Im Rahmen des coronabedingt Möglichen ist die Veranstaltung "Menschen von hier" in der Heilig-Geist-Kirche gut besucht gewesen. Bürgermeister Reinhold Schäfer, Pastoralassistentin Lisa-Maria Burger, Pfarrer Christoph Braunmiller sowie Luise Lohrmann, stellvertretende Bürgermeisterin in Rosenfeld, haben zu Glaubensfragen Stellung genommen. Foto: Stotz Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Reinhold Schäfer, Luise Lohrmann und Christoph Braunmiller in Heilig-Geist-Kirche

Balingen. "Ich freue mich, dass da heute mal wieder richtige Menschen sitzen, für die ich Musik machen kann", so Tobias Conzelmann, Singer und Songwriter aus Meßstetten, in der Heilig-Geist-Kirche beim zweiten Abend der Reihe "Menschen von hier". Weggefährten sprach er an, die es ebenso genossen, sich mit anderen "richtigen" Menschen wieder treffen zu können. Und gekommen waren so viele, wie die Abstandsregeln in der Heilig-Geist-Kirche zuließen.

Es war bereits die zweite Veranstaltung des Katholischen Dekanats Balingen und der Katholischen Erwachsenenbildung Zollernalbkreis. Die Gäste erzählten an diesem Abend von ihrem Glauben. Moderiert wurde der Abend von Dekanatsreferent Achim Wicker und Monika Blocher, Leiterin der Geschäftsstelle der Katholischen Erwachsenenbildung.

Den Anfang machte der Balinger Bürgermeister Reinhold Schäfer, der bereits von Kindesbeinen an sowohl durch seine Eltern als auch durch das Internat im Glauben verwurzelt ist. Glauben heiße für ihn Vertrauen; auch in schweren Zeiten. Dabei habe ihm nicht nur einmal der Heilige Franziskus geholfen, der einmal gesagt habe: "Gott gebe mir die Kraft, wo ich etwas verändern kann, etwas zu ändern. Wenn ich aber nichts ändern kann, gebe er mir die Kraft, es dabei zu belassen. Und vor allem gebe er mir die Weisheit, das zu erkennen."

Ebenfalls fest im katholischen Glauben ist Luise Lohrmann, stellvertretende Bürgermeisterin in Rosenfeld. Zusammen mit ihrem Ehemann führt sie den Jakobshof in Heiligenzimmern. Auf die Frage: "Hat die Coronazeit Ihren Glauben verändert?" erzählte sie bereitwillig von der bedrückenden Erfahrung, einen geliebten Menschen beerdigen zu müssen und die Trauer ohne die Hilfe der Kirche zu bewältigen. Trotzdem habe sie bislang in ihrem Leben, gestärkt durch ihren festen Glauben und von vielen Schutzengeln behütet, sicher sein können, dass nach diesem irdischen Dasein noch etwas komme.

Gemeinsam "Vater unser"

Als Vertreterin der jungen, technikaffinen Generation sprach Pastoralreferentin Lisa-Maria Burger davon, wie sie nicht zuletzt durch die Geburt ihrer geistig und körperlich behinderten Schwester zum Glauben gekommen sei. Während der Pandemie empfinde sie es als sehr hilfreich, dass es beispielsweise immer mehr Gottesdienste auf Instagram und weiteren sozialen Netzwerken gebe. So habe der Austausch zwischen gläubigen Christen an Kreativität gewinnen können. "Mein Glaube lässt sich nicht von meinem Leben trennen", resümierte sie.

Christoph Braunmiller, evangelischer Pfarrer auf Schmieden und in Engstlatt, ergänzte die Runde zur Ökumene. Er habe in den vergangenen Wochen und Monaten die Erfahrung gemacht, dass die Gemeinschaft zwar gefehlt habe. Dennoch konnte er gleichzeitig feststellen, dass Menschen für die unterschiedlichsten Arten der Unterstützung sehr dankbar seien. Als Beispiel nannte er die Aktion "Licht der Hoffnung", bei der jeden Abend die Kirchenglocken läuteten und die Menschen ein Licht ins Fenster stellten. Dazu beteten sie gemeinsam das "Vater unser". Viele weitere Rituale, wie beispielsweise das Tischgebet, stärkten seinen Glauben täglich. Er empfinde darüber hinaus, dass der Glaube das letzte Tabu in unserer Gesellschaft sei. Das gelte es unbedingt zu ändern. Dazu passte ein Song von Xavier Naidoo: "Was wir alleine nicht schaffen, schaffen wir dann zusammen.", den Tobias Conzelmann wiederum eindrucksvoll vortrug.

Wer weiter mit den Menschen von hier seinen Glauben stärken möchte, hat dazu am Mittwoch, 15. Juli, in der Kirche St. Elisabeth in Tailfingen die Gelegenheit. Dort lesen die Gäste aus ihren Lieblingsbüchern.