Legendäre Kneipe: Karl-Heinz "Kali" Braun betrieb die "Römerklause" in Balingen, sie sei sein Wohnzimmer, sagte er oft. Foto: Maier

Balinger Gastronom Karl-Heinz Braun, Inhaber der Römerklause und des WOM, stirbt mit 65 Jahren.

Balingen - Die "Römerklause" bleibt am Dienstag geschlossen. Normalerweise kann man hier im Herzen der Balinger Innenstadt vormittags schon einkehren, aber es ist kein normaler Tag. Vor der Tür steht eine Kerze. Karl-Heinz Braun, der Inhaber, Gastronom und Diskothekenbetreiber, den alle nur "Kali" nannten, ist im Alter von 65 Jahren gestorben.

Die Nachricht machte in Balingen schnell die Runde, viele sind betroffen, weil viele ihn kannten und schätzten: als Mensch, als Wirt, als Freund. Während seines gesamten Berufslebens war "Kali" nahe und in der Gastronomie unterwegs – er schuf Räume für Leute, die abseits des Mainstreams unterwegs waren und sind.

Karl-Heinz Braun wurde 1952 in Balingen geboren, er wuchs am hinteren Heuberg auf, ging zur Sichelschule und absolvierte anschließend eine Lehre zum Bierbrauer bei der Adlerbrauerei. Anschließend arbeitete er in Brauereien in Oberndorf und Ulm, ehe er 1981 seine erste eigene Kneipe in Balingen aufmachte: den "Römer". Schon ein Jahr später eröffnete er die mittlerweile legendäre "Römerklause" in der Innenstadt. Ebenso betrieb er das Schützenhaus Galgenhölzle in Heselwangen, auch als "Tenne" bekannt. Doch dabei blieb es nicht.

Ende der 1980er-Jahre stieg Karl-Heinz Braun ins Diskothekengeschäft ein. Nach dem "Crazy" in Ebingen und demjenigen in Sigmaringen eröffnete er 1994 das WOM in Balingen – auch das eine legendäre Einrichtung, mit dem Dragster auf dem Dach, dem roten Doppeldecker-Diskobus vor der Tür und im Innern Motoräder an den Decken und in Glasvitrinen. Mitte der 2000er-Jahre, als die Disko für Pflanzen-Mauk weichen musste, zog das WOM nach Hechingen um, wo es bis heute besteht.

Bis zuletzt stand Karl-Heinz Braun vor allem in der "Römerklause", seinem "Wohnzimmer", hinterm Tresen. Bemerkenswert: Trotz seines Berufs trank er keinen Tropfen Alkohol und rauchte auch nicht. Gesundheitlich war er zuletzt angeschlagen, dennoch kommt sein Tod nach Angaben von Angehörigen plötzlich und unerwartet.

Wie sehr Beruf und Privatleben bei Karl-Heinz Braun oftmals eins waren, zeigt sich an den regelmäßigen Ausflügen, die er mit Gästen und Freunden der "Römerklause" unternahm: Zuletzt im Frühjahr war eine Gruppe in Andalusien mit Motorrädern unterwegs. "Kali" fuhr mit Transporter, Anhänger und den Maschinen gen Süden, die anderen nahmen den Flieger. Gemeinsam erlebten sie eine gute Zeit.

Die "Römerklause" bleibt diese Woche noch geschlossen. Nächste Woche sollen die Türen wieder aufgehen, es geht weiter, irgendwie. Ganz anders als bisher, ohne "Kali", ohne die Seele des Ladens.

Die Trauerfeier für Karl-Heinz Braun findet am Freitag, 8. Dezember, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof in Frommern statt.