Timo Feucht gegen Simon Biyong: Dieser Kampf steht am Samstagabend in Balingen an. Feucht soll der rechtsradikalen Leipziger Hoologan-Szene angehören. Foto: Facebook

Athlet mit umstrittenem Hintergrund tritt an. Veranstalter legt Fokus auf den Sport.

Balingen - Sport ist Sport, Politik ist Politik – dass sich die Bereiche nicht immer klar voneinander trennen lassen, ist bekannt. Im Zusammenhang mit dem Mixed-Martial-Arts-Kampfabend an diesem Samstag in der Balinger Sparkassen Arena stellt sich die Frage der Verquickung und der notwendigen Trennschärfe indes auf besondere Art und Weise: Unter den Kämpfern, die vor mehr als 3000 Zuschauern in den Käfig steigen, gehört mit Timo Feucht ein Mann, der der rechtsradikalen Leipziger Hooligan-Szene zugerechnet wird. Auf die Veranstalter des Abends, Nova FC mit dem Balinger Kämpfer Peter Sobotta und Tim Leidecker, wirft das ein dubioses Licht.

Feucht gehört dem "Imperium Fight Team" in Leipzig an; sein Trainer ist Benjamin Brinsa. Die UFC, weltweit der größte Mixed-Martial-Arts-Veranstalter, hatte dem Kämpfer Brinsa bereits vor Jahren gekündigt, nachdem dessen Umtriebe in der Neonazi-Szene bekannt geworden waren. Diese gingen seitdem Medienberichten zufolge unbeirrt weiter.

Feucht wiederum gehörte Berichten zufolge 2016 zu den mehr als 200 rechtsradikalen Personen, die nach einem Übergriff im als alternativ geltenden Leipziger Stadtteil Connewitz festgenommen wurden. Feucht ist zudem offenbar Teil der rechtsradikalen Hooligan-Szene des 1. FC Lokomotive Leipzig.

Die Befürchtung nun: Über das "Imperium Fight Team" fördert Brinsa nicht nur Kämpfer der rechten Szene, sondern macht sie und das entsprechende Gedankengut sowie die Posen und deren "Kämpferhaltung" über die Teilnahme an Veranstaltungen wie jener in Balingen auch salonfähig. Und die Veranstalter lassen sie gewähren.

Auf Feucht angesprochen, sagt Tim Leidecker, neben Sobotta Veranstalter des Balinger Kampfabends, dass man alle Sportler einer "engmaschigen Hintergrundprüfung" unterzogen habe. Feucht habe man wie allen anderen Kämpfern deutlich zu verstehen gegeben, dass man "auf unserem Event keine diskriminierenden, extremistischen oder rassistischen Handlungen oder Symbole" tolerieren werde. Als Veranstalter, so Leidecker weiter, distanziere man sich "von jeglicher Form von Extremismus und Diskriminierung". Es gelte das Verbot von politischen, religiösen oder extremistischen Zeichen; Verstöße führten zum Ausschluss der Athleten.

Für Feucht gelte, betont Leidecker, die Unschuldsvermutung: Er sei nicht vorbestraft, nicht angeklagt. Allerdings sei er einer der derzeit besten deutschen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer. Zuletzt sei er in Brasilien um die Weltmeisterschaft angetreten. Ihm selbst und auch Peter Sobotta, der seit 15 Jahren in der MMA-Szene aktiv ist, sei Feucht noch nie negativ aufgefallen, sagt Leidecker.

Ihm sei durchaus bewusst, dass im MMA-Sport Akteure agieren, die "kritische Tendenzen" – etwa was politische Ansichten oder Kriminalität angehe – aufweisen und so der Reputation des Sports schaden könnten; dasselbe Problem finde man allerdings in nahezu allen Sportarten. Als Veranstalter distanziere man sich von solchen Akteuren konsequent.

Leidecker legt den Fokus auf den sportlichen Aspekt der Veranstaltung: Alle am Samstagabend angesetzten Matches seien sportliche Wettkämpfe, für die sich die Athleten ausschließlich sportlich qualifiziert hätten. In den Käfig würden in Balingen Kämpfer aus 25 Nationen steigen – das sei "mit Sicherheit bemerkenswert" und zeige, "wie wichtig uns Inklusion, Toleranz und der Gedanke sind, dass Sport über alle kulturellen und religiösen Grenzen verbindet". Leidecker: "Wir hoffen auf ein sportliches Fest."