Zeigte die erstaunlichen Möglichkeiten von technischen Textilien auf: Jörn Felix Lübben. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Bei der "Denkfabrik Zollernalb" geht es um die wirtschaftliche Zukunft

Miteinander statt gegeneinander – zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer einer Diskussionsrunde, zu der die Denkfabrik Zollernalb eingeladen hatte und bei der es vor allem um Innovationen und Wirtschaftscluster auf der Zollernalb ging.

Zollernalbkreis. Wirtschaftscluster, sagte Albert Sauter, Geschäftsführer des Balinger Unternehmens Kern + Sohn und Mitinitiator der Denkfabrik Zollernalb, könnten die Lösung sein. Kleine, aber feine davon gebe es bereits in der Region, meinte Sauter und nannte die Waagenbauer in Balingen, die Textilunternehmen im Raum Albstadt sowie die Medizintechnik in Hechingen. Ein großes Potenzial sieht er in der ehemaligen Bundeswehrkaserne in Meßstetten. Dort könnte, so Sauter, ein Wasserstoff-Technologiezentrum angesiedelt und an der Technologie für nachhaltige Energiewirtschaft gearbeitet werden.

Die Erfahrung habe gezeigt, dass unterschiedliche Unternehmen in der gleichen Branche gegeneinander, nebeneinander oder miteinander arbeiten könnten. Letzteres sei zweifellos am ertragreichsten. "Und wenn Hersteller, Dienstleister und Zulieferer die gleiche Kantine teilen, wird der Effekt noch verstärkt."

Matthias Premer, Prorektor Forschung an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, stellte die Modellfabrik am Innovationscampus Sigmaringen vor. Diese entsteht mit Geldern der EU und vom Land in der ehemaligen Kleiderkammer der Bundeswehrkaserne – mit Laborfläche und Akademieräumlichkeiten. Es sei keine Fachhochschule, sondern eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wo Studierende in Forschung und Wissenstransfer einsteigen könnten, stellte er klar. Da werde nicht nur theoretisch gearbeitet, sondern es werde in Kooperation mit den Unternehmen auch etwas produziert.

Dabei gehe es um ein energieautarkes Quartier, um nachhaltiges Bauen und Betreiben von Fabrikanlagen, ein virtuelles Kraftwerk, aber auch um Produktentwicklung im Bereich der Ernährung, um nachhaltige Verpackungen und Kreislaufwirtschaft bis hin zu Biomedizin, Gesundheit und Stammzellenforschung, so Premer. Durch den Innovationscampus würden Zukunftschancen eröffnet, Innovation werde in die Region getragen – und es gebe auch Hilfe für Start-ups.

Forschen und gründen

Auch im Bereich der technischen Textilien wird geforscht. Professor Jörn Felix Lübben stellte unter anderem ein LED-Bluetooth-Armband vor, ein smartes Sitzkissen zur Mikroklima-Kontrolle, eine faltbare Heckablage mit integrierten Solarzellen und einen textilen Leuchtvorhang, der auf Kohlenmonoxid-Belastung hinweist.

Steffen König und Michael Krieger stellten ihr Start-up-Unternehmen Wains GmbH vor, das auf digitales Insekten-Monitoring spezialisiert ist. Die digitale Falle "Traptice" locke beispielsweise Bettwanzen oder Schaben an, klassifiziere sie und lade die Ergebnisse in die Cloud hoch: "Die Schädlingsbekämpfer können sofort eingreifen." Neben einer wesentlichen Zeitersparnis sei auch weniger Einsatz von Bioziden erforderlich.

Auch Birgit Krattenmacher von der IHK Reutlingen, die für Wissensmanagement und -transfer im Cluster "Technische Textilien" zuständig ist, ist überzeugt: "Es geht besser, wenn man es gemeinsam tut." Im Bereich der "advanced materials" gebe es eine große Bandbreite und eine gute Vernetzung, sagte sie. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld sei die Künstliche Intelligenz. Und das "Medical Valley" in Hechingen sei ja bekannt. Silvia Palka von der Clusteragentur Baden-Württemberg, die für Technologietransfer und Wirtschaft 4.0 zuständig ist, betonte, dass es auch Ziel des Landes sei, die Kräfte zu bündeln. Mittlerweile gebe es landesweit 110 Cluster-Initiativen und 28 landesweite Netzwerke, auch in der Region Neckar-Alb.

Albert Sauter warb am Ende noch um Ideen und Initiativen, die online auf der Plattform "Zukunft Zollernalb" eingebracht werden könnten. Die besten Ideen wolle man im Forum aufgreifen.