Hund Leo überwacht, wie Albrecht Hauser Salatköpfe schneidet. Der Geislinger Gärtner, eine Institution auf dem Balinger Wochenmarkt, ist dort an diesem Samstag zum letzten Mal mit einem Stand vertreten. Foto: Maier

Geislinger Gärtner Albrecht Hauser ist an diesem Samstag zum letzten Mal in Balingen.

Balingen/Geislingen - Albrecht Hauser sitzt am Donnerstag in dem kleinen Büro seiner Gärtnerei in Geislingen und ringt mit den Worten. "Es fällt mir verdammt schwer", sagt er. Immer wieder. "So verdammt schwer." Gemeint ist sein Abschied vom Balinger Wochenmarkt. Als achtjähriger Bub, so seine Erinnerung, begleitete er einst seinen Vater Ulrich Hauser erstmals dorthin, an diesem Samstag ist der 65-Jährige mit seinem Gärtnereiangebot dort zum letzten Mal vertreten. Für den Balinger Samstagsmarkt ist es das Ende einer Ära.

Übers Aufhören denkt Albrecht Hauser schon einige Zeit lang nach. Es tatsächlich zu tun, sei dann aber doch noch einmal etwas anderes. Verdammt schwer. Verschiedene Gründe hätten letztlich dazu geführt, dass er nun einen behutsamen Ausstieg aus dem Berufsleben vollzieht. Einer davon ist der Umstand, dass für die Gärtnerei kein Nachfolger bereitsteht. Die Töchter Heidi und Ines helfen zwar regelmäßig auf dem Markt mit, haben aber wie die Älteste Meike andere Hauptberufe.

Ein weiterer Anlass war der dreiste Raub seiner Tageseinnahmen auf dem Markt im April dieses Jahres. Das habe ihn wochenlang schwer beschäftigt, und es habe ihn frustriert. Dazu kommen gesundheitliche Aspekte. Hauser sagt, derzeit fühle er sich zwar fit. Gleichwohl ist auch wahr: Ein Marktbeschicker wie er hat einen körperlich anstrengenden Job.

Kunden sind "die besten der Welt"

Samstagmorgens um 4 Uhr klingelte für Hauser in den vergangenen Jahren stets der Wecker, nach Kaffee und Zeitung belud er den Lastwagen mit der Ware und fuhr nach Balingen. Dort Aufbau des Stands ab ungefähr 5.30 Uhr, die ersten Kunden rund eine Stunde später. Geschäft bis 13 Uhr, dann zusammenpacken, zurück nach Geislingen. Das Gemüse ins Kühlhaus, Pflanzen gießen. Früher habe er das locker gepackt, sagt Hauser, sei danach wieder zur Arbeit ins Gewächshaus oder aufs Feld gegangen. Heute genieße er es, sagt Hauser, nach dem Wochenmarkt einfach nach Hause zu gehen und auf dem Sofa eine Stunde abzuliegen.

Über die Jahre und Jahrzehnte sei ihm der Balinger Markt ans Herz gewachsen, sagt Hauser. Die Kunden dort seien "die besten der Welt". Mit seinen Produkten, vor allem dem selbst angebauten Gemüse, lag Hauser im Trend. Mit seinen alten Tomatensorten etwa habe er "einen Nerv getroffen".

Albrecht Hauser ist in einem Alter, in dem man eigentlich guten Gewissens den Rückzug aus dem Berufsleben machen kann. Unter seinen Jahrgängern in Geislingen, sagt er, sei er der Letzte, der noch arbeitet.

In Geislingen packt er weiter mit an

Der Abschied vom Balinger Wochenmarkt ist für Hauser ein schmerzvoller Schritt, für den Betrieb ist es ein Einschnitt. Die Gärtnerei in Geislingen wurde von Vater Ulrich Hauser gegründet, alles fing an mit einem Frühbeetkasten und dem Verkauf von Samen. Heute umfasst der Betrieb fünf Hektar Freiland und 7000 Quadratmeter Fläche in Gewächshäusern. Die Gärtnerei belieferte den Großmarkt in Reutlingen sowie Einzelhändler in der Region über Jahre mit Schnittblumen und Pflanzen. Dieses Geschäft hat Albrecht Hauser bereits zurückgefahren.

Die Produktion in der Gärtnerei will Albrecht Hauser künftig im "kleineren Rahmen" weiterführen. Zwei Gärtner waren bei ihm angestellt, sie haben anderweitig Arbeit gefunden. Albrecht Hauser arbeitet ("schaffa isch schee") künftig allein, er leitet und koordiniert nicht mehr hauptsächlich die Tätigkeiten anderer, sondern packt, unterstützt von Aushilfen, selbst mit an. Wunderbar sei das, sagt er: "Gärtner – das ist der schönste Beruf der Welt." Es hört sich so an, als habe er neuen Spaß daran gefunden, als sei nach der Entscheidung mit Balingen auch Druck abgefallen.

Weiter bestehen bleibt das Geschäft der Hausers in der Geislinger Ortsmitte, und auch auf dem Weilstettener Wochenmarkt wird Albrecht Hauser weiterhin mit seinem Stand vertreten sein. Wie lange er noch arbeiten will? "Solange es Spaß macht."

Die Nachfolge für die Gärtnerei Hauser auf dem Balinger Wochenmarkt ist geklärt: Den attraktiven Standplatz wird die Ostdorfer Gärtnerei Sämann zum 7. September übernehmen. Seniorchef Ernst Bächtle (72) ist ein erfahrener Marktbeschicker: Seit fünf Jahrzehnten ist er auf den Märkten in Ebingen und Tailfingen dabei. Angeboten werden sollen Gemüse, Pflanzen und Schnittblumen aus eigenem Anbau.