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Aber deutlich zu wenig Niederschlag: Karl-Heinz Jetter präsentiert aktuelle Daten seiner Wetterstation in Heselwangen

Eine Winzigkeit kälter als der langjährige Durchschnitt trotz reichlich Sonnenschein, und wiederum zu trocken: So lautet die Kurzbilanz über den Witterungsverlauf im eben zu Ende gegangenen Mai. Das zeigen die Daten der Wetterstation von Karl-Heinz Jetter in Heselwangen.

Balingen-Heselwangen (jet). Zur Einordnung: Im Mittel der Vergleichsperiode (1981 bis 2010) war es in der Region im Mai durchschnittlich 12,6 Grad warm, an Niederschlag fielen 109,5 Liter pro Quadratmeter, und die Sonne schien 204,1 Stunden lang. Der diesjährige Mai brachte es dagegen auf eine Mitteltemperatur von 12,5 Grad, 69,9 Liter Regen, doch stattliche 286,5 Sonnenscheinstunden.

Mit dem Mai endet für die Meteorologen das Frühjahr, das in der Rückschau mit 9,8 Grad um 1,5 Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt ausfiel. Es war heuer wesentlich trockener als üblich – hier stehen sich 106,4 Liter gegenüber durchschnittlich 233,7 Liter gegenüber. Doch beim Sonnenschein sieht es so aus, dass in allen drei Frühlingsmonaten die Sonne überaus reichlich schien – in der Summe 804,8 Stunden. Damit war der Frühling 2020 zum sonnenscheinreichsten seit mindestens 30 Jahren.

Der diesjährige Mai begann mit relativ kühlen Temperaturen und mit etwas Regen. Der Regen war aber mehr als willkommen, ging doch ein extrem trockener April voraus. Doch nach 6,8 Litern in den ersten fünf Maitagen war wieder Schluss mit Regen, die Trockenheit setzte sich fort. Es wurde zunehmend sonniger und wärmer. In den sternklaren Nächten ging aber die Temperatur bis fast an die Frostgrenze zurück. Am 7. Mai gab es mit minus 1,2 Grad nochmals Bodenfrost. Einen Tag später, am 8. Mai, wurde mit 26 Grad der erste Sommertag (25 Grad und mehr) registriert. Doch dann ging es mit den Temperaturen buchstäblich in den Keller – die Eisheiligen standen an. Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia, die in diesem Jahr pünktlich und mit einem Temperatursturz von rund 10 Grad eintrafen, drückten die Monatsdurchschnittstemperatur.

Sie sind ein sogenannter Witterungsregelfall, auch Wettersingularität genannt, das bedeutet in diesem Falle, dass ein Temperaturrückgang während der Zeit vom 12. bis 15. Mai (richtiger Weise eigentlich erst um den 22. Mai herum, wo die Eisheiligen" nach der Kalenderreform ihren Platz hätten) mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent Jahr für Jahr eintritt. Ursache solcher Kaltlufteinbrüche in dieser Zeit mit ungemütlichen Temperaturen sind Nord- oder Nordwestwetterlagen, die arktische Polarluft auf direktem Wege nach Mitteleuropa führen. In diesem Jahr waren sie spürbar, die Tagesmitteltemperaturen blieben unter 10 Grad.

Danach wurde es wieder wärmer, und nach einem sonnigen Vatertag wurde am 22. Mai der Monatshöchstwert von 26,4 Grad registriert. In der Nacht zum Folgetag und dann tagsüber regnete es heftig, 24,8 Liter waren es in der Summe.

Insgesamt aber weist der Mai trotzdem ein Regendefizit aus. An Niederschlag fallen im Mai durchschnittlich 109,5 Liter pro Quadratmeter, was den Mai zum niederschlagsreichsten Monat im ganzen Jahr macht. Heuer sind in der Summe lediglich 69,9 Liter gefallen, und übers bisherige Jahr betrachtet sieht es so aus, dass abgesehen vom Februar alle Monate zu trocken ausfielen.

Die letzte Woche im Mai war recht sonnig. Ein kräftiges Hochdruckgebiet bestimmte das Wetter in der Region. Da es mit dem Kern über Nordeuropa lag und die Luftmassen sich um den Kern im Uhrzeigersinn drehen, blies zu uns ein kühler, unangenehmer und austrocknender Nordostwind. Und so blieben die Tageshöchstwerte bis zum Monatsende meist unter 20 Grad Celsius. Am Monatsletzten, am Pfingstsonntag, schien die Sonne 13,7 Stunden doch als Tageshöchsttemperatur wurden nur 19,4 Grad angezeigt.