Hat in der Stadthalle einen grandiosen Auftritt hingelegt: das Weimarer Bläserquintett. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Solistisches Können, lupenreine Intonation: Weimarer Bläserquintett in der Balinger Stadthalle

Von Friedrich Dold

Balingen. Das vorletzte Saison-Konzert in der Reihe der Balinger Konzerte hat am Wahlsonntag in der Stadthalle stattgefunden. Und viele Musikfreunde trafen dort eine zusätzliche Wahl: zugunsten der fabelhaften jungen Musiker des Weimarer Bläserquintetts.

Vor acht Jahren waren sie schon einmal in Balingen: Tomo Andreas Jäckle (Flöte), Frederike Timmermann (Oboe), Sebastian Lambertz (Klarinette und Moderation), Stephan Schottstädt (Horn) und Jacob Karwath (Fagott). Die Besetzung ist gleich geblieben, und die Musiker haben nichts von ihrer jugendlichen Frische verloren, im Gegenteil. Gefestigt und verfeinert haben sich ihr solistisches Können, die Ensemblekultur, die klangliche Homogenität und die lupenreine Intonation. Damit kann man sogar Mozarts Ouvertüre zur "Zauberflöte" in den Raum stellen, und was da mit fünf Bläsern an Fülle fehlt, machen sie durch quirlige Virtuosität und Durchsichtigkeit wett. Ein verheißungsvoller Konzertbeginn! Es lässt sich nicht leugnen: Ohne Franz Danzi und Antonin Reicha säßen die Bläserquintette ziemlich auf dem Trockenen. Glücklicherweise hat Danzi neun Originale geschrieben und Reicha sogar 24. Sie graben nicht unbedingt in die Tiefe, aber alle klingen gut und sind gekonnt und einfallsreich komponiert, so dass man sie mit Vergnügen spielen und anhören kann. In Danzis Opus 56/1 ist jedes Instrument mit virtuosem Spielfutter oder einschmeichelnden Kantilenen bedacht und macht den Ausführenden ebenso Spaß wie den Zuhörern.

Joseph Haydn hat kein Bläserquintett geschrieben – aber eine sogenannte "Feldparthie" mit acht Bläsern, worin der St.-Antoni-Choral anklingt, den später Brahms in seinen Orchestervariationen verarbeitet hat. Harold Perry hat Haydns Original seinerseits bearbeitet und ein Quintett daraus gemacht: kurz und bündig, nicht übertrieben anspruchsvoll, aber mit Charme und Haydnschem Witz – und genau so präsentierten es die Weimarer.

Nach der Pause waren Reicha und Beethoven dran. Sie waren Jahrgänger und schätzten sich. Reichas Es-Dur-Quintett greift weiter, ist komplexer als Danzi, aber ebenso positiv gestimmt. Das Menuett war bereits eher ein Scherzo und stand an zweiter Stelle; dann kam ein graziöses Andante und ein rasantes Finale, das die Weimarer im wahrsten Sinn des Wortes spielend bewältigten.

Zum Schluss also Beethoven. Trotz des Etiketts Oktett op. 103 ist es ein Jugendwerk aus der Bonner Zeit, und Guido Schäfer hat ohne nennenswerte Verluste die ursprünglichen acht Bläser auf ein Quintett reduziert. Auch im Alter von 22 Jahren war Beethovens Stil schon unverkennbar: der Kopfsatz vielgestaltig, das Andante durch den Dreiertakt bewegt, das Scherzo eigenwillig hingetupft – und immer wieder die widerborstigen und witzigen Akzente!

Die Weimarer genossen es, die Zuhörer erst recht, und bei dem zugegebenen Stück von Jacques Ibert gerieten sie vollends aus dem Häuschen.