Voller Inbrunst: das Ensemble "Russische Seele". Foto: Lüken Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Ensemble "Russische Seele" begeistert in der Petruskirche Dürrwangen

Balingen-Dürrwangen. Russische Musik für Vokalensemble ist bestimmt von zwei Richtungen: Sie bietet liturgische Musik für den orthodoxen Gottesdienst und präsentiert sie die russische Volksmusik. Für beides hat das Ensemble "Russische Seele" beeindruckende Beispiele geboten. Ihre Tournee, die sie in die Petruskirche Dürrwangen führte, war bereits die 25.; es gab also ein Jubiläum zu feiern.

Nach der Begrüßung durch Gerta Sulz, Vorsitzende des Parochieausschusses, begann das Ensemble, das aus einer Sängerin und drei Sängern betseht, mit der religiösen Musik. Zum Anfang erklang der 33. Psalm in der Vertonung von Dmitri Bortniansky.

Das Ensemble verfügt über kraftvolle, glänzende Stimmen vom tiefen orgelnden Bass bis zum hohen Sopran. Der Zusammenklang der Stimmen, also die Intonation, war perfekt. Besonders beeindruckend war die wechselnde Lautstärke vom leisesten Piano bis zum markerschütternden Forte.

Was bei diesem ersten Einsatz also schon erkennbar wurde, setzte sich im gesamten Programm fort. Leise begann die Abendmahlsliturgie von Alexej Lwow, um sich dann kraftvoll zu steigern. Und so könnte man über jede Nummer die klangvollen Attribute des Ensembles darstellen. Bei einige Nummern trat die Sopranistin in den Vordergrund, bei anderen der Bariton oder der Tenor, jeder in begeisternder Klangfülle und beseelter Einfühlungskraft.

Letzteres wurde besonders im "Ave-Maria" deutlich, einem Werk, das ein Stück Zeitgeschichte enthält. Es wurde während der Sowjet-Zeit komponiert. Damals war die Komposition religiöser Musik verboten, so dass der Komponist, Nikolai Iwanowitsch Wawilow, sein Werk anonym herausbrachte. Der Organist Mark Shakhin schrieb es schließlich einem italienischen Komponisten der ausgehenden Renaissance, Giulio Caccini, zu. Bei den Nummern, die solistisch ausgeführt wurden, begeisterte das Ensemble mit einer vokalen Begleitung, die an den Scat-Gesang aus dem Jazz erinnerte. Die Volkslieder bescherten dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle. Russische Schwermut wechselte mit geradezu ausgelassener Fröhlichkeit, oftmals in ein und demselben Lied.

"Der Himmel ist klar, die Sterne strahlen" begann mit einem zärtlichen Duo zwischen Sopran und Tenor, dem sich später die beiden anderen Stimmen zugesellten. Das "Kosakenlied" repräsentierte eine andere Welt. Es klang locker und rhythmisch mitreißend. In dem Lied "Kleiner Vogel" wurde vom Sopran die Schwalbe imitiert. Das berühmte "Schwarze Augen" begann sehr verhalten und schwermütig, um sich dann zu einer leichtfüßigen Bewegtheit aufzuschwingen.

Bei einem Hochzeitslied trauert die Braut, weil sie nun in eine fremde Familie ziehen muss. Beim Kosakenlied hört man die Stiefel der Soldaten poltern. Dann erklang eine international bekannte Melodie in mitreißendem Schwung, der zum Mitklatschen anregte.

Als letztes sang das Ensemble ein italienisches Volkslied: "O sole mio". Nach dem lang anhaltenden Applaus bedankte sich das Ensemble mit einem liturgischen Gesang, der für die Zuhörer Segen für viele Jahre erbat. Damit ging ein Abend zu Ende, der tatsächlich die Tiefen und Höhen der russischen Seele eindrucksvoll vorführte.