Allein und nervös wie noch nie in seinem Leben: Mark Deneberger zu Gast beim amerikanischen Verkaufssender QVC. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Fernsehen: Mark Deneberger geht zum ersten Mal in den USA in einem Verkaufskanal live auf Sendung

"Das war eine ganz neue Dimension von Lampenfieber", erinnert sich Mark Deneberger an den 23. Mai. "Ich wollte aber unbedingt abliefern", gesteht er. Sechs Minuten lang war er live im US-Fernsehen.

Balingen. Der Inhaber von "Cooklife" sitzt staunend an seinem Schreibtisch in der Frommerner Firmenzentrale. Vor sich eine amerikanische Flagge, die er sich nach dem Auftritt als Souvenir gekauft hat.

Aber von vorne: Deneberger beschickte 2006 einen sechs Quadratmeter kleinen Messestand mit den kunterbunten Küchenhelfern aus Silikon. Die kamen bei den Kunden an. Sein Lieferant und langjähriger Freund Norbert Niederschweiberer und er nahmen Kontakt zum Verkaufssender QVC Deutschland auf. Unter der Marke Kochblume wurden die Deckel, Spülschwämme oder Topflappen schnell zum Hit. Der amerikanische Muttersender meldete sich beim Lieferanten. Da beide ohnehin bei der Haushaltswaren-Messe in Chicago waren, machten sie einen kurzen Stopp in der Konzernzentrale.

"Wir sind da völlig unbedarft rein", erinnert sich Deneberger. Zu ihrem eigenen Erstaunen kauften die Amerikaner einen kleinen Posten Flaschenbürsten. "Wir haben das dann auch schnell wieder vergessen und uns keine Hoffnungen gemacht", gesteht er.

Aber: Jenseits des großen Teichs fanden die Bürsten reißenden Absatz. Der Balinger wurde daraufhin in die Sendung "In the Kitchen with David" eingeladen. Die Fernsehverkäufer drüben sind Stars: "Und mir wurde erneut die Dimension bewusst."

Mit Muffensausen stieg er am 22. Mai in den Flieger nach Philadelphia: "Und dann war ich verdammt allein in diesem verdammt großen Land." Er checkte im Hotel ein, fuhr am nächsten Morgen mit dem Taxi ins Studio. Mit etwas Verzögerung: Die Fahrerin wollte erst wissen, welcher QVC-Star in den vor dem Eingang wartenden Riesenwagen steigen würde.

Deneberger erhielt einen Crashkurs für die Studiotechnik und kehrte danach ins Hotel zurück. Während er wartete, lernte er aus Nervosität Vokabeln. Seine Frau Alessandra lacht schallend: "Das hat er nicht mal in der Schule gemacht."

In Deutschland ist er selbst für den Einkauf von Lebensmitteln zuständig, baut im Studio alles in Eigenregie auf. In Amerika macht das ein ganzes Team.

Kurz vor der Sendung traf der Balinger den Moderator, flankiert von drei Assistenten. Ein paar schnelle Worte wurden gewechselt. Wieder hieß es warten.

In Europa brach derweil bei seiner Frau und den Kindern Dana und Gianni die schiere Panik aus. Es war mitten in der Nacht, sie hatten den Livestream im Internet geladen. "I like your shirt", begrüßte David den deutschen Gast in der Fernsehküche. Dass das Karohemd mit Angstschweiß getränkt war, sah keiner.

Deneberger zeigte sein Produkt. "In meinem Kopf ist ein Feuerwerk durchgeknallt", gesteht er. Er war nervös, denn Englisch ist nicht seine Muttersprache. Die sechs Minuten verfliegen – und das Wunder geschieht: alle Bürsten sind weg. Ausverkauft. Das Team applaudiert: "Plötzlich kannte mich da jeder, ich war deren ›friend‹."

Zum Feiern hatte er keine Zeit. Sein erster Griff ging zum Smartphone. Er brauchte die Stimmen seiner Familie. Danach fuhr der Balinger zurück ins Hotel irgendwo im Nirgendwo und ging mangels Alternative in das einzige Geschäft, einen Baumarkt. Er kaufte sich die kleine amerikanische Flagge.

Damals wusste er noch nicht, dass er bald eine E-Mail aus Amerika bekommen sollte mit einer Einladung für den Herbst – wohl aber mit einer kleinen Prise weniger Nervosität. Denn jetzt weiß Mark Deneberger, dass Spülbürste auf Englisch "bristle" heißt.