Das Zollernschloss spiegelt sich Wasser: Neue Perspektiven auf das Balinger Wahrzeichen sollen künftig vom Stadtbalkon an der Heinzlenstraße sowie von den Wiesenterassen aus möglich sein. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Gartenschau: Gemeinderat vor Baubeschluss für City-Bereiche / Zusätzlicher Platz am Stadtarchiv

Mit Blick auf die Balinger Gartenschau 2023 stehen in diesem Monat weitere wegweisende Entscheidungen an. Dem Gemeinderat liegt der Baubeschluss für die sogenannte Landschaftsachse Süd und die Kulturachse vor. Das Gremium entscheidet zudem darüber, ob rund um das neue Stadtarchiv ein neuer Platz angelegt werden soll.

Balingen. Für die City-Bereiche des Grünprojekts, die sich entlang der Eyach vom Stadtgarten bis zum Bizerba-Gelände sowie entlang der Steinach vom Zollernschloss bis zum Radweg Messegelände erstrecken, liegt nun die Entwurfsplanung des Münchener Büros Lohrer.Hochrein vor. Vorgestellt wird sie in der Sitzung des Gartenschauausschusses am Mittwoch, 17. Juni (19 Uhr, Stadthalle). Damit verbunden ist eine konkrete Kostenberechnung, die mit 12,9 Millionen Euro im Vergleich zur 2019er-Schätzung etwa höher ausfällt. Insgesamt gehen die Stadtverwaltung, das Büro Lohrer-Hochrein sowie das Büro Planstatt Senner, das für den nördlichen Bereich der Gartenschau zuständig ist, nun von Gesamtkosten in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro für die Gartenschau aus (siehe Info).

Grundgedanke des Konzepts des Büros Lohrer.Hochrein ist, dass die Grünbereiche entlang von Eyach und Steinach zu einem langen, verbindenden und als Einheit wahrnehmbaren bandartigen Park aufgewertet werden. Durch neue Wege, Zugänge zum Wasser und zusätzlichen Grünflächen soll so ein attraktives Ganzes entstehen – das sogenannte Stadtcollier, mit Schmuckstücken an vielen Stellen. Daneben ist, wie im nördlichen Gartenschau-Bereich zwischen den Eyach-Auen und der Stadtmühle, eine Verbesserung des Hochwasserschutzes zu erwarten. Das Planfeststellungsverfahren für diesen südlichen Bereich läuft derzeit. In den nächsten Wochen wird der Planfeststellungsbeschluss erwartet, sodass bereits im Herbst die ersten Arbeiten beginnen könnten. Wichtige Vorentscheidungen – etwa die Zustimmung des Gemeinderats zum Bau der neuen Fuß- und Radwegbrücke Heinzlenstraße oder die Neugestaltung des Bereichs rund um den Friedhof – sind getroffen.

  Der Stadtgarten gegenüber der Seniorenresidenz an der Eyach wird räumlich großzügig als ein Ort des Spiels für junge Generationen neu gestaltet. Ein Zugang zum Wasser wird geschaffen. Oberhalb davon ist als ruhiger Gegenpol der sogenannte Zwingergarten vorgesehen; dort fanden unlängst denkmalschutzrechtliche Untersuchungen statt (wir berichteten), auf deren Grundlage ein Sanierungskonzept für die dort verlaufende frühere Zwingermauer erstellt werden soll.

  Am Etzelbach nahe dem Arbeitsamt soll der Spielplatz neu angelegt werden – samt einem Wasser-Matsch-Bereich. Zudem ist vorgesehen, die Ebergasse für den Verkehr zu schließen und so einen neuen Fußgängerübergang in Richtung Stadthalle zu schaffen.

  Vom Strasser-Areal gegenüber von Klein-Venedig wird ein Uferweg bis zum Freibadparkplatz, dem Standort des künftigen Stadtarchivs, angelegt – dazu kommen die Wiesenterrassen, von denen aus man den Blick in Richtung Altstadt schweifen lassen kann. Im Bereich rund um das neue Stadtarchiv wird die Eyach aufgeweitet und es sind Wassergärten vorgesehen; dort entsteht zudem ein verkehrsberuhigter Bereich samt der neuen Fuß- und Radfahrerbrücke Heinzlenstraße. Am Brückenkopf wird der sogenannte Stadtbalkon mit Blick aufs Zollernschloss angelegt.

  Von der Torbrücke aus wird ein durchgängiger Fußweg entlang dem Ufer der Steinach und der früheren Stadtmauer bis zum derzeitigen Jugendhaus Insel angelegt. An den einstigen Rappenturm soll in Form einer Sitzskulptur erinnert werden. Die Stadtmauer müsste in diesem Bereich saniert werden. Nahe dem Tanzcasino und dem früheren Schwefelbad soll ein Freibereich mit Angeboten für alle Generationen entstehen.

  Ab der Brücke Badstraße soll der Fußweg entlang der Steinach entweder auf der Seite der Feuerwehr oder aber entlang der Inselstraße gen Süden angebunden werden. Gegenüber dem Steinach-Wasserfall ist geplant, das im Eigentum der Stadt befindliche Gebäude abzureißen – dadurch würde eine deutliche Aufweitung des Ufers samt Terrassenplatz mit Blick aufs Gewässer möglich.

Aufgrund der Entwurfsplanungen wird derzeit mit Gesamtkosten in Höhe von rund 20,6 Millionen Euro für die Gartenschau 2023 gerechnet – rund 700 000 Euro mehr als noch im Sommer 2019 veranschlagt. In dieser Kalkulation berücksichtig sind jährliche Steigerungen der Baupreise von fünf Prozent. Nicht enthalten in dieser Summe sind die Kosten für den neuen Platz am Stadtarchiv (kalkuliert: rund 500 000 Euro) sowie der Aufwand, der für die Sanierung der Zwinger- und der Stadtmauer notwendig ist.

Nach derzeitigem Stand erwartet die Stadtverwaltung Fördermittel in Höhe von rund 8,8 Millionen Euro; 11,8 Millionen Euro müsste sie also selbst finanzieren. Allerdings ist für Juli die zweite Förderkonferenz zu Gartenschau im Regierungspräsidium Tübingen anberaumt. Ziel ist nach Angaben von Annette Stiehle und Annette Schoen, den Leiterinnen des Eigenbetriebs Gartenschau, sowie Tiefbauamtsleiter Markus Streich "eine erneute Abstimmung mit den Förderreferaten und die Abfrage möglicher weiterer Förderungen" anhand des nun vorliegenden vertieften Planungsstands.