Jörg Berbalk (links) und Willfried Schübel zeigen Fundstücke, die sie bei der Erforschung ehemaliger Burgen im Zollernalbkreis entdeckt haben. Foto: May Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatforschung: Jörg Berbalk aus Tieringen und Willfried Schübel aus Täbingen wollen 2020 Publikation herausbringen

Rosenfeld-Täbingen. Im Herbst 2016 intensivierte Willfried Schübel nach fast zehnjähriger Pause wieder die Burgenforschung im Zollernalbkreis. Zwischen Schörzingen, Hausen am Tann und Brittheim wurden die ehemaligen Burgenstandorte nach Oberflächenfunden abgesucht. Durch Neufunde, die zum Teil völlig überraschend waren, geriet die Erforschung der Burgen im Zollernalbkreis wieder in den Fokus der Archäologischen Denkmalpflege.

Seit Sommer 2017 führen die beiden ehrenamtlichen Beauftragten des Landesamt für Denkmalpflege (LAD) Baden-Württemberg, Jörg Berbalk aus Tieringen und Willfried Schübel aus Täbingen, einen Sonderauftrag des LAD zur Erforschung der Burgstellen im Kreis durch, der eine burgenreiche Region ist. Es gibt 160 Burgen, die mehr oder weniger bekannt sind, wobei Berbalck und Schübel in den vergangenen zwei Jahren mehrere bis dato unbekannte Burgen entdeckt und lokalisiert haben.

Das zusammengetragene Fundgut umfasst neben Keramikscherben auch Sachgutfunde aus Metall, Glas, Knochen, Geweihe und Tausende weitere Stücke. Bei den Oberflächenfunden handelt es sich um den Müll der Burgbewohner, der einfach durchs Fenster oder über die Mauern geworfen wurde. Dabei passen so gut wie keine Scherben zueinander.

Für die Burgen gilt der Satz: "Scherben sind Urkunden", da nahezu alle Burgen entweder undatiert sind oder deren Bestehen nur unbefriedigend zwischen einer zufälligen Erstnennung und der gelegentlichen Erwähnung als Burgstall zeitlich eingeordnet werden kann. Daher kann das keramische Fundgut als Datierungsmerkmal herangezogen werden. So zeigen die gefundenen Keramikstücke oft die Belegdauer einer Burg an, vom Beginn bis zum Ende als Wohnstätte.

Die Keramiken lassen sich wie folgt einteilen:

 ältere, gelbtonige Drehscheibenware aus dem 11. bis 12. Jahrhundert, eine Art Nobelkeramik, die sehr selten ist und nur bei frühen Burgen gefunden wird;

 Albware, eine mit feinen Kalkflitter vermischte Ware vom 11. bis Ende 13. Jahrhundert, die bei fast 90 Prozent der ehemaligen Burgen im Kreis gefunden wird;

  kornsandig nachgedrehte Ware vom 11. bis 12. Jahrhundert, die ebenfalls nur bei frühen Burgen gefunden wird;

  sandig nachgedrehte Waren aus dem 12. Jahrhundert, die nur bis zum Jahr 1300 entstanden ist;

 graubraun-kalkgemagerte, jüngere Drehscheibenware (ähnlich wie die Albware) von Mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts;

 grauschwarz-hartgebrannte, jüngere Drehscheibenware vom Ende des 13. Jahrhundert, die nur an Burgen-Standorten gefunden werden, die bis um 1400 bestanden haben;

 schwäbische Feinware (Buochener Ware), eine gelbe rotbemalte edle Keramik und Importware aus dem Remstal, die im Zollernalbkreis sehr selten anzutreffen ist und bisher nur bei vier Burgen aus dem 12. bis 13. Jahrhundert gefunden wurde;

  gelb- und rottonige Drehscheibenware vom 14. bis 16. Jahrhundert, die sehr häufig bei späteren Burgen anzutreffen ist.

Das Leben auf den Burgen war entbehrungsreich, besonderes im Winter, denn es wurden nicht alle Räume beheizt. In der Küche stand die Herdstelle, im Wohnraum eine Heizstelle. Im einzigen beheizten Wohnraum der Burg stand ein Kachelofen, der aus Lehm und Torf-/Becherkacheln bestand. Gerade ein Kachelofen musste regelmäßig erneuert werden, da er häufig durch große Hitze zersprungen ist. Daher findet man an den ehemaligen Standorten viele Ofenkacheln aus dem 11. bis 15 Jahrhundert. Lichtquellen waren Wachskerzen oder Lampenschalchen mit Talk.

Jörg Berbalk und Willfried Schübel arbeiten neben dem LAD auch mit der Uni Tübingen, Historikern und anderen Wissenschaftlern Hand in Hand. Beide Beauftragte genießen wegen ihrer Kenntnisse in Sachen Burgenforschung großes Ansehen in der archäologischen Fachwelt. Im kommenden Jahr wollen Schübel und Berbalk ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit in Form einer Publikation zugänglich machen.

Binsdorf: Wasserburg Bubenhofen. An der Einmündung des Säßenbachs in die Stunzach lag die Wasserburg der Herren von Bubenhofen an der Straßenkreuzung Rosenfeld/Heiligenzimmern/Geislingen. Sie wurde um 1250 erbaut und bestand bis etwa 1400.

Brittheim: Burgstall Haarhausen an der Gemarkungsgrenze zu Trichtingen. Erbaut zwischen 1100 und 1200, als Sitz der Herren von Haarhausen, die ihren neuen Wohnsitz in den Burgweiler Haarhausen auf das später erbaute Schlössle verlegten. Schlössle im Burgweiher Haarhausen, dem späteren Wohnsitz der Herren von Haarhausen. Erbaut als Turmhügelburg mit Palisadenumwehrung. Erbaut Ende 12., Anfang 13. Jahrhundert. 2007 wurde es von Willfried Schübel anlässlich einer Geländebegehung entdeckt.

Heiligenzimmern: Burgstall, Dachsrain: eine neu entdeckte Burg, von der es keine schriftliche Quellen gibt. der Horgenzimmerner (Heiligenzimmerner) Ortsadel verließ bereits um 1300 den Ort. Die bisher angenommene Burgstelle an der Burghalde nordwestlich vom Ort lässt sich nicht nachweisen.

Leidringen: Burgstall Kleinenzimmern/Bresteneck. Erbaut um 1200 und um 1560 als Burgstall Brestenburg erwähnt. Die Burg wurde im Frühjahr 2017 durch Zufall entdeckt. 2007 entdeckte man den dazugehörigen Burgweiher Kleinenzimmern.

Rosenfeld: Stadtburg, später Schloss, erbaut im späten 13. Jahrhundert. Die Burg mit Graben und Palisaden, untreues Ziel im Bubenhofer Rosenfelder Tal, Erbauung wohl im späten 13. Jahrhundert.

Täbingen: Burg Täbingen, späteres Schloss, erbaut um 1250 mit Trum/Burgfried, im 15 Jahrhundert umgebaut zum Schloss mit dem Turm, später Fruchtkasten.