Uwe Zellmer will Unternehmer und Kreative zusammenbringen. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Initiative "Freiraum" wirbt für "Wirtschaft trifft Kunst" / Musiker, Künstler und Kabarettist stehen parat

"Die Location isch ja faschd a bissle wie in Neukölln", so Uwe Zellmer im Scherz. Der ehemalige Intendant des Theaters Lindenhof hat für den entspannten Start einer Veranstaltung der Initiative "Freiraum" in der alten Frommerner Schwelhalle gesorgt.

Balingen. Um Zukunft und Wandel gehe es bei der Aktion "Wirtschaft trifft Kunst", sagte "Freiraum"-Mitglied Frank Türke. Der Verein wolle die Kreativität in der Region fördern, Menschen den dafür notwendigen "Freiraum" schaffen. Dass das auch und besonders Unternehmer angehe, betonten die beiden Unterstützer der Initiative, Bernd Hauser und Ralf Setzer, als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer eher "Zahlenmenschen". Sie hielten fest: "Man muss aber auch mal die andere Gehirnhälfte anstrengen, um kreativ neue Wege zum Erfolg zu finden."

Einer, der das gemacht hat, ist Martin Rath. Der Reutlinger Rechtsanwalt fand seinen Ausgleich im Sammeln von Bildern, die Maler rund um die Schwäbische Alb in den vergangenen 150 Jahren geschaffen haben. Die schiere Menge verstopfte irgendwann sein Haus. Als er von einem frei werdenden Lager in Münsingen hörte, war sein Entschluss klar.

"Ich wusste, dass das keine angestaubte Kunst ist", sagt der Jurist, der in Münsingen das Albmaler-Museum geschaffen hat. "Wir wollen sogar, dass die Besucher fotografieren", sagte er. Und an die Adresse der fast hundert Besucher gewandt: "Schaffen Sie etwas Fotogenes, das garantiert Aufmerksamkeit." Koordiniert wird das "Freiraum"-Projekt vom Balinger Künstler Michl Brenner. Gemeinsam mit Kreativen lädt er Unternehmen ein, mit den Mitarbeitern "mal etwas ganz anderes auszuprobieren". Es gehe um Spaß, Lust und Lebensfreude. Ob dann der große Erfolg dabei herauskomme, sei erst einmal egal. Ideen müssten wachsen, Impulse bekommen, manchmal aus ganz anderen Ecken.

Eine solche bietet Joachim Finke an. Er ist Lehrer an der Lochenschule Weilstetten und betreut dort das Sportprogramm. Für die Kinder gibt es einen Niedrig-Seilgarten, der nur im Team und mit Kreativität geschafft werden kann, um an Ende an die Schatzkiste zu gelangen. "Das wäre doch eine gute Sache für Azubis", warb der Pädagoge.

Für Michl Brenner fängt die Kreativitätsbremse bereits in der Schule an: "Die Kinder rechnen endlos, Sprache wird zerlegt." Der Spaß bleibe als erstes auf der Strecke: "Ein Desaster." Mit Routine, Kritik und Hierarchien nennt er weitere Kreativitätskiller, die in so mancher Firma das eigentlich große Potenzial bremsten.

Hier setzt "Freiraum" an. Mit an Bord ist zum Beispiel der Komponist Uli Kieckbusch. Er kann sich vorstellen, gemeinsam mit den Firmen eine eigene Melodie für die oft eintönigen Warteschleifen zu komponieren. Kabarettist Boris Retzlaff tritt mit einem Paket zu Sprechen, Rhetorik und öffentlichem Sprechen an. Ina Petri ist Kunsttherapeutin und sagte am Montag: "Hätte ich während meiner Zeit bei einer großen Bank nicht meine Malerei gehabt, wäre ich im Burnout geendet."