. Im vergangenen Jahr wurden elf Förderungsmaßnahmen bewilligt. Der Ortskern ist dadurch gestärkt worden, Altbauten haben eine Wertsteigerung erfahren und Grenzen verschwinden." Die Stadt wachse so zusammen.

Das Ziel der Metzinger Bürgerstiftung Communia ist es laut Elderhorst, mit Hilfe von Genossenschaften, Privatpersonen, Unternehmen und der Stadt Grundstücke zu erwerben, um bezahlbare Wohnungen zu bauen: "Auf 6000 Quadratmeter Grund etwas außerhalb von Metzingen haben wir 59 Wohnungen, einen Gemeinschaftsraum und eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen gebaut."

Meischner stellte das ursprünglich aus der Hausbesetzerszene entstandene, über Direktkredite finanzierte Mietshäusersyndikat vor: "Der Hausverein, bei dem alle Bewohner Mitglieder sind und der ein Selbstverwaltungs- und ein Vetorecht besitzt, und das Mietshäusersyndikat bilden gemeinschaftlich die Wohnprojekt GmbH." Das Motto laute: "Lieber 1000 Freunde im Rücken als eine Bank im Nacken."