Soll die Geschäftsführung des Zollernalb-Klinikums übernehmen: Andor Toth von der SRH Holding. Foto: Archiv/Privat, Montage: Hornberger

Neuer Geschäftsführer Andor Toth und die SRH sollen das Zollernalb-Klinikum in besseres Fahrwasser bringen.

Zollernalbkreis - Kommt das Zollernalb-Klinikum nun zumindest im Tagesgeschäft in besseres Fahrwasser? Die Erwartungen an den neuen Geschäftsführer Andor Toth und damit auch an die SRH-Holding sind groß. Baldmöglicht wird der neue Geschäftsführer in Balingen mit der Arbeit beginnen. Erfahrungen im Gesundheitsgeschäft hat er, ebenso mit kriselnden Krankenhäusern.

Fest steht, dass der 52-jährige Toth keine leichte Aufgabe übernimmt – genau deswegen wurden er und die SRH indes auch ausgewählt. Die SRH betreibt an bundesweit 64 Standorten Gesundheitseinrichtungen, hat damit also jede Menge Erfahrung. Toth selbst, der nach einem Medizinstudium in den Managementbereich wechselte, war als Mitglied der Geschäftsführung bereits in diversen Kliniken tätig – unter anderem in Dillingen, Pforzheim, Heidelberg und Neckargemünd.

Zuletzt, seit 2013, war Toth Geschäftsführer des Hohenloher Krankenhauses mit den Standorten Künzelsau und Öhringen – im dortigen Hohenlohekreis tobt, ebenso wie derzeit im Zollernalbkreis, eine heftige Debatte um die Zukunft des Klinikums mit zwei Standorten. Mit Wirkung zum 1. Februar 2017 wurde diese Geschäftsführungstätigkeit indes der EconoMedic AG übertragen, einer Unternehmensberatung im Bereich Geschäftsbesorgung und Management im deutschen Gesundheitsmarkt. Toth sollte weiterhin das Projekt der Neustrukturierung der HSB Hohenloher Senioreneinrichtungen federführend begleiten. Stattdessen kommt er nun, wenn alles klappt, interimsweise bis 2020 in den Zollernalbkreis.

Dass für die Geschäftsführung des Zollernalb-Klinikums externer Sachverstand und Erfahrung herangezogen werden sollte, darüber herrschte im Aufsichtsrat nach dem Ausscheiden der bisherigen Chefin Sybille Ächtler schnell Einigkeit. Das Gremium hatte im Dezember die Entlassung Ächtlers beschlossen – nur wenige Monate, nachdem sie diese Aufgabe übernommen hatte. Aufgabe des neuen Geschäftsführers Toth wird es nun sein, was Ächtler nicht glückte: ein operatives Controlling einführen, um Kostentransparenz herzustellen und Einsparpotenziale in dem chronisch defizitären Krankenhausbetrieb ausmachen.

Für die Geschäftsführung beworben hatten sich zahlreiche Anbieter; sechs Büros stellten sich im Januar dem Aufsichtsrat vor. SRH habe am Ende mit überzeugenden Konzepten sowie dem hervorragenden Netzwerk überzeugt, sagt Günther-Martin Pauli, Landrat und Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats. Pauli sagt zudem, dass mit SRH eine feste Vergütung vereinbart sei und eben keine Gewinnbeteiligung – nach dem Motto: Wer viel einspart, bekommt mehr. Er sei überzeugt, so Pauli, dass das Zollernalb-Klinikum bei SRH und Toth "in guten Händen" sei; seine Hoffnung sei, dass damit die Geschäftsführungs-Baustelle für die nächsten Jahre erledigt sei.

Wann Toth und mit ihm im Rücken die SRH die Leitung des Zollernalb-Klinikums übernehmen, ist derzeit offen. Ob sie es überhaupt übernehmen können, hängt von einer kartellrechtlichen Prüfung ab, die Pauli im Gespräch mit unserer Zeitung indes als "Formsache" bewertet. Die SRH ist Gesellschafterin der Kliniken in Sigmaringen und Oberndorf, vielleicht könnte die Kartellbehörde etwas dagegen haben, dass sie nun in Balingen die Geschäftsleitung übernimmt.

Pauli ist zuversichtlich, dass alles glatt geht; eigentlich, so seine Einschätzung, müsste man die Kartellbehörde überhaupt nicht fragen – man wolle aber "auf Nummer sicher gehen", insbesondere nach den Erfahrungen von 2009: Damals hatte das Bundeskartellamt die Kooperation zwischen dem Zollernalbkreis und dem Universitätsklinikum Tübingen aus wettbewerbsrechtlichen Gründen untersagt; die Tübinger mussten ihre Geschäftsanteile wieder an den Zollernalbkreis zurückgeben, der seitdem wieder alleiniger Gesellschafter ist. Im aktuellen Fall, betont Pauli, gehe es indes nicht um Gesellschafteranteile, sondern alleine um die Übernahme der Geschäftsführungstätigkeit. Möglicherweise zum 1. Mai könne alles in trockenen Tüchern sein und Toth seine Arbeit aufnehmen.

Die Aussage mit den Gesellschafteranteilen ist Pauli auch deshalb wichtig, weil er mögliche Irritationen im Keim ersticken will, die mit Übertragung der Geschäftsführungstätigkeit auf die RSH aufkommen könnten: Dass damit möglicherweise doch ein Schritt in Richtung Klinikums-Privatisierung gegangen werde. Genau das sei definitiv nicht der Fall, sagt Pauli: Die jetzt getroffene Entscheidung zur Geschäftsführung habe mit der Strukturdebatte nichts zu tun. Dem stünden auch die Beschlüsse entgegen, die der Kreistag in der Sondersitzung im Januar gefasst hat.

In Geislingen hatte sich das Gremium mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass das Zollernalb-Klinikum in Trägerschaft des Landkreises bleiben solle – und dass der Neubau eines Zentralklinikums auf der grünen Wiese anzustreben sei. Die neue Lösung für die Geschäftsführung werde er den Mitarbeitern der beiden Krankenhausstandorte in Balingen und Albstadt demnächst in Versammlungen erklären.