Susanne Kieckbusch muss sich Projekt abschreiben: "Ich kann und will niemanden zur Kandidatur zwingen".
Balingen - Das wird wohl nichts mehr: Das Projekt von Susanne Kieckbusch, die für die Kommunalwahlen im Mai eine neue Frauenliste auf die Beine stellen wollte, ist praktisch tot. Das hat die 52-Jährige gegenüber unserer Zeitung erklärt – einen letzten Funken Hoffnung hat sie aber noch.
Sie hört sich etwas enttäuscht an, aber darauf angesprochen sagt Susanne Kieckbusch, dass sie genau das nicht sei. Es habe eben nicht sein sollen.
Ihr Anstoß zur Bildung einer neuen Frauenliste, mit Kandidatinnen für Gemeinderäte und Kreistag, sei, das müsse man so sagen, verpufft. "Frauen wollen offenbar nicht in dem Maß politisch aktiv sein, wie es meiner Meinung nach durchaus notwendig wäre", sagt Kieckbusch.
Den Anlauf zu einer neuen Frauenliste hatte sie genommen, nachdem die Frauenliste Balingen erklärt hatte, bei den Kommunalwahlen nicht anzutreten. Ihr erklärtes Ziel war es, Listen in Balingen, Albstadt, Hechingen, für den Kreistag und weitere kleinere Gemeinden zusammenzubekommen.
Rund 500 Frauen im gesamten Zollernalbkreis habe sie angeschrieben, zahlreiche persönliche Gespräche geführt. Viele hätten ihr Glück gewünscht, ihr für das Engagement gedankt – aber Frauen, die sich tatsächlich zu einer Kandidatur bereiterklärten, habe es nur wenige gegeben. Bei vielen habe sie eine gewisse "Angst vor dem Amt" gespürt.
"Jede und jeder muss etwas ändern wollen"
Die Begründungen, nicht kandidieren zu wollen, seien oft dieselben – familiäre und berufliche Belastungen – und im Einzelfall durchaus nachzuvollziehen gewesen, so Kieckbusch. Aber: "Demokratie lebt vom Mitmachen, wenn keiner mitmacht, lebt sie nicht." Und sie ergänzt: "Jede und jeder muss etwas ändern wollen, damit sich auch wirklich etwas ändert."
Kieckbusch ist davon überzeugt, dass, angefangen in kleinen Gemeinden über Städte und Kreise bin hin zur Bundespolitik, es im Sinne der Frauen einiges zu verändern gäbe. Das fange bei der Zusammensetzung der Gremien und Parlamente an, in denen Frauen weiterhin deutlich unterrepräsentiert seien, und gehe weiter bei den Themen und der Politik, die diese männerdominierten Gremien setzen und gestalten, beim Geld, das sie verteilen: Vereinfacht gesagt, so Kieckbusch, entscheiden in der Mehrzahl gut situierte Männer im Durchschnittsalter von 65 Jahren, wie’s laufen solle.
"Das könnte, wenn Frauen nur wollen, auch ganz anders sein", meint sie. Und mit ironisch-sarkastischem Unterton schiebt sie hinterher: "Es gibt keine Probleme, alles läuft supi." Offenbar sähen selbst Frauen keinen Bedarf an einer Politik, die sich stärker ihren Interessen widmet. "Wenn das so ist, dann kann und will ich niemanden überreden oder gar zwingen."
Auch persönlich wird Kieckbusch, die zuletzt mehrere Monate für die Grünen im Bundestag war und dafür ihre Mandate im Gemeinderat Balingen und im Kreistag abgegeben hatte, nun kein kommunalpolitisches Mandat mehr anstreben, etwa als Alleinkandidatin.
Ein Mandat sei auch nicht ihr Ziel gewesen, als sie sich für die neue Liste engagierte: "Das brauche ich nicht für meine persönliche Eitelkeit", sagt sie, allein die Sache habe sie angetrieben – mehr Frauen in die Gremien, eine stärker von Frauen mitgestaltete Politik.
Dieses Ziel werde sie auch nicht aus den Augen verlieren, so Kieckbusch. Und so richtig abgeschrieben hat sie das Projekt Frauenliste auch noch nicht. Vielleicht hätten über die Fasnetstage ja einige Närrinnen Geschmack an der Machtübernahme gefunden.