Der Titel soll im Kopf entstehen. Keines der Bilder hat einen Namen. Foto: Thor Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Dem Elsässer und Wahl-Balinger Jean-Jacques Thor geht es beim Malen um Farbe und Form

Er heißt Jean-Jacques Thor, ist gebürtiger Elsässer und Wahl-Balinger. Seit zehn Jahren lebt er in der Eyachstadt, und überall in seiner Wohnung in der Liegnitzer Straße 3 hängen seine Gemälde. Mediterrane Landschaften, ein Bauernhaus in Heiligenzimmern, afrikanische Motive und Abstraktes. Derzeit stellt er in der Klinik in Sebastiansweiler aus.

Balingen. Für Kunst habe er sich schon immer interessiert, sagt der 74-Jährige und zeigt zwei hölzerne Kleiderbügel, die er vor vielen Jahren mit Acrylfarbe bemalt hat. Auf dem einen ist eine Gebirgslandschaft zu sehen, auf dem anderen Blumenmotive, wie man sie aus der Bauernmalerei kennt. "Das waren meine ersten Versuche", sagt er. "Es sieht katastrophal aus, ein Kind würde das besser hinkriegen." Aber von den beiden Kleiderbügeln würde er sich um nichts in der Welt trennen.

Genau so wenig wie er sich von den Bildern trennen würde, die in seiner Wohnung hängen: "Die sind nicht verkäuflich. Die gehören zur Familie", sagt er. Wenn er redet, wechselt er zwischen Schwäbisch und Badisch, und zuweilen meint man auch, den Franzosen herauszuhören. Auch an Truhen und Schränken habe er sich in der Anfangszeit versucht. Erst später habe er begonnen, mit Öl auf Leinwand zu malen, neuerdings auch auf Hartfaserplatten. Vor allem Landschaften seien es zunächst gewesen, später dann auch Porträts – unter anderem vom Papst, wie er verrät.

Nicht alles hat sich Thor selbst beigebracht. Er belegte Malkurse in der Kunstschule Hohenstein in Rottweil, lernte künstlerische Techniken und Anwendungen von dem Kunstdozenten Werner Steinmetz aus Dußlingen. Es entstanden die ersten Collagen und Bilder in Spachteltechnik.

Seit 50 Jahren lebt der gelernte Elektroniker für Energieanlagen, der heute noch für die Firma Aerolift arbeitet, in Deutschland. Nach Stationen in Spaichingen und Heiligenzimmern ist er vor einigen Jahren nach Balingen gezogen, "aus privaten Gründen", wie er sagt. Mittlerweile ist er hier heimisch geworden.

Gemalt hat er in dieser Zeit immer. Schon oft waren in den vergangenen Jahren Arbeiten von Jean-Jacques Thor zu sehen – unter anderem in Heiligenzimmern, im Pflegewohnhaus in Rosenfeld und in der Seniorenresidenz an der Eyach in Balingen, aber auch im Künstlerforum Überlingen, in Bad Dürrheim und Wittnau.

Die Reha-Klinik in Bad Sebastiansweiler habe er bei einem Aufenthalt dort kennengelernt, sagt er. "Abstrakte Kunst" heißt die Ausstellung, die bis 18. März dort zu sehen ist. Expressionismus? Impressionismus? Einflüsse gibt es, aber er will sich nicht festlegen. Genau so wenig wie er sich bei seinen abstrakten Bildern auf einen Titel festlegen will. Der Betrachter meint, einen Sonnenaufgang über dem Meer zu entdecken, eine Berglandschaft, einen Hafen, die Konturen eines Industriebetriebs. Und immer wieder tauchen schlanke menschliche Gestalten auf, die warten oder miteinander kommunizieren. "Der Betrachter soll den Bildern einen Namen geben", sagt Thor. "Mir geht es nur um die Optik, um die Farben und Formen. Ich habe beim Malen kein Bild im Kopf."

In seinem Atelier steht ein Ölgemälde auf der Staffelei. Eine mediterrane Landschaft am Meer, das er so liebt. Einen Urlaub könne er sich nur am Meer vorstellen, nicht in den Bergen, sagt er. Dort fühle er sich gut, könne freier atmen. Und betont: "Im Herzen bin ich ein Franzose geblieben." Daher habe er eine Partnerin gesucht, mit der er Französisch sprechen könne. Die habe er jetzt gefunden. Ein spätes Glück? "Mal sehen, wie es sich entwickelt."