Dreieinhalb Stunden Show: Tobias Sammet und seine Truppe. Foto: Engelhardt

Bang Your Head: Festival-Macher Horst Franz zuversichtlich: "Am 10. Juli geht die Post ab."

Balingen - Das Balinger Metal-Festival Bang Your Head geht vom 11. bis 13. Juli in die nächste Runde. Das Motto in 2019: "Beyond all Limits" (Jenseits aller Grenzen). Musiker wie Michael Schenker und Bands wie Avantasia feiern diesmal gemeinsam mit ihren Fans auf dem Messegelände.

Das Jahr 2018 hatte es für die Macher des Bang Your Head wahrlich in sich. Der sich verändernde Musikmarkt und die explodierenden Kosten beim Booking der Bands veranlassten den Organisator Horst Franz zu einem Statement, das noch lange nachhallen sollte.

Auf der großen Festivalbühne erzählte er kurz vor Ende des dreitägigen Events von den Herausforderungen, vor den alle Veranstalter dieser Tage stehen – und erhielt für seine offenen Worte viel Anerkennung. "Es hat mich überrascht, wieviel Feedback ich auf meine spontane Aktion bekommen habe", sagt Horst Franz. "Im Bereich des Heavy Metal bricht die alte Generation an Bands langsam weg, musikalisch müssen wir uns zwangsläufig umorientieren", erzählt der Festivalmacher. Das sei aber nur eine von vielen Aufgaben, die derzeit zu schultern seien. Gefälschte Tickets und Bons, immer höhere Ansprüche an die Organisation und nicht zuletzt die Digitalisierung in allen möglichen Bereichen würden sie auf Trab halten. "Wir arbeiten daran, jedes Jahr unser Festival noch ein klein wenig besser zu machen", betont Franz. Irgendwann werde dann alles unkompliziert und bargeldlos auf dem Festival laufen, noch sei man aber nicht soweit: "Wir möchten, dass sich unsere Gäste, die aus der ganzen Welt kommen, bei uns wohlfühlen und nehmen die Anregungen wie beispielsweise das Thema veganes Essen gerne auf."

Chance für jüngere Bands

Das Zusammenstellen der Bands im vergangenen Jahr sei eine wahre Kraftprobe gewesen, meint Franz: "Noch nie zuvor war es so schwierig, ein attraktives Line-up auf die Beine zustellen, es war zum Verzweifeln." So entschieden sich die Verantwortlichen schließlich, noch mehr als bisher jüngeren Metalbands eine Chance zu geben. "Die Resonanz war überwältigend", freut sich der Organisator: "Die junge Garde hat auf der Bühne alles gegeben und auch die Zweifler überzeugt."

Viel war auch über die Band zum Abschluss des Festivals diskutiert worden. Einige Metalfans hatten ihre Zweifel, ob Powerwolf ein würdiger Headliner sei. "Attila ist ein guter Bekannter und hat zusammen mit seinen Jungs eine großartige Show abgeliefert, für die wir im Nachhinein extrem viel Lob bekommen haben", so Franz.

"So schwierig die Bandsuche für das Bang Your Head 2018 war, so schnell fruchteten unsere Bemühungen für die Ausgabe 2019", sagt der Bang Your Head-Macher. Anfang Oktober begann der Organisator mit der Akquise, zur BYH-Weihnachtsfeier Anfang Dezember sei dann das komplette Programm bereits gestanden: "So früh wie noch nie, das war eine echte Erleichterung." Denn so konnten die Bands auch schon viel früher als sonst bekannt gegeben werden: "Natürlich gab es auch dieses Mal noch vertragliche Regelungen, nicht zu früh mit dem einen oder anderen Künstler in die Werbung zu gehen, aber wir sind mehr als zufrieden."

Und das kann Horst Franz beim Blick auf den gut laufenden Vorverkauf und die Bandnamen auch sein. Bereits bei der Aufwärm-Party am Mittwoch, 10. Juli, geht die Post so richtig ab. Ihren Heimvorteil dürfen die vier Jungs von Endlevel ausspielen, wenn sie um 19 Uhr mit ihrem Mix aus Death- und Thrash-Metal die Messehalle brutal aus ihrem Dornröschenschlaf holen werden. Insgesamt fünf Bands werden an diesem Abend zu sehen und vor allem zu hören sein, darunter auch alte Bekannte wie Grave Digger und Battle Beast.

Für die ersten Klänge auf der Open-Air-Bühne sorgen am Donnerstag, 11. Juli, Stormwarrior (11.30 Uhr). Die Hamburger Formation wird mit melodischem Power Metal für einen erfrischenden Wind auf dem Messeglände sorgen. Viele Freunde haben sich Hardcore Superstar (17.20 bis 18.20 Uhr) bei ihren bisherigen drei Auftritten in Balingen gemacht, und auch dieses Mal werden die Musiker aus Göteborg mit ihrem Hardrock und jeder Menge Bühnenenergie für den richtigen Festivalsound und Partystimmung sorgen.

Der Ausnahmegitarrist Michael Schenker ist in Balingen ebenfalls kein Unbekannter. Auch dieses Mal wird der Gitarrenvirtuoase aus Hannover seine Fans verzaubern. Zweieinhalb Stunden werden die Besucher bekanntes, aber auch neues Material zu hören bekommen. Denn der Gitarrist hat sich mit einigen seiner ehemaligen Weggefährten wieder zusammengetan und Michael Schenker Fest aus der Taufe gehoben. Mit Sängern wie Gary Barden, Graham Bonnet und Robin McAuley sind so neue Songs entstanden. Das erste Album Resurrection übertraf bereits alle Erwartungen und hat die Musiker geradezu beflügelt. Im September soll das zweite Album Revelation auf den Markt kommen, Stücke daraus werden die Besucher des Balinger Metal-Festivals sicherlich kredenzt bekommen.

Lokalkolorit gibt es zum Start des zweiten Open-Air-Tags um 11.30 Uhr. Die Jungs von Traitor frönen ganz unverhohlen ihren Vorlieben zu traditionellem Thrash Metal. Im vergangenen Jahr brachten sie in Wacken die Bühne zum Beben, dieses Mal muss Balingen dran glauben. Abwechslungsreich geht es dann durch den Tag, unter den illustren Gästen auf der Hauptbühne sind die Schweden von Dark Tranquillity (18.25 Uhr), die den melodischen Death Metal nachhaltig geprägt haben. Eine 80er-Party der anderen Art wird es zum Abschluss des Freitags geben. Die Musiker von Steel Panther haben sich dem Glam Metal verschrieben und verströmen bei ihren Auftritten jede Menge Spaß.

Finale mit All-Star-Projekt

Mit großen Schritten geht es am Samstag, 13. Juli, dann Richtung großes Finale. Bands wie Flotsam and Jetsam, Candlemass und Skid Row bereiten den Weg für Avantasia. Multitalent Tobias Sammet konnte bereits mit seiner Band Edguy große Erfolge feiern, mit dem All-Star-Projekt Avantasia ist dem Musiker, Komponisten und Produzenten aber etwas Einmaliges gelungen. Was mit "The Metal Opera" 2001 als Experiment begann, hat sich zu einem Welterfolg entwickelt. Auch dank der opulenten Bühnenshows, in denen hochkarätige Gastmusiker wie Bob Catley, Ronnie Atkins oder Eric Martin auftreten. Sammet und seine Truppe haben viel zu erzählen – und sie bekommen von Horst Franz reichlich Zeit dafür: Dreieinhalb Stunden werden Sammet und Co. aufspielen und damit ähnlich lang wie bei ihrer aktuellen Welttournee.