Zwei Autos rollen über die Bahnhofstraße in Balingen – und vorbei an der Messstelle der LUBW. An dieser wie an den anderen Messstationen in der Wilhelmstraße sowie in Endingen wurden in diesem Jahr Stickstoffdioxidwerte registriert, die jenseits des gesetzlich Erlaubten liegen. Foto: Maier

Weiter Überschreitungen bei Stickstoffdioxid in Balingen. Stimmen zur Umweltzone.

Balingen - Die Belastung der Balinger Luft mit Stickstoffdioxid war zuletzt erneut unerlaubt hoch. Wegen der anhaltenden Überschreitung führt an der Umweltzone samt Pflicht zur grünen Plakette für Autos wohl kein Weg vorbei.

Auch während des dritten Messzyklus’ der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) ist zwischen Ende Januar und Anfang Februar an den drei Messstellen in Endingen sowie in der Balinger Innenstadt eine jenseits des Grenzwerts liegende Belastung mit Stickstoffdioxid registriert worden. Das sagte ein Sprecher des Tübinger Regierungspräsidiums am Montag unserer Zeitung.

Bereits in der vergangenen Woche waren die Ergebnisse der ersten beiden Messzyklen bekannt geworden: Fünf der sechs Messergebnisse lagen zum Teil deutlich über dem gesetzlich zugelassenen Grenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft (wir berichteten).

Wird der Grenzwert für Stickstoffdioxid überschritten, ist das Regierungspräsidium Tübingen gesetzlich dazu verpflichtet, einen Luftreinhalteplan aufzustellen. Ein solcher ist seit Anfang des Jahres für Balingen in Kraft: Umgesetzt wurde bisher das ganztägige Tempolimit von 30 Stundenkilometern in der Endinger Ortsdurchfahrt.

Die neuerlichen Messungen, die die Balinger Stadtverwaltung gefordert hatte, bestätigen nunmehr, dass der Luftreinhalteplan für Balingen erforderlich und eine Umweltzone wohl unvermeidlich ist. Diese wird aller Voraussicht nach für das ganze Balinger Stadtgebiet eingeführt, inklusive der Bundesstraßen 27 und 463. Damit müssen künftig alle Autos eine grüne Plakette haben, die in oder durch Balingen fahren. Die Fachleute des Referats Luftreinhaltung des RP Tübingen würden nun, da die Ergebnisse des dritten Messzyklus’ vorliegen, bald darüber entscheiden, ob und wann die Umweltzone in Balingen eingeführt wird, so der Behördensprecher.

Derweil haben sich bereits viele Autofahrer mit der Umweltzone befasst. Johannes Klingler aus Frommern etwa hält diese für "grenzwertig". Der 42-Jährige fährt einen Mazda 5 mit Dieselkraftstoff und sagt: "Ich verstehe die Problematik der Umweltbelastung. Aber gerade für Fahrer von älteren Dieselfahrzeugen ist das schon hart. Man sollte zumindest für längere Übergangszeiten sorgen."

Unsicher darüber, ob eine grüne Zone überhaupt Auswirkungen auf die Umwelt hat, ist Ulrike Widmann. Die Balingerin fährt einen VW Touran, einen Benziner. Sie könne die Entscheidung nachvollziehen und sieht sie zugleich gelassen: "Die meisten haben ja eh’ schon eine grüne Plakette."

"Die größte Abzocke überhaupt", nennt Alexander Fleitling aus Bisingen die Plakettenpflicht. Der 36-Jährige fährt einen neuen Audi mit Diesel, hat schon eine grüne Plakette, zeigt aber dennoch wenig Verständnis: "Die sollten mal bei den großen Firmen anfangen, damit die gescheite Alternativen mit neuen Technologien auf den Markt bringen." Dass die "kleinen Autofahrer" jetzt zum Kauf von neuen Autos "verdonnert" würden, sei der falsche Weg.

Siegfried Scherer aus Bisingen sieht ebenfalls insbesondere die Industrie mehr in der Pflicht. Er ist mit einem BMW-Diesel unterwegs und findet eine Umweltzone "vollkommen okay." Gerade die Autohersteller müssten sich seiner Meinung nach mal selbst an die eigene Nase fassen, zum Beispiel im Hinblick auf den Diesel-Skandal bei VW. Alle sollten mehr für bezahlbare, saubere Alternativen sorgen. "Allgemein sind wir beim Umweltschutz viel zu spät dran", sagt er.

Willi Schweizer aus Frommern versucht bereits, seinen Teil zu einer saubereren Luft beizutragen: Der 65-Jährige fährt hauptsächlich mit dem Fahrrad. "Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit dem Auto in Balingen unterwegs war." Seinen Benziner der Marke Seat brauche er nur für längere Strecken. "Und wenn es mit der Umweltzone so weit ist, akzeptiere ich das auch gerne", sagt er.

Ähnlich denkt auch Martina Berger aus Balingen. Die 49-Jährige hat ein neues Dieselfahrzeug: "Ich finde eine Umweltzone gut. Ich habe auch schon eine grüne Plakette. Aber insgesamt sollten wir alle uns darauf besinnen, mehr Dinge zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen", findet sie.