Die siebenjährige Sophia malt auf der Wiese vor dem Kunstzelt Bilder, die sich um das Thema Bewegung drehen. Fotos: Smaoui Foto: Schwarzwälder-Bote

Freizeit: Kinder nehmen an Programm im Kunstzelt vor der Stadthalle teil / "Das ist wie im Kunstunterricht"

Vorsichtig zieht Sophia mit ihrem Pinsel einen Strich, dann einen zweiten. "Der macht einen Spagatsprung", sagt sie. Sie nimmt selbst Anlauf und springt. Im Kunstzelt der Balinger Stadthalle war Sophia am Sonntag eine von neun Kindern, die Bewegung in ihre Bilder gebracht haben.

Balingen. "Ich war schon mal hier", sagt Sophia. "Das macht total Spaß." Die Siebenjährige nimmt wie acht Kinder an dem Programm der Jugendkunstschule teil. Das heißt: Sonntags rein ins Kunstzelt neben der Stadthalle und malen. "Wir haben oft Klassen hier", sagt Hanna Keul, Kunstlehrerin in Balingen, die das Programm mitbetreut. "Aber sonntags können die Kinder einfach kommen und sich direkt anmelden."

Was gemacht wird, entscheidet sich dann vor Ort. Klar ist: Es geht um Kirchner. Und der werde den Kindern so gut es geht nähergebracht. "Ein Teil des zweistündigen Programms ist natürlich der Besuch der Ausstellung", so Keul. Bewegung, Landschaften, Porträts – die Kinder lernen viele Bilder des expressionistischen Künstlers kennen. "Dazu gehören auch die Aktbilder", sagt Hanna Keul. "Wir versuchen, die Natürlichkeit kindgerecht hervorzuheben; und das klappt immer ganz gut."

Nach der Ausstellung geht es für die Kinder ans Werk. So auch gestern. Auf dem Programm steht: Bewegung. "Kirchners Bilder beinhalten auch sehr viel Bewegung", sagt Keul. Das versuchen die Kinder jetzt auch in ihre eigenen Bilder zu bringen. An den kleinen Staffeln, die unter den Bäumen neben dem Kunstzelt aufgebaut sind, bewegen die Kinder ihre Pinsel flink über die großen Papierbögen. An Fantasie mangelt es keinem. Die achtjährige Clara malt eine Figur, die ein Rad mit einer Hand macht. Warum? "Na weil ich das auch kann", sagt sie. Ganz klar. Robin malt einen Mann, der einen Kopfstand macht.

Die Kinder orientieren sich an dem, was sie kennen und können. "Ein Junge hat uns sogar schon einen Breakdance gezeigt", sagt Keul. Die Realschullehrerin geht immer wieder herum, gibt Tipps, erklärt, motiviert. "Die Kinder sind ganz unterschiedlich", sagt sie. "Manche brauchen viele Instruktionen, andere fangen sofort an zu malen und wissen, worauf sie hinaus wollen." Das Alter der Teilnehmer sei dabei zweitrangig.

Gemalt wird vor allem mit Tempera, Wachsmalstiften und Bleistiften. Im Zelt finden sich zahlreiche Blöcke, Pinsel, Wassereimer zum Auswaschen – Material, das die Volkshochschule gestellt hat. "Die Kinder zahlen lediglich eine kleine Gebühr", sagt Keul.

Wie viele Kinder das offene Angebot sonntags nutzen, sei ganz unterschiedlich. "Wir hatten auch schon mal einen Tag, da war niemand da, weil alle im Freibad waren", sagt Keul. Aber ansonsten sei das Kunstzelt gut besucht. "Viele Eltern und Großeltern kommen auch mit und besuchen in der Zwischenzeit die Ausstellung", sagt sie. Wie auch Sophias Großvater, der seine Enkelin in ihrem künstlerischen Interesse fördert. "Ich habe sie auch schon mal mit nach Überlingen zu einem Künstler genommen", sagt er. "Da war sie total begeistert."

Das Interesse an der Kunst sei für die Kinder sehr unterschiedlich. "Manche kommen am nächsten Sonntag wieder, andere nicht", so Keul. Manche blieben dabei. "Das unterscheidet sich nicht vom Kunstunterricht in der Schule."