"Bis jetzt gefällt’s mir", sagt Franz Keßler. Zum Jahresende ist der langjährige Leiter des Landwirtschaftsamts in den Ruhestand gegangen. Von Langeweile keine Spur. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Franz Keßler, Leiter des Landwirtschaftsamts des Zollernalbkreises, hat sich nach 25 Jahren in den Ruhestand verabschiedet

25 Jahre lang war er der erste Ansprechpartner für die Landwirte im Kreis: Franz Keßler, der Leiter des Landwirtschaftsamts im Zollernalbkreis, ist zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen. Langweilig, sagt er, sei es bis jetzt nicht gewesen.

Zollernalbkreis. Nach seinem Studium an der Universität Hohenheim hatte der frisch gebackene Agraringenieur zunächst an verschiedenen Arbeitsstellen Erfahrungen gesammelt: Nach einem ersten Zeitvertrag am Landwirtschaftsamt Buchen hatte er einen zweiten Zeitvertrag mit dem Landwirtschaftsministerium abgeschlossen. "Es war mordsspannend", erinnert er sich, "Ghana war damals ein großes Thema, Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser hatte ein Abkommen über Entwicklung und Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Land unterzeichnet." Franz Keßler betreute als Regierungsangestellter zehn Landwirtschaftslehrer aus Ghana. Später, beim Landwirtschaftsamt in Rottenburg, bildete er Chinesen fort: "Es war Neuland, das hatte man bis dahin nicht gemacht, ich habe mich reingeschafft."

Für Entwicklung und Zusammenarbeit war Keßler nach seinem Referendariat bis 1987 im Ministerium tätig. Danach, bis 1993, arbeitete er beim Landwirtschaftsamt Horb. Im November ’93 übernahm er die Leitung des Landwirtschaftsamts in Balingen – aus heutiger Sicht sei das die richtige Entscheidung gewesen. "Anfangs", erinnert er sich, "war es noch ein selbstständiges Amt. Erst 2005 wurde es ins Landratsamt integriert." Zwar habe man dadurch die Selbstständigkeit verloren, aber für die Arbeit als solche sei es ein Vorteil gewesen: "In vielen Fragen war ich auf die Ämter und Behörden angewiesen", sagt er. Zum Beispiel, was Boden, Wasser, Naturschutz, Bauvorhaben und Tierhaltung angeht. "Unter Kollegen", erklärt er, "war das einfacher."

Zuletzt hatte Keßler im Amt knapp 20 Mitarbeiter. Ganz großes Thema sei die Bio-Landwirtschaft gewesen: "Es ist in den letzten paar Jahren mehr geworden, auch im Bewusstsein." Einerseits liege das wohl an den Grünen in der Regierung, andererseits aber auch an der Beschaffenheit des Kreises: "Hier wird extensiv bewirtschaftet, es gibt 5000 Hektar geschützte Mähwiesen, damit liegt der Kreis an der Spitze in Baden-Württemberg. Und es gibt relativ wenig Viehhaltung." Stichwort geschützt: Auch mit den zahlreichen FFH-Gebieten habe er als Amtsleiter zu tun gehabt, habe prüfen müssen, "ob der artenreiche Zustand erhalten bleibt".

In manchen Fragen – etwa die Streichung der Zuschüsse für den Ostdorfer "Rinderflüsterers" Ernst Hermann Maier – habe man sich an die Weisungen des Regierungspräsidiums Tübingen halten müssen: "Das Regierungspräsidium ist weisungsbefugt. Neuerungen setzten sich im Lauf der Zeit zwar durch, aber die Ersten holen sich blutige Köpfe", weiß Keßler.

Ein Problem seien die immer engeren EU-Vorgaben, die zunehmende Kontrolldichte: "Manches kann man den Leuten nicht vermitteln. Manchmal musste ich einfach sagen: ›Das ist so!‹", schildert er die Situation. Ein großes Thema seien auch die Förderzuschüsse gewesen: "Wir mussten dafür sorgen, dass sie rechtzeitig ausbezahlt wurden, um die Leute nicht in Schwierigkeiten zu bringen." Zuweilen habe er seine Mitarbeiter auch beruhigen müssen: "Das kriegen wir hin", sagte er dann, "das ist nicht neu, das war alles schon mal da." Zum Beispiel die zunehmend geforderte Regionalität: "Schon 1994 hatten wir einen Bauernmarktverein gegründet zur Vermarktung der regionalen Produkte."

Ob ihm jetzt, im Ruhestand, etwas fehlen wird? Eher nicht, meint der 65-Jährige. Daheim in Tübingen-Bühl, wo er geboren ist und heute noch mit seiner Frau lebt, habe er viele Obstbäume, eine Streuobstwiese, den "landwirtschaftlichen Hintergrund". Um die wolle er sich jetzt mehr kümmern. Und seine beiden alten Traktoren pflegen. Den einen habe er gerade erst gekauft, den müsse er noch herrichten. Auch Brennholz müsse er machen. Und er habe einen großen Garten. Nebenbei, an der Uni Tübingen gebe es viele interessante Vorträge für Senioren, für die er bisher keine Zeit hatte: "Mir wird’s schon nicht langweilig."